Tag 14 Romantischer Ort im Hinterland und Campingplatz an einer alten Bahntrasse

 

Heute fahren wir am Fluss Ebro entlang von der Küste weg und hinauf in die Berge.

 

Roadtrip Katalonien

 

Bewegende Begegnung in Tortosa 

 

In Tortosa sind wir uns nicht so sicher, ob wir den Ort ansehen sollten und fahren erstmal auf den erstbesten Wohnmobilstellplatz am Stadtrand unter einer Brücke.

 

  

Tatti dreht eine Gassirunde mit Hannes und ich spreche meinen Nachbarn, einen Bremer, an, der gerade an der Heckgarage seines sehr großen Wohnmobils beschäftigt ist. Ich frage ihn, ob es sich lohnt, hier zu parken und Tortosa anzusehen. 

 

Wir kommen ins Gespräch als würden wir uns schon immer kennen, wir zwei Norddeutschen unter einer Brücke in Tortosa. Der Bremer wartet auf seinen Freund, der hier im Krankenhaus ist, weil er einen Herzinfarkt hatte und heute entlassen wird. Puh. Das ist heftig!

 

Dann erzählt der Mann noch, dass er nach dem Tod seiner Frau sein Haus in Bremen verkauft und sich das große Wohnmobil gekauft hat. Seitdem ist er damit in Spanien unterwegs. Der Mann mit dem Herzinfarkt ist auch mit eigenem Wohnmobil in Spanien unterwegs gewesen. Das bewegt mich ganz schön, denn hier in unserem Urlaubsleben, in unserer farbenfrohen Parallellwelt, in der alle Menschen Superkräfte haben, gibt es Krankheit nämlich normalerweise eigentlich gar nicht!

 

Da kommt der blasse Patient aber dann doch leibhaftig mit einem Taxi auf den Platz gefahren. Wir verabschieden uns freundlich, wünschen uns gegenseitig alles Gute und die zwei Männer machen sich auf den Weg zum verwaisten Wohnmobil des Kumpels irgendwo in Spanien.

 

Wir winken uns wie alte Bekannte nochmal zu und am Ende weiß ich nicht mehr, was er wegen Tortosa gesagt hat. Irgendwas mit einem Bäcker oder so. Es war trotz der Tragik unserer Themen irgendwie ein schöner Moment. So intensiv. Insbesondere die Begegnungen mit Menschen machen das Reisen oftmals zu etwas Besonderem.

 

Wir steigen nachdenklich ins Wohnmobil und werfen bei der Weiterfahrt eine Blick aus dem Fenster auf Tortosas Kirche. 

 

 

 Pont de les Maduixes

 

Am Ortseingang von Bittet biegen wir ab und fahren etwas über einen Kilometer auf einer sehr schmalen Straße durch einen Olivenhain und den Berg hoch.

 

 

Wir können in einer kleinen Einfahrt parken und gehen einen Sandweg hinunter zur Hängebrücke Pont de les Maduixes.

 

 

Die Hängebrücke ist sehr lang und sehr wackelig. Ich ziere mich erst noch und Tatti stratzt gleich unerschrocken los zur anderen Seite und kommt zurück.

 

 

Ich halte die Luft an und sie verzieht keine Miene. Ich traue mich danach auch irgendwann, finde die Brücke aber ganz schön gruselig, weil die Seiten nur von einem Tau begrenzt werden. 

 

 

Die Brücke ist Teil eines Wanderweges und man darf keine Höhenangst haben! Wir wandern jetzt aber nicht, wollten nur mal kurz gucken und fahren dann weiter. 

 

 

Die Fahrt geht weiter am Fluss Ebro entlang nach Miravet. 

 

 

Die Strecke ist idyllisch und führt durch dichte Wälder. Immer wieder sieht man das Wasser des Flusses durch die Bäume schimmern. 

 

 

Malerisches Berdorf Miravet am Fluss Ebro 

 

Wir parken etwas außerhalb und nähern uns dem Ort von der Flusseite.

 

 

Es bietet sich uns ein malerischer Anblick der Häuser und einer Burg mit einer breiten Flusskurve davor. Unten am Flussufer badet Hannes gerade seine Pfoten als Tatti eine Schlange neben ihm entdeckt, die aber auch sehr schnell wieder im Wasser verschwindet.

 

Am Fuße des kleinen Ortes findet ein Kinderfest mit Musik, Biertischen und -bänken und aufgebauten Spieleparcours statt und  Grillgeruch liegt in der Luft. 

 

 

Wir entfernen uns von dem Trubel und gehen im Ort die engen Gassen hoch, durch Torbögen, immer weiter hoch und schließlich auf Holztreppen und Stegen, genießen die immer schöner werdende Aussicht über den Fluss und das Umland. 

 

Es ist heiß ist und geht die ganze Zeit bergauf. Ich muss ganz schön schniefen. 

 

 

Oben muss Tatti mit Hannes mal wieder vorm Tor warten und ich gehe im irre heißen Innenhof der Burg herum auf der Suche nach einem Aufgang zur Burgmauer.

 

Ich streune im Eiltempo durch verschiedene Kammern und lese die Tafeln, kann aber vor lauter Durst gerade keinen klaren Gedanken fassen.

 

 

Wir haben dummerweise nichts zu trinken mitgenommen. Die Luft steht zwischen den alten Mauern und die Sonne brennt auf meinen Kopf. 

 

Ich überlege, wie schnell man verdursten kann und wie lange ich hier liegen würde, bis Tatti mich suchen kommen würde. Glücklicherweise habe ich schnell alles gesehen und bleibe am Leben.

 

Und eine begehbare Burgmauer gibt es auch gar nicht, sondern nur einen kleinen Wachturm, auf den man steigen kann. 

 

 

Zurück beim Wohnmobil bin ich doppelt glücklich über unseren Kühlschrank und zische voller Wonne zwei Gläser eiskaltes Mineralwasser weg.

 

Roadtrip Katalonien

 

Weindorf Bot in der Region Terra Alta 

 

Anschließend fahren wir eine gute halbe Stunde über Gandesa ins Weindorf Bot. Wir fahren durch eine fruchtbare und verlassene Hochebene der Region Terra Alta in der Provinz Tarragona.

 

In der Ferne türmt sich zwischen uns und dem Meer das über tausend Meter hohe katalanische Küstengebirges auf. 

 

 

Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz Terra Alta in Bot, der direkt am Bahntrassenradweg Via Verde Val de Zafan liegt.

 

Morgen wollen wir die stillgelegte Bahnstrecke erradeln.

 

 

Der Campingplatz reizt uns zum einen wegen der Lage am Via Verde, aber auch wegen seiner tollen Hanglage im Grünen.

 

Wir wollen jetzt vor allem Natur und  Ruhe. 

 

 

Campingplatz Terra Alta in Bot

 

In einem kleinen Häuschen an der Einfahrt befindet sich die Rezeption. Während ich vorm Empfangstresen warte, dudelt klassische Musik aus blechern klingenden Lautsprechern. Ich schaue mich um. Es ist ein bisschen unordentlich und ein älterer Herr kommt nach einiger Zeit langsam in meine Richtung. 

 

Ich sage auf Englisch, dass ich einchecken möchte. Das versteht er nicht. Französisch und Deutsch auch nicht. 

 

Er steht da und lächelt mich liebenswürdig an und ich lächle zurück. Wir sind uns offenbar wohlgesonnen. Das ist schonmal gut. Mehr als deutsch, englisch und französisch kann ich aber nicht. Hm, er müsste sich doch denken können, dass ich einfach nur einchecken will. Wir lächeln uns erstmal weiter an.

 

Schließlich beugt er sich langsam nach rechts und kramt während er einige spanische Worte an mich richtet, einen altmodischen elektronischen Übersetzer hervor, spricht hinein und hält ihn mir hin. Eine deutsche Computerstimme sagt "Willkommen. Ich verstehe nicht. Wir versuchen es auf diese Weise."

 

Er ist bezaubernd und wir dürfen uns schließlich irgendeinen der vielen freien Plätze aussuchen. Gleich bei der Einfahrt ist eine großzügige Terrasse mit Olivenbäumen und ich bin total aus dem Häuschen, wie schön der Ausblick ist. Hier will ich sein! Tatti auch. Hannes ist das egal. 

 

Roadtrip Katalonien

 

Der Val de Zafán ist übrigens einer von hundertdreizehn spanischen grünen Radwegen, den sogenannten Vías Verdes. Aber der ist morgen erst dran.

 

 

Wir gehen eine Runde über den Platz und Tatti rümpft die Nase, als wir zurück zum Wohnmobil kommen. Man riecht hier die Entsorgungsstation, meint sie, und will einen anderen Platz suchen.

 

Ich kann zwar nichts riechen, aber es ist mir recht. Hier sind alle Plätze schön. Und der neue Platz etwas weiter oben ist auch sehr schön. 

 

 

Wir kochen, essen, lesen, radeln schonmal ein kleines Stück bis zum Dorf Both auf der Bahntrasse, recherchieren in den Reiseführern und studieren die Karte des Bahntrassenradweges, weil wir uns noch entscheiden müssen, in welche Richtung wir ihn morgen fahren wollen.

 

Mein zauberhafter neuer Freund von der Rezeption unten meint, dass wir rechts runter fahren sollten. Und so werden wir das morgen auch machen. 

 

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