Tag 3 Stavoren am Ijsselmeer und Warkum in der friesischen Seenplatte

 

Ziemlich cooler Abgang

 

Morgens trete ich hinaus in die Sonne und freue mich über den blauen Himmel. Ich mache ein Selfie mit Kuh und verabschiede mich dann von den Kühen und der Landwirtin und dem Landwirt. 

  

 

Ich steige hoch ans Lenkrad, werfe lässig die Tür zu und starte den Motor. Hier ist erfreulicherweise ganz viel Platz zum Wenden. Meine Stellplatznachbarn sehe ich im Wohnmobil hinter dem Fenster frühstücken. Ich hebe meine Hand jetzt zum Abschiedsgruß und bin richtig stolz, dass ich das Alleine-Unterwegssein irgendwie ganz gut hinbekomme. Die zwei winken zurück. 

 

Moment mal… Die winken gar nicht…Die fuchteln und gucken komisch. Mit wilden Gesten zeigen sie unten auf mein Wohnmobil. Was soll das?  ... Oh Shit, mein Stromkabel! Das eine Ende steckt ja noch im Wohnmobil und das andere im Verteilerkasten, fällt mir ein.  Jetzt wäre ich so gestartet! Also passiert so etwas wirklich. Und ich habe bisher immer die Augen verdreht, wenn Leute das erzählt haben, weil ich es nicht geglaubt habe. Ich hielt das immer für so ein Wichtigtuer-Ding. Kein Mensch fährt mit angeschlossenem Stromkabel los, habe ich bei jeder Gelegenheit lauthals kundgetan. Und falls nicht, wusste ich zu ergänzen, würde man den Stecker ja auf jeden Fall im Seitenspiegel sehen, wenn man den Motor startet... Ähem...Außer, wenn man beim Starten damit beschäftigt ist, sich selber toll zu finden. 

 

 

Ich steige verschämt grinsend nochmal aus, ziehe die Stecker, wickele alles auf und lege es in die Heckgarage. So ein verdammter Mist! Ich lache nochmal dumm rüber und bedanke mich. Ich wäre so gerne souverän rübergekommen!

 

Adios, Kühe, ihr findet mich bestimmt immer noch cool!

 

 

Stavoren am Ijsselmeer

 

Heute werde ich mir Stavoren, meinen nächsten Ort am Ostufer des Ijsselmeers ansehen. Er liegt nördlich von Urk und Lemmer und ist wieder ganz anders. 

 

 

Ich bin nach zweiundzwanzig Kilometern schon da und stoppe kurz, steige aus, finde all das Wasser schön und will gleich unbedingt einen Parkplatz suchen und überall herumlaufen.

 

 

 

Ich durchfahre den Ort, komme erst am Yachthafen entlang, dann an Grachten und fahre schließlich durch den alten Ortsteil.

 

Ich sehe viele Brücken und Boote, süße Häuser und spüre die Weite des Ijsselmeers neben mir. Stavoren lebt vom Boots-Tourismus. Wo ich auch hinsehe, liegen Boote, kleine, große. neue, alte, auch ein sehr schönes Segelboot mit drei Masten. 

 

Mini Roadtrip Niederlande

 

Am nördlichen Ortsausgang fahre ich über eine urige Zugbrücke am alten Hafenbecken und biege rechts ab. Am Dorfrand liegt ein großer Parkplatz.

 

 

Ich hebe mein Fahrrad vom Träger und lasse mich dann in aller Ruhe auf dem Rad durch Stavoren treiben.

 

 

Ich steige immer wieder ab, weil ich mir eine Brücke genauer ansehen will. Oder ein Haus. Oder einen ganzen Straßenzug.  Oder weil ich ein schönes Boot knipsen will.

 

 

 

Die Radrunde entwickelt sich zu einer Boot-Brücke-Boot-Brücke-Fototour.

 

Dann gehe ich noch auf den Deich und sehe den Segelbooten auf dem Ijjselmeer zu.

 

 

 

Anschließend schlendere ich durch einen riesigen neuen Hafen am südlichen Ortsrand mit Motor- und Segelyachten in allen Preisklassen.

 

 

Im Ortskern stöbere ich in schönen kleinen Geschäften. Das Angebot ist echt klasse. Ich entdecke hippe Klamotten und allerlei kleine Dinge, die man haben will. Die Nachfrage durch das betuchte Bootsvölkchen bestimmt das Angebot. Die Preise sind ok, wie ich das meistens in Holland erlebe, außer bei Lebensmitteln, insbesondere bei Fleisch, was ganz schön teuer ist.

 

Richtig schön günstig findet man in Holland riesige virtuos gebundene Blumensträuße. Würde ich hier wohnen, hätte ich garantiert jede Woche einen frischen großen Blumenstrauß auf dem Esstisch! 

 

 

Vor einem Haus in der Hauptgracht, der Stadsgracht, entdecke ich einen Ständer mit in der Sonne funkelnden Blechkugeln, die sich flink im Wind drehen. Das sind bunte Windspiele aus leeren Getränkedosen. Sieht man genau hin, kann man noch die Cola- und Eistee-Schriftzüge lesen.

 

Witzige Idee, die mal von einem Mann, der mit seinem Boot hier zu Besuch war, begonnen wurde. Ich könnte mir für fünf Euro, die dem Museum zugute kommen würden, ein glitzerndes Dosen-Windspiel mitnehmen. Bei dem ganzen Geglitzer und Gefunkel kann ich auch kaum widerstehen, aber Glitzer passt hier in den Hafen einfach besser als in unseren Garten. 

 

 

Im alten Fischerei-Hafen gehe ich zu einem kleinen grünen Hafenlicht an der Einfahrt zum Hafen. Es ist ein Miniatur-Leuchtturm. Gegenüber steht das gleiche Exemplar in Rot. Hier draußen bei der Hafeneinfahrt hängen Fischernetze auf einer Mauer und es ist ruhig und liegt etwas versteckt. Ein paar Einwohner nutzen einen kleinen geheimen Strand für ein paar ungestörte Momente in der Sonne. 

 

 

Zurück im alten Hafen sehe ich zwei Fischer vor ihrem Boot auf dem Steg sitzen und Kibbeling essen. Sehr feine Idee! Ich habe auch schon wieder Hunger und hole mir beim Hafenkiosk auch eine Portion Kibbeling mit Pommes und setze mich auf eine breite Holztreppe, die hinunter zum Wasser führt. 

 

 

An mir ziehen gemächlich einige Schiffe vorbei, während ich die heißen knusprigen Fischfilethappen genieße. Es ist recht leise und friedlich. Nur zwei Möwen stänkern rum und fliegen dicht über meinem Kopf hin und her oder landen neben mir und schauen penetrant auf meine Pommes. ... Haut ab, Leute! ... Ich halte vorsichtshalber die ganze Zeit eine Hand über eine Pommes.

 

Als ich den Möwen am Ende Pommes hinlege, um ein witziges Foto zu machen, bin ich viel zu langsam. Sie sind echt schnell, die Möwen. 

 

 

Campingplatz Gouden Plakje in Warkum inmitten der friesischen Seenplatte (Friese Meeren)

 

Von Stavoren aus entferne ich mich vom Ijsselmeer und fahre wieder Richtung Einsamkeit, nämlich zur friesischen Seenplatte Friese Meeren. Ich muss wegen einer Baustelle und vieler Seen und Flüsse drumherum im großen Bogen zu meinem auserwählten Campingplatz fahren. Nach einundfünfzig anstatt achtunddreißig Kilometern erreiche ich endlich über einen schnurgeraden Nebenweg, der durch Wiesen führt, den Campingplatz Gouden Plakje bei Workum.

 

 

Es ist ein weitläufiges Wiesengelände außerhalb der Orte am Fluss Grons.

 

Ein netter Betreiber zeigt mir meinen reservierten Platz direkt am Wasser. Hier ist momentan fast nichts los. Ein paar kleine Gebäude stehen auf dem Gelände und weiter weg in großen Abständen einige Wohnwagen, die momentan nicht bewohnt sind. Während der Mann mir sagt, dass in dem Gebäude hinter mir die Duschen sind, stelle ich mir die kommende Nacht vor, alleine hier draußen, weitab von jeglicher Menschenseele. Das ist gruselig!

 

"Wohnt hier noch irgendwo Jemand auf dem Gelände", frage ich und halte kurz die Luft an. "Neben dir hat Grootvader sein Häuschen", antwortet er, zeigt dabei auf eine grüne Wand mit gekipptem Fenster und muss lachen. "Hast du Angst?" Ach ja, Holländer sagen ja meistens gleich, was sie über einen denken. Ich nicke. "Ich wohne auch hier, gleich da", ergänzt er. Puh, zum Glück. Ich kann weiteratmen. 

 

 

Ich richte mich neben dem Seniorchef ein, muss auf Auffahrkeile fahren, um gerade schlafen zu können, und trinke einen Kaffee mit Stroopwafel in der Sonne. Es ist sehr still hier.

 

Und wieder nehme ich alles viel bewusster wahr, als wenn wir zu zweit unterwegs sind. Ab und zu kommt ein Boot vorbei. Man kann von hier die ganze Gegend bis zum Ijsselmeer auf dem Wasser erkunden, da die Wasserwege und Seen alle miteinander verbunden sind. Auch zum Radfahren am Wasser entlang ist es ein perfekter Ausgangsort mit vielen Brücken mitten in der friesischen Seenplatte.

 

 

Ich starte recht bald mit dem Rad Richtung Workum. Dafür muss ich zunächst mit einer kleinen elektrischen Fahrradfähre ans andere Flussufer. Ich orientiere mich an kleinen Pfeilen mit Zahlen, dem Orientierungssystem Fietsknoop.nl. Nummer sechs und Nummer vier bringen mich nach Workum. Orientiert hatte ich mich zuvor in meiner App von fietsknoop.nl. Das ist eine super Sache, um auch immer die ruhigen Fahrradwege fernab der Straßen zu finden. Man kann sich seine Strecke oder vorgeschlagene Routen vorher aussuchen. Nach vier Kilometern bin ich in Warkum. 

 

 

Ich schiebe mein Rad durch die Innenstadt, in der es einige Geschäfte und einen Platz mit Caféterrassen gibt. Der Altstadtkern ist hübsch anzusehen mit vielen Treppengiebeln, schweren hölzernen Haustüren mit Verzierungen und cremefarbenen Holzfenstern mit dunkelgrünen Fensterläden. Workum liegt zwischen Ijsselmeer und friesischer Seenplatte. 

 

 

Dann fahre ich zu einer alten Schleuse neben einer Schiffszimmerwerft, die alte Boote restauriert und schaue mir alles an. 

 

Mini Roadtrip Niederlande

 

In der Nebensaison macht meine kleine Fahrradfähre zurück zum Campingplatz am späten Nachmittag Feierabend. Also werde ich nach einer Weile leicht nervös, denn ich muss ja heute noch ans andere Ufer zurück zu meinem Bett kommen.

 

Ich hole mir in einer kleinen Gasse einen Biowein und rufe abends per Videochat eine Freundin zuhause an und genieße mit ihr und dem Biowein den schönen Abendhimmel, der sich im Fluss Grons spiegelt. 

 

Mini Roadtrip Niederlande
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