Tag 11 Radtour auf Hvar nach Jelsa und Stari Grad

 

Ich bekomme Kaffee ins Bett und die Hecktüren geöffnet. So darf gerne jeder Morgen beginnen!

 

Da könnte ich doch glatt den ganzen Tag so sitzen bleiben im Bett und auf das Wasser schauen. 

 

 

Beim Frühstück ist es zwar bewölkt, aber an diesem schönen Ort kratzt uns das überhaupt nicht. Susi liebt diesen Platz besonders. Sie ist geflasht von ihrem Morgen. Sie war draußen als es langsam hell wurde und liebt die Stille und den Ausblick. Sie ist angekommen bei sich, glaube ich. Und in Croatia.

 

Toller Platz, der Campingplatz Grebišće in Jelsa! 

 

 

Jelsa/Hvar

 

Nach dem Frühstück starten wir zu einer Radtour über den Nordostteil der Insel. Wir radeln zuerst an der Küste entlang zum sympathischen Hafenort Jelsa.

 

Roadtrip Kroatien und Jelsa

 

Jelsas Hafen ist großzügig und hell gepflastert. Typisch dalmatinische Häuser und ein gemütlicher Platz mit Bänken am Wasser und Restaurant, Cafės, kleinen Läden und eine Eisdiele begrüßen uns unaufdringlich und hübsch.

 

 

Über das Wasser klingen plötzlich laute kroatische Lieder mit Gesang und es schaukelt ein bunt geschmücktes Holzschiff mit jungen Frauen, die einen Junggesellinnenabschied ausgelassen und fröhlich feiern, in den Hafen. 

 

 

Ich kaufe ein Magnet in einem kleinen Laden, auf dem ein gemaltes Bildchen von Jelsa zu sehen ist. Der Verkäufer sagt, dass er selber der Künstler ist. 

 

Da finde ich mein kleines Bildchen doch gleich noch viel schöner und mache ein Selfie mit Jelsa-Künstler. 

 

 

Wir schieben die Räder und kommen an der Eisdiele vorbei. Und so kommt es, dass wir unsere zukünftige Lieblingsbank auf Hvar zum ersten Mal zu dritt nutzen, auf die Boote gucken und Eis schlecken. 

 

 

Dann radeln wir weiter am Wasser entlang um die Bucht herum und Richtung Vrboska. 

 

 

Der Fahrradweg geht immer nah am Wasser entlang. 

 

 

Vrboska/Hvar

 

Wir sind nach 2,5 Kilometern schon in Vrboska angekommen. Der kleine Ort zieht sich an einem Meeresarm entlang. 

 

 

Die Hafenpromenade von Vrboska ist leider gerade eine einzige riesige Baustelle und wir müssen die Fahrrräder durch weichen Bausand und zwischen Baggern und Bauarbeitern hindurch schieben.

 

Wenn die Straße fertig ist, ist es bestimmt ganz nett hier, aber heute schauen uns die Bauarbeiter ziemlich mürrisch an und wir wollen so schnell wie möglich wieder weg! Wir haben ja auch wirklich nichts zu suchen auf der Baustelle. Ich weiß gar nicht, wie wir hier gelandet sind. Da war nichts abgesperrt. Hm. Huch! Ach ja! Ich hatte schon wieder nicht bedacht, dass hier Jeder selber darauf achten muss, wohin er nicht gehen sollte, dass mit Absperrungen eher sparsam umgegangen wird. Tststs. Das sind wir Deutschen einfach nicht gewöhnt.

 

Gehirn aus und wenn da kein Verbotsschild steht, kann ich hin. Und nun stecken wir also mitten in der Baustelle. Es gibt auch keine Stichstraße zwischen den Häusern, die uns vom Hafenkai und aus unserer misslichen Lage wegbringen könnte. Erst ganz am Ende können wir entkommen. Und da wundern wir uns, dass wir Deutschen manchmal nicht so gut ankommen. 

 

 

Stari Grad/Hvar 

 

Von Vrboska aus ist Stari Grad nicht mehr weit. Wir drei haben noch Energie und Lust und radeln den Hügel ein Stück hoch zur Ebene von Stari Grad und dort oben zwischen der Weite uralter Gärten radeln wir fünf Kilometer lang geradeaus.

 

Hier oben auf dem Inselrücken wurden schon in der Antike Weingärten und Olivenhaine angelegt. Verrückt finde ich das, dass wir einen Weg fahren, auf dem Altersgenossen von Aristoteles ihre Weintrauben und Oliven zur Stadt brachten.

 

 

Irgendwann geht es bergab und wir finden uns in der alten Hafenstadt Stari Grad wieder. Die hellen Häuser wirken schlicht und einfach und stehen an einer langen geschwungenen Uferpromenade mit Läden, Cafės und Restaurants. Weiter hinten kommt man zum Strand und noch ein Stück weiter fährt die Fähre zurück aufs Festland nach Split.

 

 

Wir schieben die Räder ein Stück und ruhen uns dann auf einer der Terrassen am Hafen bei einer Tasse Kaffee aus. Hier ist extrem wenig los und der Hafen ist weitläufig mit einer breiten Uferpromenade. Im Wasser sind ein paar Boote angetaut. Wenige Menschen flanieren hier auf der hell gepflasterten, breiten Uferpromenade.

 

Danach schlendern wir durch die Gassen. Die Häuser sind schlicht und schmucklos, was einen besonderen Reiz ausmacht und ich so noch nie gesehen habe. Stari Grad ist die älteste Stadt Kroatiens. Sie wurde 384 vor Christi von den Griechen gegründet. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Villa eines großen Dichters

 

Ich husche in das Wohnhaus eines bekannten kroatischen Dichters aus dem 16.Jahrhundert. Susi und Tatti interessiert das nicht. Verstehe ich auch nicht. Sie warten auf dem Vorplatz. 

 

 

Ich mache im Dichterzuhause ein paar Fotos eines rechteckigen Beckens mit Fischen darin.

 

 

Der Poet hieß Petar Hectorović. Er ist sehr bekannt. Petar hat ein einziges Mal in seinem Leben für drei Tage die Insel verlassen. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er sich auf dem Boot mit zwei Fischern unterhalten und die Reise beschrieben.

 

Und nun sind wir 700 (!) Jahre weiter und die Welt spricht ernsthaft noch immer von seiner Reisebeschreibung als epischem Werk? Was bitte mache ich falsch, dass ich jahrelang durch die Gegend reise und monatelang Reiseberichte in meinen Laptop tippe und keine Villa mit einem rechteckigen Fischbecken in Sicht ist?

 

 

Als ich rauskomme sitzt Susi auf dem Sockel vor seiner Büste. "Los Mädels", treibe ich die beiden an, steige auf mein Fahrrad und verschwinde Richtung Hafenbecken. Tschüss Petar, hast scheinbar alles richtig gemacht, Junge. 

 

 

Wir schauen uns noch ein wenig in Stari Grad um und bewegen uns dabei wieder Richtung Ortsausgang. 

 

 

Zurück zum Campingplatz radeln wir an der Hauptstraße entlang und Susi und Tatti kaufen in Jelsa Getränke und Toilettenpapier. Ich warte mit Hannes auf dem Supermarktparkplatz und suche währenddessen eine nette Strecke am Wasser entlang zum Campingplatz zurück heraus.

 

Dann schaue ich mir eine kleine Bleibe für streunende Katzen mit Futter am Rand des Parkplatzes an und bekomme danach das Toilettenpapier von den Beiden auf meinen Gepäckträger geklemmt. 

 

 

Dann will Tatti an der Straße entlang weiterradeln. "Ne, da lang", sage ich, "ist viel schöner", und weise in eine kleine Stichstraße neben dem Supermarkt. "Ne, das geht nicht", sagt Tatti. " "Doch", sage ich, "echt". 

 

Dummerweise führt meine Route uns erstmal auf einen ganz schön hohen Berg. Dabei sah es echt so aus, als wenn die Straße hier direkt hinunter zum Hafen geht. Ich fahre vor und drehe mich lieber nicht um. 

 

 

Das letzte Wegstück ist dadurch sicherlich ein ganz klein wenig anstrengender, eröffnet uns aber auch einen bombastischen Blick von oben auf den Hafen, den Ort und die Berge.

 

 

Schließlich haben wir ja Ebikes. Und wir können uns von hier wunderbar den Berg hinunter bis zum Hafen und zur Eisdiele und zu unserer Bank am Hafen rollen lassen. Und das machen wir auch. Jippiehhh! 

 

 

Wir gönnen uns das zweite Eis heute und haben keinerlei Schuldgefühle. Schließlich sind wir im Urlaub, waren heute aktiv und finden unsere Bank hier in Jelsa am netten Hafen genau richtig für uns. Wir sitzen auf unserer Bank, schlecken das Eis und beobachten Fahrradtouristen, und schauen uns ihre Bleibe, ein Hotelboot, das heute hier in Jelsa im Hafen liegt, interessiert an. 

 

Susi fotografiert alte Menschen, die in der Sonne dösen. Tatti entdeckt, dass die Leihräder Städtenamen haben, funktioniert sicherlich am Besten für Menschen aller Nationen, um das eigene Fahrrad wieder zu finden. Hier sitzt man echt klasse! Merke ich mir!

 

Jelsa, mein sympathischer kleiner Wohlfühlort. Du bist von jetzt an auf der Liste meiner ganz persönlichen besonderen Orte und hast auch gleich ein fettes Sternchen bekommen. 

 

 

Es ist so schön, zu unserer tollen Bucht und dem schönen Platz oben auf unserem Balkon zurückzukommen.

 

Ich genieße den Ausblick, lese, quatsche, freue mich meines Lebens und meiner Freiheit gerade und verbringe mehr als gerne meine zweite Nacht dort im Paradies. 

 

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