Morgens auf dem Campingplatz bei Trogir
Susi schläft gerne länger und Tatti und ich spazieren zu zweit zum Bäckereistand bei der Rezeption. Wir kaufen verschiedene Sorten Gebäck und Brötchen als Tagesversorgung.
Anschließend gehe ich über den Strand im großen Bogen zurück. Am Strand sind zwar schon Leute am Schwimmen, aber er ist noch recht leer und der Kieselstrand liegt friedlich und hell da in der Morgensonne.
Ein kleiner Pfad führt über die Felsen um eine überdachte Strandbar herum zum Nordufer der Landzunge.
Dort sehe ich, dass sich ein Kreuzfahrtschiff nähert und denke dann, dass es gut ist, dass wir gestern schon in Trogir waren. Wenn ich mir vorstelle, dass sich heute zweitausend Menschen mehr in Trogir durch die Gassen schieben, bin ich echt heilfroh, dass wir nicht dazwischenstecken.
Falsch gefahren
Nach einem ausgebreiteten Brötchen-Ei-Kaffee-O-Saft-Frühstück ziehen weiter an der Küste entlang gen Norden. Plötzlich befinden wir uns auf dem Weg hoch in die Berge und entfernen uns immer weiter von der Küste. Wir hätten in Seget links abbiegen müssen, um auf die Küstenstraße zu gelangen. Das haben wir verpasst. Wir stoppen erstmal und finden den Blick von hier oben auch sehr hübsch und beratschlagen uns.
Das Kreuzfahrtschiff sieht von hier oben mini aus. Wir entscheiden uns dazu, nicht umzukehren, sondern anstattdessen durch die Berge weiterzufahren, wenn wir schonmal hier oben sind.
Ein Stück weiter kommt die mautpflichtige A1. Ist auch mal interessant, wie es hier hinter den Bergen so ist. Einsam und schön.
A1 bei Zadar
Dadurch sparen wir uns einen großen Bogen und können noch einen kurzen Blick von der Straße aus auf Skradin, den südlichsten Ort im Nationalpark Krka, werfen.
Wir fahren nicht zu den Krka Wasserfällen, denn wir waren 2022 schon hier und wollen anstatt dessen dieses Mal wirklich auch endlich mal die Plitvicer Seen besuchen.
Und wir sind auch ohnehin gerade wieder total in Insel- und Paddellaune.
Auf dem letzten Stück Autobahn taucht das Gebirge des Paklenica Nationalparks wie eine Wand aus einer anderen Welt in der Ferne aus dem Dunst auf.
Nach einer Stunde auf der Autobahn fahren wir wieder ab.
Auf nach Pag
Schon bald sehen wir die Südspitze der kargen weißen Insel Pag liegen. Ich freue mich gerade wie Bolle auf unseren nächsten Spot, den kleinen Kiosk bei der Brücke, in den ich mich im letzten Jahr arg verliebt habe.
Bar Bella an der Pag Brücke
Wir sehen die hellblaue Bar Bella mit der kleinen Terrasse schon von Weitem. Sie steht verloren im Nichts auf einem Kiesparkplatz rechts neben der Straße bevor es auf die Brücke geht.
Und rundherum ist nichts als helle Felsen und tiefblaues Wasser. Hier gibt es keinen Baum und keinen Strauch. Im Hintergrund sehen wir die spärlich bewachsene graue Westseite des Velebitgebirges.
Beim Kiosk ist kaum etwas los. Wir holen uns Getränke und gehen damit hinter den Kiosk.
Dort setzen wir uns auf die hell gestrichenen Palettenmöbel mit fröhlichen Bildern auf den Tischen, auf dem einen ein Leuchtturm, auf dem nächsten eine Möwe.
Auf einem Tisch steht "Enjoy, have fun, create memories". Aber gerne doch!
Die Paški Most, die Pag Brücke, gehört zur ersten Generation der großen kroatischen Betonbrücken und musste schon sowohl unter dem hohen Salzgehalt als auch unter dem Kroatienkrieg leiden.
Fahrt über die Insel
Nach dem schönen Kaffee- und Colastop fahren wir über die Paški Most auf die Insel Pag. Die Straße verläuft zunächst direkt am Wasser entlang.
Der erste Ort, den wir streifen, ist die Stadt Pag, wo wir einen Schlenker zur Apotheke machen, weil ich eine gemeine kleine Sonnenallergie habe, lauter rote Punkte auf den Unterarmen.
Mit einer großen Tube Aloe Vera Gel fahren wir aus der Stadt raus und hoch auf einen Berg.
Als ich zurückschaue, finde ich, dass die Stadt Pag von hier oben irgendwie ein bisschen skandinavisch aussieht. Ich erfreue mich auf jeden Fall an der Weite und den Felsen und Tatti und Susi erfreuen sich an der breiten gut ausgebauten Straße.
Pager Käse
Die Insel ist bekannt für ihren Schafskäse. Wir parken an der Durchgangsstraße bei der Käserei Gligoria im Ort Kolan. Susi und ich gehen an eiem Gebäude entlang eine schmale steile Hangstraße hinunter zum Ladeneingang. Susi geht gleich wieder rückwärts raus. "Der Geruch!", sagt sie und guckt mich angeekelt an. "Echt jetzt?", vergewissere ich mich lachend. "Ich warte draußen!", antwortet sie noch, bevor ich im Laden verschwinde.
Ich nehme mir den berühmten Schafskäse, für den die Käserei einen Weltmeistertitel bekommen hat, aus dem Kühlregal und werde durch mehrere Etagen hoch zum Kassenraum gebracht. Ich staune, denn ich hatte keine Ahnung, wie groß das Geschäft ist!
Im Vorbeigehen entdecke ich Trüffelprodukte und Weine und Liköre und noch viel mehr regionale Produkte. Ich komme weit oben am Hang aus dem Gebäude wieder raus und winke Susi hoch, die noch unten beim Ladeneingang steht. Ich rufe: "Komm auch rein, die haben ganz viele regionale Produkte!" "Ne!". Aber beim Wort "Tartufo" (Trüffel) wird sie schwach und wir gehen zusammen durch den oberen Eingang nochmal rein.
Ich kaufe einen leichten und erfrischenden Wein einer kleinen Inselwinzerei und Susi kauft sich noch zwei Trüffel im Frischhalteglas zum Mitnehmen nach Deutschland.
Mondlandschaft und Inselkamm
Ein Stück weiter sehen wir die weißen Felsen wie eine Mondlandschaft im Osten der Insel liegen. Eine Wanderung über die Felsen nennen sie hier "Moonwalk" und fühlt sich bestimmt auch so an wie eine Mondlandung. Die fehlende Vegetation soll mit mit den scharfen Fallwinden, die über das Velebitgebirge kommen, zusammenhängen, habe ich gelesen.
Von der Brücke bis zum Campingplatz Olea, einem unserer Favoriten dieses Roadtrips, sind es 60 Kilometer. Wir fahren auf dem Inselkamm und können mal rechts und mal links das Wasser sehen. Es gibt kaum Wälder und dafür ganz viel Licht! Das macht den Blick und den Kopf frei! Ich mag diese Weite viel viel lieber als schattige Wälder.
Das letzte Wegstück zum Campingplatz ist ein Sandweg und man denkt, dass man sich verfahren hat. Das kann unmöglich die Zufahrt zu einem so großen Campingplatz sein, denkt man! Ist es aber!
Fast alle Plätze mit Meerblick auf dem Oleacamping
Wir kommen den Hügel runter und checken ein und es fühlt sich an wie Heimkommen. Der letzte Aufenthalt hier war so schön und alles ist uns vertraut.
Wir ergattern den letzten freien Platz unten am Wasser buchstäblich in letzter Sekunde. Das Ehepaar, das an der Rezeption nach mir an der Reihe ist, hatte sich den gleichen Platz ausgesucht. Puh, das war knapp! Wir sind sehr erstaunt darüber wie voll es ist! Es scheint sich inzwischen herumgesprochen zu haben, wie schön es hier ist.
Ich versuche Susi zu überreden, auch mal ganz vorne zu stehen und den Platz zu nehmen. Sie will aber partout nicht. Sie sei ja eh meist bei uns und nachts mache sie die Augen zu, sagt sie. Das Geld, was der Platz koste, sei es ihr nicht wert. Also bezieht sie einen Platz ganz weit weg, irgendwo hinter der Bergkuppe. Total verrückt! Ich verstehe nicht, was das soll... Hm?
Sie merkt dann aber bei ihrem ersten Besuch bei uns, dass es am Wasser doch viel netter ist. Zwei Reihen über uns ist ein sehr schöner freier Platz. Und es könnte ja schließlich auch sein, dass sie doch manchmal die Augen auf hat. Und außerdem kostet er auch gar nicht so viel mehr wie sie erst dachte. Sie hatte sich nämlich auf der Preisliste verguckt. Ach so, deswegen war sie so muckelig.
Wir radeln also zur Rezeption, buchen um und das weiße Annelörchen ist wieder bei uns. Und meine Welt ist wieder in Ordnung. Die Mitarbeiter an der Rezeption machen unser Hin und Her mit einer Engelsgeduld mit.
Hier wollen wir ein paar Erholungstage einlegen und nichts tun außer paddeln, schwimmen, lesen, Musik hören und essen. Der Platz liegt zwischen zwei Buchten an einem Hang und wirklich fast alle Plätze haben Meerblick. Die sanitären Anlagen sind wie im Luxushotel und der Weg vom Klo zurück zum Wohnmobil kann schöner nicht sein ...
Wir pumpen unsere Stand-Up-Paddle-Boards auf, ich schreibe Reistagebuch mit Traumblick und wir essen endlich die gesunden Sachen aus dem Kühlschrank, dessen Verzehr wir ja wegen der Verführungen in Trogir verschieben mussten. Und das Radler sollen die zwei jetzt auch endlich mal trinken. Das nervt langsam wirklich im Kühlschrank!
Endlich darf ich auch meine Lichterkette aufhängen. Auf dem Grebišče-Camping auf Hvar hatte ich nämlich Lichterketten-Verbot, weil meine runden Lämpchen angeblich die schöne Sicht (in die dunkle Nacht hinaus wohlgemerkt) versperrt hätten. Ja, ohne Witz! Und das haben sie mir erklärt wie einem kleinen Kind.
Hauptsache Tatti darf alles aufbauen! Die Markise zum Beispiel bei Regen. Das haben die zwei sich in Mostar bei den Wohnmobil-Nachbarn abgeguckt. Damit sie im Trockenen rauchen können. Ja, genau! Und jahrelang haben wir die Markise wegen der Gefahr von Stockflecken nicht nass werden lassen. Noch Fragen?
Ist ja auch egal jetzt. Die Lichterkette hängt ja jetzt. Und das Plätzchen legt die Latte für alle Plätze, die noch kommen in unserem Campingleben sehr sehr hoch! Oh Gott, wie oft werde ich mich den ganzen Winter lang noch hierher zurücksehnen!