Pelješac-Brücke (Pelješki most)
Der Camping Nevio ist uns zu eng für mehrere Tage. Und es gibt noch so viele schöne Orte und Inseln zu entdecken. Also satteln wir nach dem Aufstehen die Hühner und fahren auf der Halbinsel Pelješac wieder gen Süden um zur neuen Brücke und zurück aufs Festland zu gelangen.
Sie ist ein beeindruckendes Bauwerk und ich Dödel verpeile die Abfahrt zum Rastplatz vor der Brücke, von dem aus wir einen superguten Blick auf das elegante weiße Bauwerk gehabt hätten. Das ist sehr schade für die beiden Fahrerinnen.
Schmachtend und schuldbewusst schaue ich hinüber zu den Autos und Reisebussen, die auf dem Rastplatz stehen und wir fahren ohne Fotostop direkt hinauf auf die 55 Meter hohe Brücke.
Ich mache Fotos und ein kleines Video während der Fahrt für die beiden.
Die Brücke wurde auf eine sehr spezielle neuartige Art über den Meeresarm gespannt. Man hat zwei Baustile gemischt und nennt es "extradosed", was bedeutet, dass sie einen außen liegenden Rücken hat, wobei ich keine Ahnung habe, was das genau bedeutet.
Neretva Delta
Das gleiche Problem mit dem Anhalten für einen Fotostopp haben wir im Nevretna-Delta. Von Süden kommend gibt es so gut wie keine Möglichkeit einen schönen Halteplatz mit gutem Blick hinunter auf die grüne Ebene anzusteuern.
Auf unserer Straßenseite sind die Haltebuchten zwischen Felswänden und dienen eigentlich nur dafür, sich etwas bei einem der Verkaufsstände zu kaufen.
Die Straße führt im großen Bogen von der Küste weg um die saftig grüne Ebene mit dem Fluss Neretva herum.
Die Häuser der kleinen Stadt Komin liegen am Ufer des Flusses und wurden terrassenförmig in die Hänge und ans Ufer gebaut. Ein karger Berg dahinter steht im markanten Kontrast zum ganzen saftigen Grün.
Diese Gegend lockt vor allem Aktivurlauber, die keinen Strand brauchen und lieber raften, radeln, wandern oder im Flachwasser zwischen dem Festland und der Halbinsel Pelješac kiten oder surfen lernen wollen.
Baćina-Seen
Nach dem Neretva-Delta tauchen neben der Straße die Baćina-Seen auf.
Sie liegen auf der der Halbinsel Gradina bei Ploce und bestehen aus sieben Süßwasser-Seen.
Der Anblick erinnert mich an Schweden. Die Seen haben Tiefen von fünf bis zu über dreißig Metern und sind je nach Tiefe unterschiedlich gefärbt.
Das sehr grüne und skandinavische Stück Kroatiens so nah an der Küste reizt mich auch sehr! Ich überlege kurz, ob ich uns hier einen Schlafplatz suche und wir die Gegend mit den Rädern erkunden sollten.
Aber unsere Prioritäten liegen dieses Mal bei den Inseln und dem Meer. Also rauschen wir vorbei.
Leider! Europa ist so toll! Und hat wunderschöne und verlockende Plätze für mehr als ein Leben! Wieso, frage ich mich oftmals, muss man dann auch noch nur zum Vergnügen ins All fliegen? Ich verstehe das wirklich nicht.
Makarska Riviera
Fünf Kilometer weiter führt uns die Straße wieder näher an die Küste heran. Hier beginnt die Makarska Riviera, ein 45 Kilometer langer besonders schöner Abschnitt von Kroatiens Küstenstraße.
Die beiden Inseln Pelješac und Korčula, von denen wir gerade kommen, gehören auch zur Makarska Riviera. Wir können das gewaltige Gebirge von Pelješac nun vom Festland aus liegen sehen.
Wir sind auf dem Weg zum Fährhafen, um hinüberzuschippern zu unserer dritten Insel, zur Insel Hvar.
Inselhopping ist wirklich eine tolle Sache! Das geht so gut, weil wir ein Wohnmobil haben. Viele Fährstrecken in Kroatien sind nicht so lang und die Tickets sind für Normalverdienende erschwinglich. Ich liebe das! Inseln sind für mich Urlaubsfeeling pur!
Rechts neben uns ragt das Biokovo-Gebirge monumental in den Himmel. Wow! Das ist ganz schön beeindruckend.
Irgendwo da oben ist ein recht neuer Skywalk, der auf Tattis Bucketlist gerade ganz oben steht. Da wollen wir in den nächsten Tagen auch unbedingt noch hin! Hoffentlich klappt es dieses Mal! Beim letzten Versuch war die Straße gesperrt.
Fährhafen Drvenik
Im Fährhafen von Drvenik reihen wir uns in die Schlange der Wartenden ein. Wir stehen gerade, da kommt auch schon eine aufgeregte Susi zu uns ans Auto. Wie soll ich es sagen? Nun ja. Sie hat ein bisschen Schiss vor der Fährfahrt. "Was, wenn wir sinken? Und wir alle ertrinken? Annelörchen kann nicht schwimmen.", sagt sie im Jammerton und tut so, als wenn sie das aus Spaß sagt. Annelörchen ist ihr Bulli.
Sie hat aber tatsächlich Angst. Auf der Fußgängerfähre gestern hat sie sich nah an den Rettungsring gesetzt. Das habe ich genau gesehen. Sie wird es zwar abstreiten, wenn sie das hier liest, war aber so.
Das Warten auf die Fähre ist schon sehr paradiesisch so nah an der blauen Adria bei dem schönen Sonnenschein. Der Regen in Rastoke ist längst vergessen und ich bin beschwingt und glücklich.
Susi macht sich Mut, indem sie mit ihrem Bulli redet. Ein leises "Wir schaffen das, Lörchen" vernehme ich ab und zu. Zum Schieflachen ist sie, die Susi!
Insgeheim wünscht sie sich bestimmt ein bisschen, dass wir es uns anders überlegen und doch auf dem Festland bleiben wollen. Das ist so niedlich!
Da kommt sie auch schon, die Fähre. Gleich wird Susi ja endlich merken, dass auch diese Fähre nicht sinkt und gemächlich dahinfährt.
Und auf Hvar wird sie ihren Lieblingscampingplatz des ganzen Roadtrips kennenlernen. Und einen ihrer schönsten Momente der ganzen Reise erleben. Aber das wissen wir ja jetzt noch nicht.
Die Beladung geht schnell. Das Personal ist routiniert, und dieses Mal sogar nett. Im letzten Jahr waren der Einweiser und wir nicht gerade die besten Freunde.
Der Platz beim Rettungsring ist frei. Und da steuert Susi auch gleich hin und spielt uns schon wieder vor, sie würde das aus Witz machen. Wir sind so eine lustige kleine Reisegruppe. Ich genieße das!
Und wir drei genießen die Überfahrt auf dem Sonnendeck.
Hannes springt auf meinen Schoß und ich kraule ihn, während ich gespannt darauf warte, dass der zauberhafte alte Leuchtturm und somit der Ostzipfel der Insel Hvar neben uns auftaucht.
Das kleine Häuschen mit dem Turm wird jetzt als Ferienhaus vermietet. Die Lage ist einmalig mit dem riesigen Gebirge dahinter. Ich hatte die Unterkunft aus Neugier mal recherchiert. Sie kostet in der Hochsaison über 500 Euro pro Nacht, ist aber von innen nicht so schön, finde ich.
Insel Hvar
Auf Hvar fahren wir hoch oben auf dem Bergrücken gen Nordosten der Insel und sehen mal rechts und mal links das Meer.
Wir sind auf dem Weg nach Jelsa. Die Strecke ist 50 Kilometer lang und dauert eine Stunde.
An mehreren Stellen muss Tatti langsamer fahren, denn die Straße ist teilweise wie ein Podest auf die Landschaft gesetzt und der Seitenstreifen befindet sich weit unterhalb der Straße. Sie muss also auf jeden Fall auf der Fahrbahn bleiben mit den Reifen.
Wenn etwas entgegen kommt, müsste das andere Auto oder wir eine Haltebucht aufsuchen.
Wir machen einen längeren Halt auf einem Sandplatz in einem kleinen Ort, damit die Autokolonne der Fähre verschwindet, was ich sehr clever von uns finde!
Plötzlich kommt uns ein wuchtiger Baustellen-LKW entgegen. Tatti stoppt unser Wohnmobil. Der Fahrer fährt frontal auf uns zu und wir habe keine Ausweichmöglichkeit! Er fährt in rasantem Tempo an seiner Haltebucht vorbei und bremst knapp vor uns. Er schaut von oben herab in Tattis Augen. Keiner rührt sich. Tatti hält dem Blick stand. Fühlt sich nicht gut an gerade. Unangenehmer Typ!
Er sieht genervt aus und er will eindeutig, dass wir ihm Platz machen. Susi muss zuerst rückwärts fahren, dann wir. Es ist eine ganz schön lange Strecke bis zu einem kleinen Parkplatz. Total aggressiv, wie der Typ dicht vor unserer Windschutzscheibe kleben bleibt! Ich bin froh, als er endlich an uns vorbei fährt und verschwindet. War vielleicht doch nicht so clever, dass wir uns abgesetzt haben.
Fünf Kilometer vor Jelsa verlassen wir die Hauptverbindungsstraße der Insel und fahren hinunter zum Wasser. Schon die erste Bucht, die wir passieren, versetzt mich in Entzücken und ich würde am Liebsten gleich aus dem Wohnmobil springen.
Campingplatz Grebišće
Der Campingplatz Grebišće liegt an der zweiten Bucht. Hinter einer Kurve gabelt sich die Straße und ein Schild weist links den Hügel hoch zum Campingplatz. Also fahren wir mit dem Wohnmobil die kleine steile Straße Richtung Rezeptionshäuschen hoch.
Auf halber Höhe steht auf einem weiteren Schild, dass größere Mobile hier oben nicht sein dürfen. Hä? Also steige ich aus, um zu Fuß weiter zur Rezeption hochzusteigen und Tatti und Susi fahren wir wieder runter.
Ich kann durch die Bäume die Straße unterhalb am Wasser sehen. Dort fahren Tatti und Susi erst weit nach links. Dann kommen sie wieder und fahren weit nach rechts. Sie fahren verwirrt und ratlos hin und her. Aber irgendwann fahren sie auf die Wiese auf der anderen Straßenseite unten beim Wasser.
Sie schreiben mir, dass ich runterkommen soll, denn sie haben dort eine Frau, die zum Platz gehört, gefunden.
Eine chaotische und sehr charmante Kroatin steht bei Susi und Tatti und sie unterhalten sich mit viel Gesten und ratlosen Gesichtern.
Die Kroatin möchte wissen, warum die zwei so herumgeirrt sind, denn sie habe ja ein neues Schild. Was für eine Frage ist das denn bitte? Das Campingplatzschild hat uns doch nach oben in den Wald geleitet. Und erst oben war klar, dass wir nicht hätten hochfahren sollen. Und kein einziges Schild hat rechtzeitig angezeigt dass größere Mobile auf die Wiese rechts unten fahren sollen.
Tatti erklärt es ihr immer und immer wieder mit Engelsgeduld, dass da ein Schild, das die Wohnmobile auf die Wiese schickt, an die Straße gehört, bevor man abbiegt, am besten noch vor der Kurve. Sie versteht es einfach nicht. Das ist so skurril. Ich könnte mich totlachen und wende mich lieber ab, damit ich nichts Peinliches anstelle gleich.
Schließlich geht die chaotische Kroatin mit uns über den Platz und zeigt uns einige Plätze, die noch zur Verfügung stehen. Ein Platz ist schöner als der andere. Und die Frau ist supernett. Wir fühlen uns total willkommen.
Wir entscheiden uns für zwei nebeneinander liegende Plätze, die sich an der Stirnseite der Bucht auf der obersten Terrasse befinden. Dort ist es schön ruhig und wir haben einen tollen weiten Blick auf das Wasser und hinüber zum Gebirge auf dem Festland.
Ich freue mich schon jetzt auf meinen Kaffee im Bett morgen früh mit diesem traumhaften Blick!
Wir richten unsere Panoramaterrasse mit unseren Campingmöbeln ein, sitzen erstmal nur da, trinken, essen, gucken, quatschen, lesen, telefonieren mit Deutschland und freuen uns über unser geiles Leben. Unser Platz ist genial! Wie schön, dass so viele Plätze frei sind!
Da kommt uns der Regen der letzten Tage vielleicht etwas zugute und dass einige Camper wegen der Wetterprognose noch etwas verhalten zuhause abwarten.
Zum Campingplatz gehören zwei Buchten, kleine Terrassen mit Liegestühlen und Sitzgelegenheiten.
Am Hang im Wald können Leute mit Zelten und kleineren Bullis übernachten. Da ist ein riesiges Areal im Schatten hoher Bäume mit zahlreichen Terrassen. Auch die Duschen sind weiter oben, so dass wir ein bisschen kraxeln müssen.
Da ist nichts los und wir können ohne Bedenken die Hüllen vor der Duschkabine fallen lassen, denn außer den Blättern der Olivenbäume in der leichten Sommerbrise regt sich nichts und Niemand.
Tatti hat heute schon schnell keine Ruhe mehr und packt die Stand-up-Paddle-Boards aus. Es ist auch einfach zu schön hier, um nicht wenigstens mal kurz auf das Wasser zu gehen.
Hannes legt sich gleich auf die schlaffe Hülle und lässt sich beim Aufpumpen mit hochheben, der Pascha. Er mag es auf dem Wasser.
Und wir auch. Auf dem Wasser ist es eine andere Welt. Der Alltag und alle Sorgen sind noch weiter weg als sowieso schon. Es ist schön zu sehen, dass Tatti es auch so genießt mit Hannes auf dem Brett.
Tim und Struppi mit dem SUP-Board auf der Adria.
Sie ein schöner Ort hier! Abends genießen wir den Platz mit Currywurst. Darauf freuen wir uns schon die ganze Zeit. Susi hat nämlich original Berliner Sauce an Bord und Tatti hatte Zuhause eine Currysauce selbst angemischt mit einer speziellen Gewürzmischung. Die zwei machen eine kleine Challenge aus ihren Currysaucen. Ich wage es lieber nicht, and dieser Stelle zu schreiben, welche der beiden Saucen mir besser schmeckt. Aber es hat schon seinen Grund, dass die Berliner Currywurst so beliebt ist. Hihi.
Der Abend ist sehr schön. Wir führen schöne Gespräche, stoßen an und schauen zu, wie sich die Dunkelheit über das Meer legt.