Tag 22 Fahrt gen Heimat bis zum Wörthersee

 

Fahrt zum Fährhafen Porozina

 

Es ist kurz vor sieben und wir zerschneiden schon wieder die Stille auf einem Campingplatz mit unseren Dieselmotoren. Und bergauf ist der Motor besonders laut. 

 

Aber das kennen die Urlauber schon wegen der frühen Fähren. Wir stoppen kurz bei der Rezeption, um Platzmarken und die Hundemarke abzugeben. Die Rezeptionistin kommt gerade erst zur Arbeit und sperrt mit ihrem Schlüssel die Tür für einen neuen Tag auf dem Campingplatz auf, der leider ohne uns stattfinden wird. Bezahlt haben wir gestern schon, können also gleich durchstarten. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Wir wollen nun die Fähre von Porozina auf Cres nach Zagorje an der Opatija Riviera nehmen. Zum Fährhafen müssen wir dreiundfünfzig Kilometer fahren, wobei die Strecke teilweise kurvig ist und weit oben durch das Gebirge führt.

 

Und derzeit wird dort auch sehr viel gebaut, so dass der Verkehr oft einspurig ist oder wir kilometerlang über eine Staubspur fahren müssen. Hm. Das Fensterputzen gestern hätten wir uns sparen können. Haha. Aber wenigstens ist oben in den Bergen so gut wie kein Verkehr. Nur Annelörchen,  ein holländisches Wohnmobil, wir und ein paar Bagger sind unterwegs. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Der kleine Fährhafen von Porozina auf Cres ist meine Nummer eins aller Häfen. Bei der Ankunft hier vor vielen Jahren war es um mich geschehen und meine Liebe zu den kroatischen Inseln war geboren.

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Wir stehen weit vorne in der Schlange für die Fähre. Der Hafen ist sehr hübsch und der Ticketschalter wird erst sehr spät besetzt. So bleibt mir noch Zeit, das kleine Hafenbecken in Ruhe anzusehen und die Heckscheiben und die Windschutzscheibe vom Baustellenstaub zu befreien. Die Überfahrt dauert nur zwanzig Minuten und wir genießen die letzten kroatischen Sonnenstrahlen dieses Roadtrips auf dem Deck. Sogar Susi bleibt während der Überfahrt tiefenentspannt. 

 

 

Opatija Riviera

 

Wir befinden uns nun an der Opatija Riviera. Die Küstenstraße liegt auf halber Höhe am bewaldeten Hang des Gebirgsmassivs Ucka. Zypressen säumen die Straße und auch hier blicken wir die ganze Zeit aufs Meer. Wir nähern uns Opatija. Hier ist die Küste lebendiger, dichter bebaut und das Leben in den Orten wirkt feiner und die Häuser und Gärten präsentieren mehr Verzierungen und Blumen als in Dalmatien.  

 

 

Am dreißig Kilometer lange Küstenstreifen, der jetzt kommt, sehen wir mondäne Badeorte mit sehenswerten Villen, Strände, viele Menschen und nehmen ein höheres Verkehrsaufkommen als im einsameren Süden Kroatiens oder als auf den Inseln wahr.

 

Wir müssen uns erstmal wieder daran gewöhnen, dass mehr Autos mit uns unterwegs sind auf den Straßen. 

 

 

Wir fahren meist oberhalb der Küste und der Orte, können immer wieder auf die Häuser einer Bucht schauen und sehen Villen am Wegesrand. 

 

 

Lungomare

 

Manchmal führt die Straße auch hinunter und wir fahren ein kleines Stück neben dem Lungomare. 

 

Der Lungomare ist eine zwölf Kilometer lange Uferpromenade, auf der man von Lovran nach Volosko gehen kann. Er führt an  verschiedenen Stränden und architektonisch wertvollen Villen entlang.

 

 

Je näher wir Opatija kommen, umso dichter ist die Gegend bebaut, bleibt aber sehr schön mit hübschen Häusern und Gärten. 

 

 

Wir können im Vorbeifahren nicht viel von Opatija erkennen, denn der Blick hinunter auf die Stadt ist versperrt von Häusern, Brücken oder Zäunen.

 

Und Tatti muss ja auch auf den Verkehr und ich auf den richtigen Weg achten. 

 

 

Hier befinden sich mit Opatija und Rijeka zwei sehr große und sehr beliebte Ferienorte nebeneinander an der Küste.

 

Aber unser Urlaub geht jetzt zuende und wir müssen nunmal wieder Richtung Heimat. Aber uns ist sowieso nicht nach Großstadt. Wir sind noch im Inselmodus. 

 

Die letzten Tage wollen wir lieber für eine ruhige und entspannte Heimreise mit kurzen Tageswegstrecken nutzen.  

 

 

Abschied vom Meer

 

Bei Obatija verlassen wir die Adria und fahren Richtung Slowenien. 

 

Und wir sehen auch die Sonne gleich nicht mehr. Schwups, weg Meer, weg Sonne, weg schönes Leben. Menno, Menno! Ich muss wirklich bald mal ernsthaft über ein Sabbatjahr nachdenken! Das kann doch so nicht weitergehen, dass das Schöne nach drei bis vier Wochen wieder verschwindet! 

 

 

Slowenien

 

Dreizehn Minuten später sind wir an der slowenischen Grenze. Da stehen Hinweisschilder für die Kuna-Wechselstube. Seit Januar gibt es allerdings auch in Kroatien den Euro. Es war sehr angenehm in diesem Urlaub, dass wir die Preise nicht mehr dauernd umrechnen mussten. 

 

 

Wir fahren im slowenischen Ort Illyrisch Freistritz auf einen Supermarktparkplatz und füllen die Kühlschränke für die Heimreise. 

 

 

Planänderung 

 

Hinter Ljubljana machen wir uns auf den Weg zur slowenischen Hochebene Velika Planina am Südrand der Steiner Alpen. Aber der Himmel sieht überhaupt nicht gut aus.

 

Wir wollen eigentlich mit der Seilbahn hoch zu einer urigen Hirtensiedlung und ich freue mich sehr darauf... Aber, naja, wir überlegen hin und her und beschließen elf Kilometer vor unserem Ziel, dass es sich bei dem mistigen Wetter einfach nicht lohnt.

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Wir würden die malerische Schönheit der Hochebene nicht einmal richtig sehen können, geschweige denn die Alpen drumherum. Und wir würden klitschnass werden. Susi ist einverstanden mit der Planänderung und wir machen uns auf den Weg nach Österreich. Unser nächstes Ziel ist Klagenfurth, denn wir wollen nun beim Decathlon dem Regen entfliehen und anschließend am Wörthersee flanieren und übernachten. 

 

 

Loibl-Tunnel 

 

Die kürzeste Strecke von Kamnitz in Slowenien nach Klagenfurth in Österreich führt uns hoch in die Karawanken zu einem kleinen wenig besuchten Grenzübergang zwischen den beiden großen Routen nach Kroatien, dem Karawankentunnel westlich von uns und der Route über Maribor und Zagreb östlich von uns.  

 

Wir stoppen auf einem Parkplatz unmittelbar vorm Loibl-Tunnel. 

 

 

Ich finde es beklemmend hier oben. Alles ist triest und nebelverhangen und die grauen Flanken der Karawanken, die sich neben dem Parkplatz befinden, wirken bedrohlich. Wir fahren recht schnell weiter.


Der Ort hier und der Tunnel haben eine traurige Geschichte. Im zweiten Weltkrieg wurden Konzentrations-Außenlager gebaut und die Häftlinge mussten unter schwierigsten Bedingungen den Tunnel graben. 

 

 

Mitten im Tunnel kommen Hinweisschilder, dass wir in Österreich sind. Hinter dem Tunnel fahren wir in österreichischen Serpentinen wieder bergab durch den Regen Richtung Wörthersee.

 

 

Wir passieren die Tschappaschlucht am Fuße der Karawanken. Hier gibt es einen bekannten Pilgerweg, den Hemma-Pilgerweg. Die Wanderer, die wir durch den Regen gehen sehen, haben sich das Wandern im Mai bestimmt auch anders ausgemalt. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Österreich

 

In Klagenfurth schlürfe ich lustlos durch die Gänge des großen Sportartikel-Händlers und sehne mich zurück auf die Inseln, in die Sonne und in die Freiheit! Wir waren solange ausgewildert. Jetzt müssen wir uns erstmal wieder an dieses andere Leben von vorher gewöhnen. 

 

Mit einer kleinen Kindersonnenbrille im Gepäck für meinen Enkelsohn fahren wir nach Pörtschach am Nordufer des Wörthersees. Der Wohnmobilstellplatz dort gefällt uns nicht, weil er zu nah an der Straße ist, und wir entscheiden uns schließlich für den Stellplatz in Velden. Er liegt zwischen hohen Bäumen etwas oberhalb des Ortes und nur wenige Gehminuten vom Ort und vom Seeufer entfernt. 

 

 

Velden am Wörthersee

 

Wir spazieren am See entlang und sehen jede Menge Restaurants mit Seeterrassen und exklusive Badestellen mit Bars und Liegestühlen. Man kann Boote mieten oder sich mit einer Passagierfähre zu anderen Orten am See bringen lassen. 

 

 

 

Und dann entdecke ich es... das Schloss am Wörthersee, ein gelbes Schlosshotel an der Stirnseite des Sees und der Groschen fällt bei uns dreien. Ach ja, stimmt ja, der gute alte Roy Black hat es besungen. Ich gebe zu, dass ich ihn als Kind toll fand, und bin daher gerade ein bisschen happy, dass wir hier zufällig gelandet sind. 

 

 

Ich bin mir nicht sicher, ob das superuncool ist, aber ich poste jetzt trotzdem ein Selfie von ihm und mir.

 

 

Wir essen auch hier wieder Eis, aber es will sich einfach nicht das gleiche Glücksgefühl wie in Kroatien am Hafen von Jelsa oder auch in einem der anderen bezaubernden Orte Dalmatiens einstellen.

 

 

Schickimicki

 

Danach warten Susi und Tatti auf einer Bank und  ich schaue mich in einer Boutique um. Und dann in noch einer.

 

Draußen sehe ich Susis und Tates Gesichtern an, dass sie unglücklich sind. Es ist ihnen zu voll und zu bunt und zu schickimicki. 

 

Ich gehe hin und sage, dass ich auch gerne noch ein bisschen alleine am See bleibe. "Und wir gehen schon zurück?", fragt Tatti. "Ja, macht ruhig!" Sie sind erleichtert und auch schon weg. 

 

 

Nun kann ich mich in Ruhe weiter in den Läden und am Seeufer umsehen und ich genieße das. 

 

 

Boutiquen

 

In den Schaufenstern geht es bunt und teuer zu. Ich sehe ein Kleid für sechshundert und dann eines für achthundert Euro. Ich finde das spannend und frage mich erst, ob das nur hier in Velden so ist oder am gesamten Wörthersee. Mir war nicht klar, dass der Wörthersee so eine exklusive Adresse ist. 

 

Dann frage ich mich, ob bunt in ist oder ob auch das nur hier so ist. Ich wäre gerne besser informiert, was angesagt ist, habe mich aber auch in Deutschland ewig nicht mehr damit beschäftigt. Meist stecke ich meine Nase in Reiseführer oder schaue Reisedokus.  


Ich stelle gerade allerdings wieder fest, dass ein Teil in mir auf teure Stoffe und elegante Schnitte anspringt. Und auf hochwertige Schuhe und auf… na ja, alles Mögliche eigentlich…Gucken kostet ja nichts.


Es haben nicht viele Geschäfte geöffnet. Ich schlendere danach noch weiter am Seeufer entlang.

 

 

Urlaub im Hotel 

 

Dann setze ich mich auf eine Bank an der Uferpromenade, schaue auf den Wörthersee hinaus und lasse alles auf mich wirken.

 

Roatrip Kroatien und Mostar

 

Die Urlaubswelt hier ist eine ganz andere als unsere. Wer hier Urlaub macht, möchte nicht auf den Knien im Wohnmobil hocken und die Duschwanne trockenreiben, sondern sich an den Tisch setzen und speisen, entspannen, flanieren, putzen lassen. Das Verwöhnenlassen reizt mich natürlich auch, aber der Preis dafür ist mir zu hoch, nämlich meine absolute Freiheit einschränken zu lassen. 

 

Und ich würde die große Radlerflasche dann doch irgendwie vermissen. Und die große weite Welt erst recht.

 

Alles ist also gut so wie es ist.  

 

 

Abends essen wir wieder gemütlich zusammen. Es regnet nicht mehr und Susi singt draußen vor der Schiebetür beim Brötchenschneiden "Ein Schloss am Wörthersee" mit ihrem Messer als Mikrofon. Und das ist besser als jedes Restaurant der Welt!

 

 

Nach dem Essen kommt ein Mitcamper von gegenüber zu uns und erkundigt sich nach unserem Fahrradträger. Wir zeigen ihm, wie er funktioniert. Danach lassen wir den vorletzten Abend ein bisschen wehmütig miteinander ausklingen. 

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.