Tag 5 Kleine Süderende-Oldsum-Radrunde

 

Kleine Süderende-Oldsum-Radrunde

 

Am Meer ändert sich das Wetter schnell. Erst regnet es. Und dann ist die Sonne wieder da. Wir wollen uns bewegen, wollen hinaus an die frische Nordseeluft und die Insel genießen. Wir radeln los zum Ringwall, einem grasbewachsenen Wall, auf dem mal eine Burg stand, dann weiter durch Wiesen, Wald und Friesendörfer bis nach Oldsum.

 

 

Beim Café Am Apfelgarten schließen wir unsere Räder an und schlendern durch das Dorf mit seinen alten Friesenhäusern. Ich mache ein paar Fotos und wir betrachten die schönen Häuser, Türen und Vorgärten. Weil das Café geschlossen ist, radeln wir weiter. 

 

 

Bei der St Laurentiikirche lese ich einige der Inschriften auf den Grabsteinen. Ganze Geschichten über das Leben der Menschen, die dort begraben liegen, sind in alter Schrift und stelzig formuliert in die Steine gehauen. Das kann ganz schön fies ausgehen, wenn die Ansichten deiner Hinterbliebenen über dich und dein Leben für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt werden.

 

Den Außenmauern der Kirche sieht man die scharfen Stürme und die salzige Luft an. Ich trete ein und in der Kirche ist von den Nordseestürmen nichts zu spüren. Die Kirche steht seit dem fünfzehnten Jahrhundert hier. Ich setze mich bedächtig auf eine der Holzbänke und sammle mich.

 

Auf der Internetseite der Kirche hatte ich einen Segenswunsch vom Pastor Dirk Jeß gesehen, der mir sehr gut gefiel. Jetzt muss ich wieder daran denken und hole mein Handy raus, um ihn nochmal zu lesen. 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi erreiche Dich wie das strahlende Licht des Leuchtturms in dunkler Nacht. Die Liebe Gottes umspüle Dich wie die auflaufenden Wellen des Meeres. Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes erfülle Dich wie der Wind die Segel. Du bist auf Reisen, stehst barfüssig im Sand, die aufgehende Sonne weitet Dir den Horizont. Du bist getragen und geborgen. Du bist angekommen – auf Föhr! Gottes Segen begleite Dich!

 

Ich bin gerührt. Sehr sogar. Das sind sehr sehr schöne Worte, die hier gut herpassen. Und guttun. Als umarme die Insel mich und als müsse ich hier im Innenraum der Kirche gar nichts mehr fürchten. 

 

 

Nachdenklich, aber glücklich, radeln wir zurück. Weil heute Sonntag ist, holen wir Mohnkuchen von unserem Bäcker um die Ecke, der sich jetzt Stefans Tortenmanufaktur nennt. Später male ich eines der Friesenhäuser ins Reisetagebuch.