Es regnet. Und Regentag ist Museumstag. Juhuu! Also schauen wir uns im
Museum Kunst der Westküste (MKdW) in Alkersum um. Es ist ein weit über Föhrs Grenzen bekanntes Museum. Aber in diesem Jahr hat es nicht so viel Strahlkraft wie sonst, finde ich. Eingeschränkte
Öffnungszeiten, eine lange Menschenschlange bis auf die Straße und Masken-Pflicht nerven. Das schöne Museumscafé hat gar nicht geöffnet und wir dürfen in viele Räume nicht hinein.
Ich werde die ganze Zeit streng von sehr gewissenhaften Mitarbeiterinnen beäugt und konzentriere mich darauf, Abstand einzuhalten. Es fällt mir schwer, mich auf die modernen Installationen, die gerade Teil der saisonalen Ausstellung sind, einzulassen. So richtig verstehe ich auch nicht, was die ausgestellten Videos sagen wollen. Ich sehe einen Film, auf dem die ganze Zeit nur angetäute Boote im Sturm hin- und hertreiben. Wie jetzt? Aber das können wir uns doch ebensogut im Wyker Hafen ansehen? Dann läuft da ein Video, in dem lauter angezogene Menschen in Rettungsringen herumschwimmen. Sehr merkwürdig.
Ein Stück weiter hängen kleine und große klassische und meist düstere Gemälde von rauer See und ebenso rauen Seemännern an den Wänden. Ich will jetzt berührt werden und bleibe vor einer besonders dramatischen Hafenszene stehen und möchte mich bewusst auf das Bild einlassen. Tatti guckt schon ungeduldig. Aber sie muss jetzt einfach mal warten, kann sich ja selber auch mal ein bisschen länger vor ein Gemälde stellen. Ich betrachte also mein düsteres Hafenbild genauer und die Szene bekommt Dynamik. Es stürmt, die Wellen wirken bedrohlich und die Menschen in dem Bild haben Angst. Ich stelle mir vor, ich wäre auch dort und müsste mich an einem Baum vorne rechts im Bild festklammern. Da höre ich Tatti hinter mir sagen: „Doll ist das nicht hier, ne?“ Boah. Echt jetzt? Ich gebe es auf und wir gehen Richtung Ausgang.
Im Museumsshop kauft Tatti sich eine Postkarte und sagt, dass das das einzige gute Bild im ganzen Museum ist. "Zeig mal", sage ich und sie zieht die Karte aus dem Papiertütchen. Ich sehe eine irre Gestalt im schwarzen Mantel, die bis zu den Oberschenkeln im Meer steht und mit einer großen Peitsche auf die Wellen einschlägt. Aha. Das einzige gute Bild. Ihr Ernst? Hm. Keine Ahnung, was in ihrem Kopf vor sich geht.
Draußen regnet es immernoch. Zum Trost kaufen wir in Wyk beim Fischgeschäft Klatt frischen Räucherfisch und dazu im Supermarkt eine kleine Flasche Weißwein vom Weingut Walem, das seinen Wein auf Föhr anbaut. Wer hätte das gedacht, dass Föhr eigenen Wein hat? Der Wein soll wegen der salzigen Luft eine besondere Note haben.
Zurück beim Stellplatz finde ich den Regen immernoch ganz gut. So darf ich es mir nämlich im Wohnmobil mit Buch bequem machen, stundenlang und selbstverloren Kreuzworträtsel lösen und anschließend vom Bett aus fernsehen und auch noch stolz auf mich sein, dass ich so gut mit Regen klarkomme.