Barcelona
Im Shuttle nach Barcelona darf Hannes noch außerhalb des Rucksacks auf dem Schoß mitfahren. In Barcelona brauchen wir eine vernünftige Tasche für ihn.
Zuerst fällt uns die Fülle an Autos, Vespas und Menschen auf. Hier pulsiert das Leben. Wir müssen uns nach dem Aussteigen erstmal kurz daran gewöhnen.
Dann machen wir uns auf den Weg zum nächstgelegenen Tiergeschäft in einer Fußgängerzone. Es ist noch früh am Morgen und wir müssen einige Minuten warten bis das Gitter des Geschäftes hochgefahren wird.
Dort gibt es, wie wir vermutet hatten, Hundetransporttaschen in allen möglichen Ausführungen. Wir finden einen geräumigen Hunderucksack mit Guckfenstern und bestechen Hannes mit Leckerlis, dort einzusteigen. Er spielt mit und wir sind beruhigt, dass Barcelona nun auch für Hannes eine würdevolle Sache wird.
Palau de la Musica
Zuerst besuchen wir das Konzertgebäude Palau de la Musica ein paar Schritte vom Tiergeschäft entfernt.
Es gilt als eines der schönsten Konzertgebäude der Welt. Und es ist wirklich wunderschön im Stil des sogenannten Modernisme, einer für Barcelona prägenden Art des Jugendstil.
Der hervorragende Architekt hat die Räume mit natürlichen Formen und Farbenreichtum zum Leben erweckt. Ein wundervoll passender Auftakt für unseren Tag in Barcelona. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Barcelonas Kathedrale und die Pont del Bisse
Dann gehen wir zu Bacelonas Kathedrale. Der riesige Platz davor ist voller Menschengruppen. An solche Menschenansammlungen werden wir uns wohl nie gewöhnen.
Wir schauen nur kurz auf die Fassade der Kathedrale mit einem riesigen Werbeplakat. Merkwürdig. Wie kann so etwas erlaubt werden? Na ja, sie brauchen das Geld.
Dann gehen wir am Rand des Platzes weiter in die Gasse neben der Kathedrale und unter der Pont del Bisse, einer gotischen Brücke zwischen der Kathedrale und dem daneben liegenden Gebäude, durch.
Auch so eine Brücke sehe ich zum ersten Mal. Ich merke schon: Das wird der Citytrip der ersten Male.
Jetzt lassen wir uns durch die engen Gassen der Barri Gòtic (Altstadt) treiben und kaufen Churros, die wir bei einer Basilika am Plaça del Pi auf einer Bank verputzen.
Churros sind längliche Krapfen aus Bandteig, die in heißem Fett gebacken werden. Wir essen sie - wie soll es anders sein - zum ersten Mal. Sie sind übrigens sehr lecker.
Das Angebot in den Schaufenstern ist vielfältig und bunt und vor allen Dingen selbstverständlich absolut up to Date. Echt spannend.
Ich merke gerade mal wieder, dass ich überhaupt keine Ahnung mehr habe, was in Europa angesagt ist.
Die Rambla
Dann gehen wir über die Rambla, einer gut einen Kilometer langen Flaniermeile, die sich schnurgerade und zwischen zwei Baumreihen vom Hafen weg gen Norden zieht. Ein Kiosk reiht sich an den nächsten und hier pulsiert das Leben.
Plaça de Catalunya und Passeig de Gracia
Am Ende der Rambla überqueren wir eine vielbefahrende Straße und gehen diagonal über eine großen Platz in der Mitte Barcelonas, den Plaça de Catalunya, hinüber zur Neustadt.
Wir gehen auf einem breiten Bürgersteig einer breiten vielbefahrenen Straße, die Prachtstraße Passeig de Gracia, entlang und passieren Geschäfte wie Louis Vuitton und Prada, vor denen sich lange Schlangen gebildet haben.
Casa Battló und Casa Milà
Wir sind hier in der Straße aber vor allem wegen der spektakulären Häuser, schauen uns das Casa Battló mit fantasievoll geschwungenem Drachendach und das Casa Milà mit geschwungenen Balkonen und schmiedeeisernen Gebilden an
Ich gehe die ganze Zeit mit meinem Kopf im Nacken, weil es so viel zu gucken gibt an all den reichlich verzierten Fassaden.
Hop-on-hop-off-Bus
Dann steigen wir in den Hop-on-hop-off-Bus und entscheiden uns für die Route durch den Nordteil der Stadt, denn die Sagrada Familia, eine Basilika, an der seit hundertfünfunddreißig Jahren gebaut wird, ist mir wichtig und ebenso der Park Güell weiter im Norden.
Wir sitzen oben im Bus bei offenem Verdeck. Mal zu sitzen wurde auch Zeit und der Fahrtwind tut gut. Hannes macht es sich in seinem Guckfenster-Rucksack gemütlich.
Sagrada Familia
Plötzlich tauchen die spektakulär in den Himmel ragenden weißen Türme der Sagrada Familia über unseren Köpfen auf. Der Anblick ist beeindruckend!
Antoni Gaudi, ein spanischer Architekt, der den typischen Stil des Modernisme in Barcelona wesentlich mitgeprägt hat, hat die Basilika entworfen.
Wir steigen aus und es ist brechend voll auf dem kleinen Vorplatz und auch vor dem Eingang stehen Menschenmassen. Ich möchte wegen der vielen Menschen und dem Gedränge nicht reingehen.
Die Basilika von innen mit ihrem unbeschreiblichen Licht werde ich ein paar Wochen später im Status verschiedener Freunde, die nach uns nach Barcelona reisen, zu Gesicht bekommen. Und dann werde ich denken, dass ich trotz des Gedränges hätte reingehen sollen.
Wir nehmen den nächsten Hop-On-Hop-off-Bus und lassen uns weiter durch Barcelona kutschieren.
Ich schaue runter in die Straßen, lasse alle Stadtviertel auf mich wirken, beobachte Menschen, schaue auf Balkone und in Fenster, sauge das spanische Großstadtleben in mir auf. In so großen Städten werde ich immer daran erinnert, auf wieviele kulturelle Genussmomente wir dafür, dass wir auf dem Land und in der Ruhe der Natur leben möchten, verzichten.
Und ich nehme mir vor, öfters mal nach Hamburg ins Museum zu fahren. Oder endlich mal wieder nach Berlin. Das ist auch nicht so weit von uns.
Hospital Sant Pau
Aber jetzt sind wir ja erstmal in Barcelona. Vom Bus aus sehen wir ein hübsches rotes Backsteingebäude mit verspielten Türmchen und ich entscheide spontan, dass wir uns das genauer ansehen sollten.
Also steigen wir aus. Tatti lässt sich zum Glück jetzt auch wieder spontan auf meine intuitive Idee ein.
Es ist ruhig hier und das ist sehr angenehm. Kein einziger weiterer Fahrgast steigt hier mit uns aus. Erst im Eingangsbereich sehe ich, dass es Hospital Sant Pau heißt.
Ich erfahre beim Ticketschalter, dass Hannes nicht mit rein darf und will wieder gehen. Da macht mir der Ticketverkäufer mit wilden Gesten und funkelnden Augen deutlich, dass ich unbedingt reingehen soll, denn es sei "beautiful". Wie süß! Er engagiert sich echt für sein Sant Pau. Und kriegt mich damit. Tatti lehnt mein Angebot, dass ich zuerst mit Hannes draußen warte, ab und ich gehe rein.
Zuerst lande ich in unterirdischen Gewölbegängen, in denen lebensgroße Ärzte in weißen Kitteln und spielende Kinder im Krankenbett und eine Patientin im Rollstuhl auf die Wände projiziert sind.
Sie kommen von links und rechts aus dem Nichts und ich bin unmittelbar in der Vergangenheit dieses Krankenhauses, als es noch Patienten beherbergte.
Das Hospital Sant Pau ist über sechshundert Jahre alt und wurde wegen seiner architektonischen Einzigartigkeit und seiner künstlerischen Schönheit zum Weltkulturerbe erklärt.
Und das bestätigt sich bei jedem meiner Schritte und in jedem dieser Gebäude, die ich mir nun von außen und innen ansehe.
Sie sind um einen parkartigen Platz angelegt und ich habe das Gefühl, dass ich in einem wunderschönen Kunstwerk herumlaufe.
Ich mag die bunten Fenster und die Farben der Decken, all die Fliesen und Gewölbe, die Ausblicke und Flure und den hellen großzügigen Platz in der Mitte.
Überall, wo ich hinschaue, ist es schön, über mir, um mich herum, beim Blick aus den Fenstern.
Hier bin ich einmal mehr überrascht von Barcelona. Wer bunt mag, ist in Barcelona auf jeden Fall richtig.
Die Art des Hospital Sant Pau mit den um einen Platz angeordneten roten Häusern kenne ich von dem psychiatrischen Krankenhaus bei uns auf dem Berg, in dem ich arbeite.
Meines ist erst hundert Jahre alt und bisher fand ich es auch sehr schön. Aber das hier toppt mein Lüneburg um Längen. Dafür gibt es einfach keine Worte.
Park Güell
Die nächste Station, der Park Güell, ist wieder sehr voll. Er liegt oberhalb der Innenstadt auf einem Berg.
Wir müssen von der Bushaltestelle noch ein Stück bergauf gehen und betreten durch einen Seiteneingang das Parkgelände.
Hier ist es sehr voll und man kann auf verschiedene Ebenen gehen. Der Park ist kreativ angelegt. Es wird Musik gespielt und kleine Dinge am Wegesrand auf Decken zum Kauf angeboten.
Wir zur Hauptattraktion, einer riesigen Terrasse, eigentlich einem Sandplatz.
Von dem riesigen Platz aus kann man über zwei niedliche Pförtnerhäuser mit Zuckergussdächern hinweg auf Barcelonas Dächer und weiter hinten bis zum Meer schauen.
Hunde sind auf dem Platz nicht erlaubt, weswegen ich alleine gehen muss.
Ich gehe zur vorderen Kante und versuche ein paar vernünftige Fotos mit möglichst wenig Menschen zu machen.
Dafür muss ich immer wieder länger warten und von beiden Seiten drängeln sich immer wieder neue Leute dazwischen.
Als ich genug gesehen und fotografiert habe, versperren mir zwei Mitarbeiter den Weg zurück zu Tatti und Hannes.
Ich muss den Platz nach unten verlassen. Einbahnstraßenregelung. Ich werfe einen letzten Blick hoch zu Tatti und bin erstmal ziemlich lange nach unten verschwunden.
Die Treppe nach unten ist spektakulär gebaut, aber noch voller als der Platz oben.
Raschen Schrittes entferne ich mich aus dem Gedränge und versuche, über die verschlungenen Parkwege wieder hoch zu Tatti zu gelangen. Das geht aber nicht.
Wir verlieren uns aus den Augen. Mein Handy-Akku neigst sich mal wieder dem Ende zu. Ich irre atemlos durch den Park Güell und schreibe Tatti, dass wir uns bei unserem Seiteneingang treffen. Während ich dorthin pese, hoffe ich inständig, dass es klappt.
Und dann sehe ich sie da stehen mit Hannes unter der Palme und bin sehr erleichtert!
Wir gehen voller Eindrücke und mit müden Beinen wieder hinunter zur Haltestelle des Hop-on-Hop-off-Busses.
Tatti bleibt im Bus unten sitzen und ich lasse es mir nicht nehmen, das pulsierende Großstadtleben wieder vom oberen offenen Deck aus zu betrachten.
Den Rest der Runde schauen wir uns vom Bus aus an. Zurück in der Innenstadt finden wír uns etwas zu früh beim Abholpunkt ein und drehen noch eine Runde durch die kleinen Gassen der Altstadt bis der Shuttlebus vom Campingplatz kommt und uns zurück zum Wohnmobil bringt.
Erschöpft und beseelt legen wir abends im Wohnmobil die Füße hoch. Was für eine bunte und fröhliche und lebendige Stadt!