Tag 13 Unser kleines Stück vom Paradies - Camp Mlaska

 

Wachwerden mit Traumblick

 

Die Nacht ist sehr ruhig und morgens weckt uns das Müllauto oder so etwas Ähnliches auf der anderen Seite der Bucht. Es schiebt sich mit lautem Gepiepe durch die schmale Straße und blinkt.

 

Tatti macht mir Kaffee und öffnet die Hecktüren. Ich setzte mich mit meinem Kaffee ins Bett und zoome das Müllauto aus meinem Bett heraus heran und mache ein Video für meinen kleinen Enkelsohn. Eigentlich sind Bagger und Trecker derzeit die angesagtesten Urlaubsgrüße, aber das Müllauto von Mala Milna macht auch was her, finde ich. Und dieser Hecktürenblick bei meinem morgendlichen Kaffee im Bett ist auch mal wieder der Knaller.

 

 

Morgenspaziergang durch Mala Milna 

 

Dann fällt mir auf, dass die Sonne über dem gegenüberliegenden Hügel aufgeht, was bedeutet, dass ich von dort aus jetzt Fotos vom Campingplatz mit der Sonne im Rücken machen kann. 

 

Ich beeile mich also, in T-Shirt, Hose und Flip-Flops zu kommen und marschiere auch schon am Strand entlang Richtung Dorf. 

 

 

Es ist kurz nach neun und noch leer in den Straßen. Das Dorf erwacht gerade. Ich mag diese unschuldige frühe Zeit am Tag ganz besonders. Ein paar Hotelgäste sitzen auf den Terrassen und frühstücken und zwei alte Männer beginnen ihren Tag mit einem gemeinsamen Kaffee vorm Haus. In der Bucht steht ein Mann in seinem Boot, vielleicht ein Fischer. 

 

 

Von hier überblicke ich das ganze Areal des Campingplatzes, kann aber nur die Wohnmobile und das Restaurants vorne am Wasser erkennen. Ansonsten versteckt sich der Platz unter den Bäumen. Und unser Wohnmobil ist mit seinem Olivgrün ist auch fast nicht zu finden.

 

Ich mache ein paar Bilder und kehre zu Tatti zurück. 

 

 

Zurück Richtung Fährhafen Śucuraj

 

Dann zahlen Susi und ich an der Rezeption und wir brechen wieder auf. Wir werden noch eine Nacht auf Hvar schlafen, wollen aber jetzt zurück ans andere Ende der Insel und in der Nähe des Fährhafens auf einen einsam gelegenen Campingplatz, den wir im letzten Jahr entdeckt haben, schlafen. Hvar ist mit 76,5 Kilometern die längste Insel Kroatiens. 

 

 

Wir könnten auch direkt hier um die Ecke die Fähre von Stari Grad nach Split nehmen. Dann würden wir aber viel zu weit nördlich auf dem Festland ankommen und würden einen unserer Lieblingscampingplätze im Süden Hvars und wunderschöne Küstenkilometer verpassen.

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Bei einem Supermarkt kaufen wir Lebensmittel und Getränke. Die Sachen wandern mal wieder direkt vom Einkaufswagen in den Kühlschrank. Es hört einfach nicht auf, dass ich das lustig finde! 

 

 

Die Strecke über die Insel ist wieder wunderschön und auch wieder ab und zu ein bisschen kribbelig wegen der kleinen Abgründe neben dem Fahrbahnrand.

 

Wir fahren durch Wein- und Olivenanbaugebiete, kleine Dörfer, die aus wenigen Häusern und Engstellen in der Ortsdurchfahrt bestehen und durch Wälder und an pittoresken Buchten entlang. 

 

Hvar gehört laut großer Reisemagazine und Umfragen zufolge zu den zehn schönsten Inseln der Welt. Später im Jahr wird der Duft von Lavendel und Rosmarin zusätzlich die Sinne der Urlauber betören. 

 

 

Uns kommt ein Auto mit einem jungen Paar aus Nürnberg entgegen und wir können nirgends in eine Haltebucht. Er könnte schon, macht es aber nicht, fährt vorbei und bleibt vor uns stehen.

 

Dieses Mal sind wir die Großen. Der junge Mann schaut erwartungsvoll hoch und scheint zu erwarten, dass wir ausweichen, aber bei uns ist ein Abgrund. 

 

Er merkt, dass er rückwärts fahren muss, macht es auch, kann es aber leider gar nicht. Und so eiert er herum, fahren vor und zurück, vor, zurück. Wir warten und schauen. Ich würde am Liebsten hingehen und sein kleines Auto für ihn zurücksetzen. Er schafft es nach mehreren Anläufen dann aber doch selber.

 

 

Während unserer Fahrt sehen wir hinter jeder Kurve das beeindruckende Biokovo-Gebirge an der gegenüberliegenden Küste. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Camp Mlaska 

 

Mit uns zusammen erreichen mehrere Wohnmobile den Campingplatz Mlaska bei Sućuraj. Wir sind die letzten in der Schlange. Ich kenne allerdings das Mlaskanische Anmeldeprocedere vom letzten Jahr. 

 

Während die anderen Camper auf dem Gelände nach einer Rezeption suchen, gehe ich zielstrebig in die Bar und rufe in den Nebenraum hinterm Tresen.

 

Der Betreiber kommt lässig angeschlurft, sagt hallo und nimmt unsere Personalausweise an sich und steckt sie zu einem Stapel weiterer Ausweise, die er mit einem Gummiband zusammenhält, lässt sie dann in eine Schublade fallen und nickt mir freundlich zu. Nun können wir uns hinstellen, wo wir wollen.

 

 

Ich tigere zu Tatti und Sui zurück, winke Susi heran und steige ein. Wir überholen die anderen parkenden Wohnmobile und fahren um die Bucht herum und entdecken zwei hintereinander liegende freie Plätze direkt am Wasser. Sehr geil! 

 

 

Hier standen Tatti und ich im letzten Jahr auch und dass die beiden Plätze frei sind, ist echt ein Jackpot! 

 

 

Vor uns belagert ein Wohnmobil aus Rosenheim zwei Plätze. Sie könnten ihren Motorroller anders hinstellen und das letzte der anreisenden Wohnmobile, das noch einen Platz sucht, könnte dort stehen und die schöne Aussicht genießen. Dann wären alle glücklich. Aber die Leute regen sich keinen Millimeter. Ich gehe hin und bitte sie, ihre Sachen dichter ans Wohnmobil zu holen.

 

Sie reagieren einfach nicht. Auch nicht, als ich forscher werde. Alles, was ich sage, beeindruckt das ältere Paar nicht. Auch als weitere Camper hingehen und mit den Leuten reden, beharren sie weiterhin darauf, das Doppelgrundstück für sich zu beanspruchen.

 

Ein junges Paar mit einem Kastenwagen fährt traurig wieder weg. Und ich bereue zutiefst, dass wir die Wartenden bei der Ankunft so flink und auch irgendwie ganz schön frech überholt haben. Und nun schäme ich mich für meinen eigenen Egoismus vorhin. 

 

 

Tatti und Susi verkünden beim Aufstellen der Campingmöbel, Ausfahren der Markise und Decken des Frühstückstisches die ganz Zeit lauthals, was sie von dem egoistischen Verhalten der Rosenheimer halten. Natürlich nichts nämlich. Die genaue Wortwahl wiederhole ich jetzt lieber nicht. Wenn man mit zwei Leuten, die im Strafvollzug arbeiten, unterwegs ist, tanzt das eine oder andere Wort schonmal aus der Reihe. Ich schaue ab und zu rüber zu dem Paar. Sie rühren sich keinen Millimeter. Auch die Gesichter sind starr. 

 

 

Beim nun kommenden späten Frühstück beruhigen sich unsere Gemüter und ich kann es kaum fassen, dass dies gerade mein Leben ist, dass ich im Paradies frühstücke und dass auf dem Tisch lauter leckere Sachen liegen.  

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Nach dem Frühstück macht Jede das, wozu sie Lust hat. Tatti, die Powerfrau, pumpt die SUP-Boards auf und ich schreibe Reisetagebuch. Susi genießt die Sonne und freut sich ihres Lebens in ihrem superbequemen Stuhl und Hannes bewacht uns.

 

 

Dann vertreibt Tatti sich die Zeit auf dem Wasser und Susi und ich sehen eine Zeitlang zu. 

 

 

Schließlich gibt es auch für mich kein Halten mehr. Ich pumpe mein SUP-Board auf und paddle hinaus aus der Bucht. Ich vergesse die Zeit und verliere mich in dem Geschaukel und im türkisblauen Meer vor der Küste Hvars. Ich bin ein kleiner Punkt, das Küstengebirge ist riesig und das Meer trägt mich und das Brett.

 

Ich mache ein Foto von dem Küstenstück, wo ich Brela vermute, denn dort war meine Freundin Kati mit ihrer Mutter vor Kurzem und ich schicke ihr das Foto mit Inselgrüßen. Das ist ganz schön spannend, weil ich dafür mein Handy aus der Hülle nehmen muss. In dem Moment darf keine größere Welle an meinem Board wackeln!

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Ich bleibe lange auf dem Wasser, mache Fotos, lasse mich treiben, paddele am gegenüberliegenden Ufer unserer Bucht entlang. Dort gibt es noch viele versteckt liegende idyllische Plätze, die ich mir vom Wasser aus ansehe. Es scheint allerdings der FKK-Bereich zu sein. Muss man mögen. Wir mögen das auf jeden Fall nicht. 

 

Es ist so schön entspannend, auf den Wellen geschaukelt zu werden und ab und zu stehend über das Wasser zu gleiten. Ich möchte mein Bord nicht mehr missen. Auch das kompakte Packmaß mit dem Rucksack ist echt klasse. 

 

 

Wir haben so viel gesehen und können diesen Tag des Müßiggangs gut gebrauchen. Abends grillen wir Lachs und Ćepapčići und schauen der Sonne beim Untergehen zu.

 

 

Inzwischen haben sich Routinen ergeben. Eine davon ist, dass Susi und Tatti nach dem Essen zusammen mit dem Geschirr loszotteln und abwaschen. Ich muss dann später abtrocknen und wegräumen.

 

 

Ist mir auch am Liebsten so. Wenn Susi und Tatti nämlich Team Wegräumen wären, würde das Geschirr entweder ewig im Weg stehen oder so in die Schubladen gesteckt werden, dass es bei der Fahrt klappert, weiß ich aus Erfahrung. Falls Ihr zwei das lest, braucht ihr gar nicht zu meckern. Das stimmt. 

 

Es ist ein lauer Sommerabend und wir führen schöne Gespräche und wollen am Liebsten, dass das nie aufhört, das gemeinsame Unterwegssein.

 

 

Gelegentlich kommen andere Camper unten am Wasser vorbei, bleiben stehen, legen die Unterarme auf der warmen Mauer ab und wir kommen aus dem Plaudern nicht mehr raus.

 

Es ist immer wieder nett. Wir bekommen Tipps, wo es auch noch schön ist, welcher Stellplatz toll ist und wir verraten natürlich auch unsere persönlichen Highlights. Und ein Thema taucht immer wieder auf, nämlich die Rosenheimer. Diese Unverfrorenheit entrüstet irgendwie alle. 

 

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