Tag 14 Makarska Riviera und Biokovo Skywalk

 

Abschied von Hvar 

 

Unsere Paradiesbucht verabschiedet uns mit einer spiegelglatten Wasseroberfläche. Das waren drei tolle Inseltage auf Hvar mit sehr schönen Schlafplätzen und klasse Städten. Heute wollen wir eine frühe Fähre nehmen und starten schon um sieben.

 

 

Der Fährhafen in Sućuraj ist von unserem Campingplatz nur noch knapp fünf Kilometer entfernt. Die Fähre kommt erst nach acht. Aber wir wussten nicht wie voll es sein würde, deswegen stehen wir um Viertel nach sieben fast ganz alleine schon in der Wartespur. 

 

 

Hinter dem Schalter regt sich ein grummelnder Mann. Die Hvarer Fährleute bleiben ihrem Image, das sie bei mir haben, treu, nämlich immer schön unfreundlich zu sein.

 

Auch hier zahlt man pro Länge des Fahrzeugs. Wir sind sechs Meter lang plus Fahrradträger und zahlen 31,46 €. Ich wünschte, wir würden so günstig auch nach Föhr kommen. 

 

 

Nach und nach kommen weitere Autos auf den Hafenpier gefahren. Eine junge Frau erkundigt sich auf Englisch nach unserer Folierung und sagt, dass sie die Farben und Schriften schön finde. Macht uns irgendwie stolz, so ein nettes Kompliment. Hat ja auch zwei Jahre gedauert bis wir uns einig waren wie es werden sollte.

  

 

Die Überfahrt dauert fünfunddreißig Minuten. Susi weiß inzwischen, dass nicht jede Fähre sinkt und braucht den Rettungsring nicht mehr auf Armeslänge neben sich.

 

Die Fähre fährt gemächlich und ruhig dahin. Es ist leer und superentspannt.

 

 

Camping Medora

 

Auf dem Festland fahren wir zwanzig Kilometer auf der Küstenstraße gen Norden. Auf der Höhe des Ortes Podgora biegen wir ab und fahren bergab auf den Ort und das immernoch spiegelglatte hellblaue Meer zu.  

 

Ich bin gespannt, ob der Campingplatz Medora Orbit Camping & Glamping einigermaßen okay für uns ist. Glamping ist eigentlich nichts für uns. Glamouröses klingt nach Trubel. Aber die Lage des Platzes ist für uns unschlagbar. Wir können von hier mit einem Shuttle zum Skywalk hoch.

 

 

Wir werden in einem hellen Rezeptionsgebäude freundlich begrüßt und dürfen mit beiden Fahrzeugen zusammen auf eine Parzelle und sparen also wieder. Gleich hinter der Schranke ist ein großzügiger schön sauberer Serviceplatz, auf dem Tatti vorher noch schnell Abwasser ablässt und Frischwasser tankt.

 

 

Der Platz ist nett angelegt und direkt am Meer. Er ist hell, freundlich und komfortabel. Die Duschen sind top und die Waschmaschinen und Trockner sind gratis. 

 

Susi wäscht wie eine Weltmeisterin und nimmt auch meine Jogginghose, in deren Tasche leider noch ein Papiertaschentuch steckt, mit. Oh oh, als sie die ganzen weißen Fusseln auf ihren dunklen Sachen sieht, reißt sie sich ganz schön zusammen, trotzdem noch nett zu mir zu sein und wäscht alles gleich nochmal. 

 

Die Mitarbeiter auf dem Campingplatz sind freundlich und hilfsbereit und wir fühlen uns willkommen und wohl. Ab und zu klingt Kirchengeläut aus einem Lautsprecher am Turm einer Kirche über dem Platz, was etwas komisch ist. Warum gibt es keine richtigen Kirchenglocken in der Kirche?

  

  

Ich erkundige mich nach dem Shuttle zum Skywalk und erfahre, dass es um einen Jeep geht, den Hotel- oder Campingplatzgäste für sich alleine buchen könnten, der heute aber zu meinem Leidwesen schon ausgebucht ist.

 

Anstattdessen dessen bekommen wir nach ein wenig Hin und Her und ein bisschen Geduld zwei Plätze für die Abendfahrt mit kleinem Snack in einem kleinen Touristenbus mit offenem Verdeck angeboten. Wir buchen das über das zum Campingplatz gehörende Hotel. Ich freue mich sehr darauf und bin schon extrem aufgeregt!Ein Hund darf zwar nicht mit, aber Susi ist ohnehin nicht scharf auf hohe Höhen und will mit Hannes unten bleiben. 

 

Gegen Mittag kommt eine elegant gekleidete Mitarbeiterin des Hotels Medora zu uns und erklärt uns alles. Sie erzählt auch, dass die Bremsen der Leih-Fahrräder bei der Rückkehr nach wenigen Fahrten hinüber sind. Und dass es auch mit Ebikes extrem anstrengend ist. Wir zahlen neunzig Euro für uns zwei und denken, dass es eine weise Entscheidung ist, die Räder auf dem Fahrradträger zu lassen. Wir hatten nämlich sehr ernsthaft erwogen, mit den Rädern zum Skywalk hochzufahren. 

 

 

 Die Abfahrt des Busses ist um sechzehn Uhr beim Hotel Medora, das wenige Schritte entfernt ist, und es ist erst zwölf, also haben wir noch Zeit, den Ort zu erkunden.

 

 

Wir gehen zu dritt mit Hannes auf der Strandpromenade und schauen in den Geschäften nach einem Strohhut für mich, weil ich meine Schirmmütze nicht finde und mir oben in den Bergen nachher nicht den Scheitel verbrennen will. Und einen Strohhut wollte ich schon immer mal haben. 

 

Roaftrip Kroatien und Mostar

 

Podgora ist ein familienfreundlicher Badeort und hat einen vier Kilometer langen Feinkieselstrand. Der Strand ist sehr gepflegt und Palmen säumen unseren Weg am Wasser entlang. Die Stimmung hier ist nicht so verwegen und vor allem nicht so nackig und hippiemäßig wie in unserer Paradiesbucht auf Hvar, sondern vornehm und stylish.

 

 

Wir gehen bis zum Hafen und dann den gleichen Weg zurück. Ich finde nach drei Läden und fünfzehn ausprobierten Sonnenhüten, die mich alle einfach nicht jünger aussehen lassen wollen, eine olivfarbene Schirmmütze, die irgendwie besser zu mir passt. 

 

 

Wir als Eismonster-Triade schlagen natürlich auch hier wieder zu, schauen aber nicht nach den Beurteilungen der Eisdiele, sondern lassen uns spontan verleiten.

 

Und dann sitzen wir mit unserem Eis auf der Mauer am Strand und sind enttäuscht. Tja, auch das passiert. Dubrovniks Peppino hat die Eislatte ganz schön hoch gelegt.

 

 

Hotel Medora

 

Halb vier stratzen Tatti und ich los und sehen aus als würden wir auf eine Expedition gehen. Ich nehme Handy und Digicam und Powerbank mit, weil mein Handy Akku neuerdings dauernd schlapp macht. 

 

Wir haben einen PIN, um unten vom Strand her in das Hotel zu gelangen, was aber nicht funktioniert, so dass wir uns bei anderen Hotelgästen mit hineindrängeln. Das Hotel ist riesig und von innen sehr schön und hell, hat Sonnenterrassen und zwei Pools zum Meer hin. Kaum in den Fluren des Hotels angekommen, bin ich verwirrt, weil es plötzlich so leise, so kühl und so fein um mich herum ist.

 

Wir sollen im Hotel mit dem Lift hochfahren zur Empfangshalle, sagte die Mitarbeiterin. Dort sei der Treffpunkt. 

 

 

Seit zwei Wochen sind wir fast nur draußen und bewegen uns ohne nachzudenken, hampeln rum und lachen laut. Und nun muss ich mich plötzlich und unvorbereitet darauf konzentrieren, das nicht zu tun. Aber wir fallen wegen unserer Rucksäcke und unseres übertriebenen Crocodile-Dundee-Outfits trotzdem auf und werden gemustert.

 

Ich würde zwar unsere Van-Freiheit und meine Klamotten, die schmutzig werden dürfen und auch sind, für kein Geld der Welt hergeben wollen, aber jetzt gerade würde ich trotzdem lieber gebügelt und elegant hier herumtrippeln. Meine schmuddeligen weißen Sneaker fallen auf dem glänzenden Fußboden so sehr auf. Und sie knartschen auch noch bei jedem Schritt. Als wir die Hotellobby betreten, sind alle Blicke der dort Wartenden auf uns gerichtet. Ich lächle nervös und verschwinde vorsichtshalber erstmal durch eine Glastür hinaus auf die Dachterrasse des Hotels. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Von hier oben kann ich bis zum Hafen und weit den Strand hinunter blicken. Ich lehne mich gegen das gläserne Geländer und stelle mir vor, dass ich ein paar Tage hier Urlaub machen und bekocht werden würde und nichts organisieren müsste, nicht mal das Campinggeschirr verstauen. Und nur schicke Schuhe tragen und mit spitzen Fingern gebügelte Kleidung aus edlen Stoffen aus dem Schrank ziehen würde. Und einen dezenten Ring mit kleinem Edelstein am braungebrannten Finger hätte. Hm. Ich muss lächeln. 

 

Ich finde die Vorstellung auch irgendwie attraktiv. Aber ich würde mich vermutlich sehr schnell eingesperrt fühlen. 

 

 

Ich setze mich noch einen Moment zu Tatti in die Lobby und dann kommt der Bus auch schon. Da das Hotel am Hang liegt, ist  auf dieser Ebene an der Rückseite des Hotels die Straße und ein kleiner Vorplatz. 

 

 

Auf in die Berge

 

Wir bekommen gute Sitzplätze im offenen Bereich des kleinen Busses. Argwöhnisch schaue ich zum Himmel. Jetzt bloß kein Regen, bete ich! Wir fahren direkt von Podgora aus schon rasant hoch in die Berge. Der Busfahrer macht das offensichtlich nicht zum ersten Mal. Bei jeder Weggabelung wird die Straße schmaler.

 

 

Am Eingang zum Nationalpark Biokovo halten wir an und der Reiseleiter zahlt für uns die Eintrittsgelder (8 Euro pro Person). Eigene Fahrzeuge wären auch erlaubt. 

 

Kleine Wohnmobile dürften sogar selber hoch fahren, aber es werden nur 20 Fahrzeuge pro voller Stunde reingelassen. Ich würde aber auf gar keinen Fall mit dem eigenen Auto hochfahren, nicht mal mit einem Smart!

 

 

Nun dreht sich der kleine schmale Bus in Haarnadelkurven immer höher hinauf.

 

Die Sicht auf das Meer und den Ort wird mit jedem Meter spektakulärer. Podgora und das hohe Medora-Hotelgebäude sind inzwischen klitzeklein. 

 

 

Naturreservat Biokovo 

 

Bis zur Hälfte der Strecke, bis zum kleinen Lokal Varta Biokovo, wo es leckeres Essen auch eine Wasserstelle für die frei lebenden Pferde, Rinder und Esel und einen schönen Aussichtspunkt gibt, sind wir im letzten Jahr mit dem Fahrrad gekommen.

 

Die Weiterfahrt und somit die Zufahrt zum Skywalk war damals wegen Bauarbeiten gesperrt. Das war echt ärgerlich! 

 

 

Um so neugieriger schaue ich mich jetzt in der für uns neuen kargen Landschaft hinter dem Haus um. Uns begegnen dort gleich zu Beginn ein paar Rinder und eine Stute mit ihrem Fohlen. 

 

 

Die Landschaft besteht aus hellen schroffen Felsen, Grasfeldern und einigen wenigen Büschen. Die Straßen sind sehr schmal und kurvig. In der Ferne leuchtet immer wieder das Blau der Adria. Leichter Fahrtwind weht durch unsere Haare und ich genieße die vielen Eindrücke und Ausblicke. 

 

Auf dem Hinweg fahren wir am Skywalk vorbei und erstmal weiter hoch in die Berge. 

 

 

Nach einer halben Stunde, in der wir permanent aufwärts fahren, kommt uns ein gelber Abschleppwagen mit einem Auto auf seiner Ladefläche entgegen. Der kann definitiv nirgends hin.

 

Wir fahren ein Stück rückwärts während der Busfahrer sich hektisch mit unserem Tourenguide austauscht und dann lenkt der Busfahrer den Kleinbus mit uns darin rechts steil auf einen Felsen und lässt den LKW knapp hinter unserem Heck passieren. Wir fallen deutlich nach hinten gegen die Rückenlehnen. Puh, der scheint hoffentlich echt zu wissen, was er tut. 

 

 

Auf unserer weiteren Strecke zum ersten Aussichtspunkt kommen uns auch noch drei Offroad-LKWs, auf dessen Ladeflächen Sitze installiert sind und Leute sitzen, entgegen. Die Fahrzeuge bewegen sich nacheinander millimeterweise an uns vorbei und die Räder der wuchtigen LKWs schieben sich knapp am und auch zu einem Viertel über dem Abhang vorwärts. Unser Tourenguide beugt sich hinten bei uns im Bus über den Rand und gibt den Fahrern Handzeichen. 

 

Von der Ladefläche können die Leute nicht sehen, dass die Ränder ihrer Reifen auf der Beifahrerseite über dem Abgrund hängen. Sie reden laut und winken und lachen. Und mir bleibt das Herz stehen. Ich bin einfach nur froh, dass wir an der Bergseite sind.

 

 

Unser Bus hält auf einem kleinen Sandplatz in der Nähe des Tales, in dem die Ureinwohner des Biokovo-Gebirges gelebt haben (stare kuće starosjedioca). Ich versuche mir vorstellen, wie sie hier in harten Wintern um das Überleben gekämpft haben. 

 

Wir machen einen 15-minütigen Spaziergang zu einem 1.200 Meter hohen Aussichtspunkt.

 

 

Der Ausblick dort oben ist spektakulär. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Hier oben auf dem Aussichtspunkt im Biokovo-Gebirge zu stehen und zu sitzen und auf das Meer und die Inseln zu schauen, ist ein tolles Gefühl! Heute Morgen sind wir da drüben auf Hvar wachgeworden und gestern Nachmittag habe ich vom SUP-Board aus hierher geschaut. 

 

 

Aber um die Berge so richtig zu spüren, hätten wir vielleicht doch die Räder nehmen sollen. Mir ist es zu touristisch und unfrei. Schon allein, weil ich sehr dringend Pippi muss und mich erstmal weit zurückfallen lassen muss, damit ich mich hinter einem Felsen verstecken kann. Und der Tourenguide guckt aus der Ferne wie mein Lehrer früher. 

 

Aber ich finde es trotzdem gut, das wir das hier machen und den Aussichtspunkt und den Skywalk ohne großen Aufwand besuchen besuchen können. 

 

 

Zurück beim Bus können wir uns ein kaltes Getränk und ein Gebäckstück nehmen. Aus dem Gestrüpp neben der Straße kommt ein etwas abgerissen aussehender Typ, quatscht mit dem Busfahrer und lässt sich ein Bier in die Hand drücken. Was der hier wohl macht? Eine Wetterstation überwachen? Oder eine Berghütte bewirten? Oder wohnt der einfach nur hier?

 

 

Unser großes Finale dieser Tour ist der Skywalk und der kommt nun.

 

Der erste Anblick ist überwältigend. Wie filigran das Bauwerk am Rand des Berges wirkt! Zwölf Meter weit wurde er vor den Felsen gesetzt.

 

 

Ich gehe über den Glasboden und es ist, als schwebe ich über dem Abgrund. Wir sind hier 1.228 Meter über der Adria. Mich rührt es, hier zu stehen und zu gehen und zu sein.  

 

 

Ich beobachte Tatti, wie sie andächtig den Glasbodenweg entlangschreitet, anhält, Fotos macht. Sie hat sich das so gewünscht. Nun steht sie endlich dort auf ihrem Skywalk. 

 

 

Wir haben auch hier wieder einen sagenhaften Blick in alle Richtungen, vor uns zu den Inseln Hvar und Brac, das wie ein flacher Maulwurfshügel daliegt.

 

Es ist zwar diesig und wir müssen gegen die tief stehende Sonne schauen, können aber weit unten die Makarska Riviera und die Städte Makarska, Podgora und Tucepi liegen sehen. 

 

 

Dann geht es den Berg wieder hinunter und ich schaue in Ruhe nochmal die vorbeifliegende Landschaft an. 

 

Die drei Stunden sind rasend schnell vergangen. Ich liebe schroffe Berge so sehr. Und hier hat man ja auch noch ständig das Meer als Kulisse. Das ist wirklich schön! 

 

 

Wir sehen nochmal friedlich grasende frei lebende Pferde und fahren die gleiche Strecke zurück bergab, wieder am Restaurant vorbei und zu unserem dritten und letzten Haltepunkt mit Aussicht. 

 

 

Der Haltepunkt ist in einer Kurve. Wir bekommen hier kurz vor dem Ausgang aus dem Nationalpark einen Kräuterschnaps. Hier in dieser Kurve haben Tatti und ich schon im vergangenen Sommer einen Stopp eingelegt. Mit Hannes und per Ebike. Und ohne andere Leute. Und auch ohne Schnaps. Das war besser. Ich bin einfach keine Herdenurlauberin. Und auch keine Schnapstrinkerin. Aber ich mache trotzdem mit. Und ich lächle auch freundlich. 

 

 

Unten auf dem Campingplatz und zurück bei Susi und Hannes und in unserer Vanlife-Freiheit zu sein, fühlt sich auch wieder richtig und gut an. 

 

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