Immer noch alles auf Pause
Morgens um neun holen Tatti und ich Brötchen. Wir müssen den Eingang zum Laden erst suchen. Wir finden schließlich eine versteckte Treppe, die in eine Art Halbkeller führt. Clever! Schön kühl!
Im Laden verhindere ich, dass Tatti wieder so eine monströse Radlerflasche kauft. Zum Glück kann ich trotz Sonnenallergie noch klar denken. Ich laufe übrigens mit Duschlaken auf den Schultern durch die Gegend, weil die Apothekerin mich gestern entsetzt gefragt hat, ob ich meine Sonnenallergie auf den Unterarmen gar nicht bedecke.
Am kleinen Marktstand kaufe ich eine bunte Obstschale. Als ich frage, ob ich ein Foto machen kann, nickt die Obstfrau eifrig und rennt vor lauter Schreck weg. Oh nein, die Arme, erschrecken wollte ich sie natürlich nicht! Dabei sah das so hübsch aus mit ihr.
Dann inspizieren wir den Waschmaschinenraum, finden alles supersauber, holen unsere Schmutzwäsche den Berg hoch und waschen.
Sonenallergie
Am frühen Nachmittag sitze ich wegen der Sonnenallergie noch immer im Schatten unter unserer Markise. Das nervt mich immer mehr! In meinem Kopf wird die Sache langsam zur Katastrophe. Den ganzen Urlaub muss ich opfern, beginne ich zu denken, was natürlich völlig übertrieben ist, und dass ich ja so wahnsinnig arm dran bin. Huch, ich muss das Drama in meinem Kopf dringend aufhalten! Ich versuch´s mal mit Lesen.
Also sitze ich mit meinem Buch zwischen der trocknenden Wäsche lese, will aber irgendwie gar nichts über diese zwei Frauen in meinem Buch, die in der Bretagne unterwegs sind, wissen! Bei denen regnet es sowieso.
Ich rümpfe meine Nase und denke nach. Unten am Meer sehe ich Tatti auf dem SUP-Board fröhlich in der Sonne ihre Runden drehen. Es macht Klick in meinem Kopf und ich will das auch! Menno!
Also beschließe ich, dass glückliche Momente auf dem Meer zählen mehr als eine Sonnenallergie und creme mich dick mit Sunblocker ein, ziehe mir ein langärmeliges UV-Shirt an, hebe mein SUP-Board unter meinen Arm und stiefele los durch die pralle Sonne...
Und dann liegt mein Brett auch schon auf dem Wasser und ich stoße mich darauf vom Rand ab. Herrlich!! Endlich!
Ich drehe mit Tatti zusammen fröhlich meine Runden. In meinem Buch in der Bretagne kann es meinetwegen weiter regnen, aber ohne mich! Nach einer Weile hat Tatti genug und paddelt zurück ans Ufer.
Ich paddle alleine noch ein Stück weiter hinaus. Vom Wasser aus kann ich den ganzen Campingplatz überblicken, einen terrassierten Hügel mit verschiedenen Badeplätzen. Das Brett ist auf dem Meer übrigens noch ein bisschen wackeliger als auf unserem See zuhause. Das erfordert ein wenig mehr Balance, wenn man draufsteht. Aber es ist schön zu erleben, dass es recht schnell immer besser klappt. Am Anfang sind wir öfters mal umgekippt und ins Wasser gefallen, inzwischen kaum noch.
Wellness
Zurück beim Wohnmobil sehe ich, weswegen Tatti "keine Lust" mehr hatte. Susi und sie gucken nämlich zusammen auf dem Tablett ein wichtiges Fußballspiel.
Da mit den Zweien nichts los ist, lasse ich mir Zeit beim Duschen in den schönen Sanitärräumen oben auf dem Berg. Bevor ich wieder raus in die Sonne gehe, mache ich noch schnell ein Glücklichfoto für mein Reisetagebuch.
Als ich zurück bin, ist das Fußballspiel immer noch nicht zu Ende. Also lackiere ich meine Fußnägel endlich olivfarben. Für die Farbe müssen die Füße nämlich schon ein bisschen braun sein. Bei weißen Füßen sieht der grüne Nagellack so aus, als wenn man sich die Zehen gequetscht hat. Aber ist ja auch egal. Interessiert bestimmt keinen.
Weiterreise planen
Danach ergänze ich die Landkarte um unsere letzten Steps und widme mich der weiteren Route. Wir haben inzwischen lange genug entspannt und haben wieder Lust auf einen Tapetenwechsel. Wir kennen auf der Insel Cres in der Kvarner Bucht einen sehr schönen Campingplatz. Ich checke die Entfernungen, die Fährpreise und die Fährzeiten und wir beschließen morgen dorthin weiterzuziehen. Susi hätte auch Lust, sich noch mehr Sachen anzusehen, sagt aber, dass wir uns ausruhen sollen, weil Tatti und ich eine Woche vor ihr wieder arbeiten müssen. Sie will dann in ihrer letzten Urlaubswoche noch rumtingeln.
Was bei unserem Roadtrip alles so leicht und beschwingt aussieht, erfordert übrigens sehr viel Recherche und geschicktes Planen, damit es nicht in Stress ausartet. Wir haben gelernt, gut in uns hineinzulauschen und das Reisetempo und alles, was wir tun, immer wieder darauf abzustimmen, wonach uns gerade ist und wie es uns gerade geht. Dafür ist es wichtig, sich nicht auf etwas zu versteifen, sondern offen zu sein, aber informiert und zu wissen, welche Spots in der Nähe spannend für uns wären. Die Plitvicer Seen zum Beispiel und den Flug über die Herzinsel lassen wir aus. Das macht aber nichts. Denn wir haben einen bombastischen Urlaub. Und es ist schön, auch beim nächsten Urlaub in Kroatien wieder neue spannende Ziele zu haben.
Am späten Nachmittag montieren wir die Fahrradträger wieder auf dem Wohnmobil, verstauen die SUP-Boards in den Rucksäcken in der Heckgarage und nehmen die Wäscheleine, die Lichterkette und sämtliche Tücher ab. Es ist erstaunlich, wie sehr man sich innerhalb von drei Tagen ausbreiten kann.
Campingrestaurant Podgora Hrsatom
Zum Abschluss der sonnigen Pag-Auszeit gehen wir abends beim Campingrestaurant Podgora Hrsatom essen. Die tief stehende Abendsonne zaubert goldenes Licht in den Abend und mein Olivennagellack passt perfekt ins Ambiente.
Ich muss dauernd unter den Tisch auf meine Zehnägel gucken. Das ist so toll! Susi und Tatti müssten das doch auch toll finden! Sie spielen ihr Interesse aber nur, das merke ich. Aber auch irgendwie lieb. Passt gar nicht zu ihnen. Urlaub macht scheinbar sanftmütiger. Wir drei sind im absoluten Entspannungsmodus angekommen.
Das Essen schmeckt sehr gut und der Wein hat ein viel zu großes Glas, so dass ich mich nach kurzer Zeit ordentlich darauf konzentrieren muss, vernünftig zu sprechen.
Sonst denken die zwei noch, dass ich nur so tue, als wenn ich angeschwipst wäre. Ja, ohne Witz. Das haben meine erwachsenen Töchter mal gedacht. Dass ich nur spielen würde, ich sei angeschwipst! Und die zwei hier sollen meinen echten Schwips nicht auch noch für einen Fake-Schwips halten.
Nach dem Abendessen gehen wir zum kleinen Rezeptionsgebäude bei der Schranke und checken schonmal aus, damit wir morgen früh direkt starten können. Leider denkt Niemand daran, dass unsere Personalausweise noch dort sind. Also bleiben sie auch dort.
Ähem, ich wollte es eigentlich nicht schreiben, aber Fakt ist, dass ich draußen bleibe, weil ich wegen des Weines vorsichtshalber gerade keine Gespräche auf Englisch mit fremden Erwachsenen führen will. Also denken nämlich eigentlich nicht "wir" nicht an die Ausweise, sondern nur Tatti und Susi, und ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es anders gelaufen wäre, wenn ich reingegangen wäre.
Wir bekommen Olivenöl zum Abschied und ich nehme das Olivenplacemat mit den Farben meiner Zehennägel zum Basteln für mein Reisetagebuch mit.
Auf dem Nachhausespaziergang ist der Himmel pastellfarben und wir suchen uns schonmal eine Parzelle für den nächsten Urlaub auf Pag aus, auf der wir gut mit zwei Fahrzeugen stehen könnten und der perfekt liegt und machen ein Foto von der Platznummer. Da könnten wir eine Menge Geld sparen, müssten allerdings rechtzeitig reservieren. Hm. Mal sehen. Reservieren ist ja nichts für uns.