Adios Olea
Auch an diesem Abfahrtsmorgen gehe ich nochmal über den Strand zum gegenüberliegenden Ufer für ein paar Fotos mit der Morgensonne im Rücken.
Im letzten Jahr haben wir hier auf diesem Trampelpfad zur Konoba eine Schildkröte gesehen. Ich frage mich, ob sie wohl noch immer hier lebt. Wie auch immer, adios Schildkröte, adios Olea! Es war wieder sehr schön bei dir!
Abreise vom Olea Camping
Es ist früh und noch still, alles schläft. Ich stehe neben dem Wohnmobil und wir müssen jetzt wenden. Ich schaue auf unser 6 Meter langes Wohnmobil und dahinter noch den Fahrradträger und dann den Abhang hinunter. Tatti sieht das ganz locker. Ich mache mir Sorgen. Wir können nicht gerade rückwärts rausfahren, weil der Platz gegenüber belegt ist. Und rückwärts um die Mauerecke und dann rückwärts den ganzen Berg hochzufahren ist auch kein Vergnügen.
Tatti startet den Motor und fährt lässig vor, lenkt behutsam, schaut in die Seitenspiegel, wo ich hin und her hüpfe und noch überlege, wie ich sie jetzt am Schlausten gewendet bekomme, als sie schon im Bogen rückwärts fährt und mit dem Heck zum Meer stehenbleibt und richtig steht. Puh, ich atme auf.
Wir wollen zeitig los, damit wir eine halbe Stunde vor dem Ablegen der frühen Fähre am Hafen sind. Nach zehn Minuten Fahrt fragt Tatti mich, wo unsere Ausweis sind. Sie ist immer so gewissenhaft. Richtig gut ist das!
Die Ausweise sind nicht an ihren gewohnten Plätzen. Und mir fällt siedendheiß ein, dass ich sie beim Einchecken abgegeben habe."Habt ihr sie gestern Abend beim Auschecken zurückbekommen?" "Ne." Tatti bremst, ich schreibe Susi, dass sie warten soll und wir wenden.
Wir fahren also wieder die zehn Minuten zurück zum Campingplatz und ich pese in die Rezeption. Zum Glück waren wir noch nicht zurück auf dem Festland als wir es gemerkt haben! Bei der Fahrt über die Insel zum Hafen sehen wir wieder das riesige Küstengebirge auf dem Festland in den Himmel ragen.
Hafen Zigljen auf Pag
Der Pager Fährhafen Zigljen liegt inmitten der Mondlandschaft. Das ist einzigartig, ein irres Gefühl! Ich habe ein Faible für karge Landschaften und freue mich.
Wir sind trotz Extrarunde zurück zum Campingplatz noch rechtzeitig am Fährhafen. Ich kaufe beim kleinen Büdchen an der Hafenzufahrt unsere Tickets.
Und auch hier werden wir wieder von anderen Wartenden beäugt. Warum ist das so? Die Fähre kommt kurz nach acht hinter einem Steinhügel angeschlichen.
Die Fährfahrt ist kurz und ruhig. Wir sind noch ein bisschen müde und träumen vor uns hin.
Küstenstraße zur Kvarner Bucht
Auf dem Festland wollen wir an der Küste entlang raus aus Dalmatien und über eine Brücke auf die Insel Krk in der Kvarner Bucht und von dort mit der Fähre nach Cres.
Wir wollen die Mittagsfähre nach Cres nehmen und es wäre gut, wenn wir das auch schaffen, denn die nächste Fähre fährt erst zwei Stunden später. Also haben wir ausnahmsweise mal einen fixen Termin.
Als wir in Senj tanken, sehe ich wieder eine Burg auf einem Berg und erinnere mich daran, dass eine liebe Ex-Kollegin geschrieben hat, die kroatischen Burgen auf den Fotos im Status erinnern sie an Ronja Räubertochter aus ihrer Kindheit und dass sie das sehr mochte.
Ich knipse auch diese Burg auf die Schnelle und schicke ihr das Foto mit einem Gruß von Ronja Räubertochter. Erst viel später erfahre ich, dass es sich dabei tatsächlich um den Drehort des Films handelt. Was für ein Zufall!
Nun verlassen wir Dalmatien und befinden uns in der Kvarner Bucht. Zur Karner Bucht gehören die Inseln Krk, Cres und Losinj und weitere kleine Inseln sowie ein Stück Küste.
Brücke nach Krk
Die Brücke nach Krk, die Krči Most, ist auch wieder eine sehenswerte Bogenbrücke. Genau genommen sind es zwei Brücken mit einer kleinen Insel in der Mitte. Den besten Blick auf die Brücke hätten wir vom kleinen Hafen Uvala Voz auf der Insel Krk. Dafür müssten wir uns 3,5 Kilometer von unserer Route entfernen.
Ich rechne und rechne und rechne. Es ist zu knapp und ich bekomme es beim besten Willen nicht schön gerechnet. Wir würden die Fähre nach Cres einfach nicht schaffen, wenn wir jetzt erst noch zum Hafen hinunter fahren. Also muss ich verzichten.
Von der Brücke selber können wir nach rechts einen Teil der Kvarner Bucht bis Rijeka überblicken.
Hafen Valbiska auf Krk
Nun fahren wir über die Insel Krk bis zum Fährhafen von Valbiska. Dort ist schon Hochbetrieb. Es stehen jede Menge Autos in den Spuren für die Beladung und wir schließen uns hinten an. Als die Fähre da ist, ist es ultraspannend, ob wir überhaupt noch mitkommen.
Die Fähre hat zwei Parkdecks übereinander. Erst verschwinden sehr viele Fahrzeuge über eine Rampe in den Keller.
Als wir fast an der Reihe sind, sieht es schon sehr voll. Es bleibt spannend.
Dann werden wir endlich reingelotst und verlieren Susi und den weißen Bulli aus den Augen. "Oh , nein, wie doof, wo ist Susi? ", schaue ich mich suchend um.
Als Tatti den Motor abgestellt hat, krabbeln ich aufs Bett und gucke bäuchlings durch die Heckfenster. Ich finde den weißen Bulli nicht. "Mist!", rufe ich nach vorne "Sie hat es nicht geschafft."
Wie nervig das ist, dass wir jetzt zwei Stunden aufeinander warten müssen! Ich liege resigniert auf dem Bauch im Bett und schaue zu, wie die riesige Luke sich langsam senkt.
Und da taucht er dann doch auf hinter der hinunterfahrenden Rampe, der kleine weiße Bulli! Juhuu!
Die kurze Überfahrt verbringe ich auf einer Kiste für Rettungswesten und plaudere und lache mit einem netten Lehrerehepaar aus Koblenz oder so, ich kann es mir nicht merken, woher sie kommen. Sie sitzen mit mir auf der Kiste und erklären mir freundlich, dass sie wegen der guten Pinien-Meeresluft-Mischung, die etwas ganz Besonderes ist und heilsam sein soll, immer wieder gerne auf Cres Urlaub machen. Wir verstehen uns auf Anhieb und lachen und die Fahrt ist ruckzuck vorbei.
Tatti und ich haben uns auf Cres bei unseren bisher zwei Aufenthalten sehr wohl gefühlt. Wir sind schon bei unsrem ersten Besuch vor ein paar Jahren gleich ein paar Tage auf dem Campingplatz Slatina hängen geblieben. Und auch jetzt fühlt es sich wieder richtig und gut an, auf Cres anzukommen.
Camping Slatina auf Cres
Der Campingplatz Slatina besteht aus einem riesigen terrassierten und bewaldeten Hang. Wir entschieden uns für zwei Plätze in der dritten Reihe. Wir fahren die Markise aus, holen die Stühle raus und ich vermisse den Blick aufs Meer. Rundherum sind Büsche und Bäume und die Luft steht in unserer grünen Nische. Ich will meinen Kopf durchsetzen und nochmal umziehen auf einen besseren Platz am Meer.
"Dann musst du selber alles abbauen und selber hinfahren", sagt Tatti. Sie ist genervt. "Ok, mach ich." Sie hilft dann aber doch. Jetzt noch die steile Straße wieder hoch und die nächste wieder runterfahren. Was für ein komisches Gefühl, vorne so weit runter zu hängen. Es ist, als würde die Schnauze vom Wohnmobil am Ende der Straße ins Meer eintauchen.
Beim rückwärts in die Parzelle Hinfahren stelle ich mich so an, dass Tatti das dann doch übernimmt. Eigentlich kann ich das. Mir fehlt komischerweise nur das Selbstvertrauen, es auch zu tun.
Campingmöbel und SUP-Boards sind schnell wieder aufgebaut und wir haben perfekte Hängemattenbäume und nun endlich auch Meerblick.
Martinscica
Susi macht ein Nickerechen und Tatti und ich fahren mit den Fahrrädern über den Hügel zum verschlafenen Ort Martinscica. Er liegt inmitten von mit Olivenbäumen bewachsenen Hügeln.
Im Ort ist alles wie im letzten Jahr und das ist auch gut so. Es gibt wenige Restaurants an der Promenade und urige Badestellen auf kleinen Betontterrassen oder am Kiesstrand. Jetzt im Mai sind hier kaum Touristen.
Die Einheimischen kennen sich untereinander scheinbar gut und der Betreiber des Cafės begrüßt einige auf seiner Terrasse eintreffende Stammgäste herzlich mit Namen.
Richtig familiär ist das, wie in alten Urlaubsfilmen aus den Achtzigern. Ich entdecke in der Glasvitrine vor dem Hafencafé
typisch kroatische Gebäckstückchen. Die müssen wir mit Susi unbedingt noch kosten.
Für uns zwei gibt es jetzt erstmal wieder ein Eis. Ähem, sollte ich das überhaupt erwähnen? Ach, ist ja egal. Ist Urlaub.
No Stress on Cres
Abends gehen wir Pizza essen in der Pizzeria auf dem Campingplatz. Die Pizza schmeckt gut. Man sitzt gut. Und über unseren Köpfen hängt ein No-Stress-on-Cres-Schild. Nach dem Essen gehen wir nebenan in einen kleinen Camping-Supermarkt.
Dort nimmt Susi die großen Radlerflaschen in ihren Fokus. "Die kannst du in deine eigene Kühlbox stellen", raune ich ihr ins Ohr. Das olle Riesenradler entwickelt sich langsam zur Zecke. Sie grummelt, dass ihre Box zu klein dafür ist. "Du lügst", sage ich. Sie hat nämlich nur auch keinen Bock auf das Gepacke und Gequetsche mit dem Ding. Sie grummelt weiter und nimmt zwei kleine Glasflaschen Radler aus dem Regal.
Idylle am Abend in Martinscica
Auf dem Heimweg entscheiden wir spontan, nochmal kurz über den Hügel nach Martinscica zu fahren. Dort sind schon die Lichter an und wir schieben die Räder am Wasser und den Restaurantterrassen entlang. Es ist ein schöner lauer kroatischer Maiabend.
Ich bleibe immer wieder stehen und starre den Mond über dem Wasser an. Der Abend wirkt magisch und alles ist so friedlich gerade in der blauen Stunde, die heute blauer als blau ist.
Tatti und Susi gehen langsam weiter und entfernen sich ein Stück. Es ist so romantisch hier. Außer dem Stimmengemurmel, das von der Restaurantterrassen kommt und einem dumpfen Knall in der Ferne höre ich nichts. Was war das für ein Knall?
Als ich näher an Tatti und Susi herankomme, sehe ich die beiden Radlerflaschen halbvoll und offen auf der Hafenpromenade stehen. Auf dem Boden sind mehrere nasse Flecken. Susis Portemonnaie liegt aufgeklappt und klitschnass daneben und Tatti versucht gerade, mit einem Tuch etwas zu retten. "Was macht ihr da?", frage ich. "Das siehst du doch!", antwortet Tatti. Oh, ein bisschen gereizt.
Susi hält ihren Rucksack unter den Strahl der Stranddusche. Ich muss mich so sehr beherrschen nicht zu lachen. Da ist doch tatsächlich der Rucksack vom Gepäckträger gerutscht und beim Aufprall auf dem Boden sind beide Radlerflaschen im Rucksack aufgegangen und das Radler ist herausgesprudelt. Das war also der Knall! Die Hälfte der Flaschen hat sich im Rucksack ergossen. Ich kann nichts dagegen tun, aber ich finde das urkomisch!
Ich versuche wirklich nicht zu lachen, aber das geht nicht. Und Susi steht da und duscht ihren Rucksack und zetert, dass das alles meine Schuld sei. Weil die große Flasche ja nicht in unseren Kühlschrank durfte.
Sie lacht dabei und parodiert mich. "Kannst du ja in deine Kühlbox stellen..Ne, kann ich nämlich nicht... !" Ich kann nicht mehr aufhören zu lachen. Das ist so witzig, wie sie da im Mondschein ihren Rucksack duscht und zetert!
Und nun müssen die Reste auch gleich getrunken werden. Und es ist mal wieder wie früher auf Klassenfahrt als wir uns heimlich rausgeschlichen haben zum Biertrinken im Mondschein. Herrlich! Ich bin zwar nicht mehr sechzehn, aber meine Welt ist gerade wieder verwegen und wild und wunderbar!