Tag 7 Kloster Tekija Blagaj, Jadranska Magistrala und Mali Ston

 

Wir starten um halb zehn in Mostar und wollen jetzt wieder nach Kroatien zurück zur Küste. 

 

 

Aber vorher fahren wir noch zum 10 Kilometer außerhalb von Mostar gelegenen Dorf Blagaj. 

 

 

Derwisch-Kloster Tekija Blagaj

 

Dort gehen wir vom Besucherparkplatz am Fluss entlang zu einem Derwisch-Kloster, dem Tekija Blagaj.

 

Es hat eine einmalige Lage am Fuße eines riesigen Felsens und an der Quelle des Flusses Buna. Auch hier sind die tiefer liegenden Uferwiesen überschwemmt. 

 

 

Tatti wartet mit Hannes draußen. Frauen müssen ihren Kopf bedecken die Beine bedeckt haben, dürfen also nicht mit kurzen Hosen rein. Männer müssen die Knie bedeckt haben. Susi und ich ziehen unsere Schuhe vor der Tür aus und setzen eine Kapuze auf. Man könnte sich vor der Tür auch Tücher ausleihen.

 

 

Eine Schulklasse hat die Räume gerade verlassen und wir sind einen Moment lang ganz alleine an diesem besonderen Ort.

 

Wir streifen auf orientalischen Teppichen durch die leeren Räume.

 

 

Der Fluss entspringt im Felsen vor den Fenstern. Er sprudelt mit großer Kraft und lautem Getöse aus einem Tunnel im Gestein.

 

Das Rauschen und der Anblick des direkt am Gebäude dahinrauschenden Wassers dominiert jeden Winkel dieses Hauses. 

 

Ich trete auf den Balkon und halte einen Moment inne. Wird ja wohl wegen der Wassermassen jetzt nicht abbrechen, denke ich, hält aber ja eigentlich schon 700 Jahre. Ich beeile mich trotzdem, mache ein schnelles verschwommen Video und bin auch schon wieder drin. 

 

 

Ein türkischer Sultan fand den Quellort hier schon im sechzehnten Jahrhundert faszinierend und hat deswegen dieses Kloster für einen islamischen Orden, den Derwisch, bauen lassen.

 

Zum Derwisch-Orden gehören Musik und rhythmische Tänze. Gute Wahl für Tanz und Musik, finde ich.

 

Ich würde hier auch gerne mal mit meinen Freundinnen barfuß durch die Räume tanzen und anschließend auf dem Boden sitzend glücklich sein und die Chance habe, die Zauberkraft des Ortes zu tanken. 

 

 

Fluss Buna tritt über die Ufer

 

Vom Balkon aus habe ich gesehen, dass Leute am gegenüberliegenden Ufer stehen und von dort Fotos machen, was mir sehr clever erscheint, denn ich habe bisher nicht das ganze Haus mit dem Felsen und der Quelle fotografieren können.

 

Wir stapfen also los und gehen auf eine Fußgängerbrücke. Der Wasserstand ist sehr hoch und die Kraft der Wassermassen, die aus dem Felsen auf die Brücke und somit auch auf uns zukommen und knapp unter uns entlangrauschen, ist beängstigend.

 

 

Wir beeilen uns. Das letzte Brückenstück steht unter Wasser und wurde provisorisch mit Holzpaletten erhöht.

 

Ich wäge kurz ab, ob wir umkehren sollten, halte es dann aber nicht für lebensgefährlich und habe ja noch immer kein Foto, auf dem alles zu sehen ist, folge Tatti also und drehe mich um und sehe in Susis ängstliches Gesicht. 

 

 

Die unteren Restaurantterrassen stehen unter Wasser. Stühle und Tische schauen nur zur Hälfte heraus aus dem überbreiten Fluss.

 

Die Kellner stehen in schwarzen Hosen und weißen Hemden da und schauen erstaunlich unaufgefregt auf das Geschehen. Bei uns wäre vermutlich längst alles abgesperrt und THW und Feuerwehr wären am Werkeln. Ich registriere, dass wir bei dieser Reise eigenständiger mitdenken müssen und Risiken selber sorgfältiger als in Deutschland einschätzen sollten.

 

 

Aufbruch zurück nach Kroatien  

 

Die Fotos vom anderen Ufer sind schnell gemacht und wir gehen zackig zurück.

 

Wir wollen auf gar keinen Fall riskieren, dass die Fußgängerbrücke am Ende doch unpassierbar ist, bevor wir zurück bei den Wohnmobilen sind. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Nun starten wir wieder Richtung Kroatien und wir werden vom TomTom über eine schmale Straße am Fluss Buna entlang navigiert. Plötzlich müssen wir vor einem überschwemmten Stück Straße stoppen. Was machen wir denn jetzt? Umdrehen beziehungsweise rückwärtsfahren ist hier nicht gerade einfach. "Sind wir hoch genug?", denke ich laut. "Und Susi, kann sie dadurch fahren?"

 

Da kommt uns ein PKW entgegen und rauscht einfach so durch das Wasser. Dann können wir das auch! Wir sind ja noch viel höher. Also tauchen wir ein in die Monsterpfütze. 

 

Das Wasser spritzt an beiden Seiten weg. Was für ein beängstigendes Gefühl! Ich hasse es, wenn man die Straße nicht sehen kann. Denn sie ist schmal und hat teilweise eine hohe Kante.

 

Als ein Auto entgegenkommt und Tatti im Wasser nach rechts lenkt um auszuweichen, fahre ich sie schrill an Kann sein, dass ich ein bisschen übertrieben habe mit meinem Gekreische. Tatti meckert auf jeden Fall bissig zurück. 

 

 

Susi folgt uns voller Vertrauen und macht auch noch ein Foto während wir selber nicht halb so viel Vertrauen in unsere Aktion haben. Wie cool sie ist! Oder wie blind sie uns vertraut. Hm. Als wir wieder aus dem Wasser heraus sind, atmen wir auf. Ich bleibe aber trotzdem auf der weiteren Strecke am Fluss entlang angespannt und starre gespannt um jede Kurve, ob die Straße befahrbar bleibt.

 

Als uns der Weg in einem Dorf über eine Brücke ans andere Ufer und endlich vom Fluss weg führt, bin ich echt froh und lehne mich wieder zurück. Puh, das war echt abenteuerlich! 

 

Wir durchfahren die Berge der Herzegowina und machen bei der Kleinstadt Stolac im fruchtbaren Teil der Bregava, einem Nebenfluss der Neratva, einen Stopp. Die Häuser liegen so friedlich da. Dabei hat Stolac in seiner Geschichte auch schon ganz schön heftige Angriffe und Plünderungen aushalten müssen. 

 

 

Korridor von Neum

 

Die Straße von Stolac nach Neum führt in kargem Gebirge über eine funkelnagelneue perfekte Straße.

 

Von Blagaj zurück zum Korridor von Neum sind es nur fünfundsiebzig Kilometer. Nach einer Stunde taucht das blau funkelnde Wasser der Bucht von Neum vor uns auf. Weit hinten sehen wir den Bergkamm der Insel Pelješak und ich bin happy, weil ich weiß, in welch wunderschöne Ecke wir jetzt auch wieder kommen. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Zurück ins der Sonne auf der wunderschönen Jadranska Magistrala

 

Zehn Minuten später stehen wir wieder an der Grenze nach Kroatien und fahren bei toller Sicht und blauem Himmel auf der wunderschönen Küstenstraße Jadranska Magistrala.

 

Sie macht einen so glücklich. Und die Sonne scheint! 

 

 

Susi ist jetzt da hinter uns bestimmt auch total aus dem Häuschen. Ich kenne keine Küstenstraße, die auf einem so ewig langen Stück so wunderschön ist und immer direkt am Meer entlang führt und so abwechslungsreich ist. Links die Berge, rechts das Meer. Mal fährt man weit oben und schaut hinunter, dann wieder unten direkt an den Häfen entlang und später knapp oberhalb der Dächer des Küstenortes. 

 

Hier unten weit im Süden Dalmatiens wird die Landschaft immer schroffer und die Gegend ist auch bei Weitem nicht so dicht besiedelt wie in Istrien im Norden Kroatiens. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Malostonski Zaljev (Bucht von Ston) 

 

Um nach Mali Ston zu kommen fahren wir um das Landschaftsschutzgebiet Malostonski Zaljev (Bucht von Mali Ston) herum.

 

Hier zwischen dem Festland und der Halbinsel Pelješac ist das Wasser so sauber, dass man in der 28 Kilometer langen Bucht die größten Austernzuchtplätze der Adria angelegt hat.

 

Von der Straße können wir sie gut im Wasser dieses kleinen Paradieses schwimmen sehen.

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Mali Ston

 

In Mali Ston, einem kleinen friedlichen Hafenort an der Zufahrtsstraße zur Halbinsel Pelješac, ist gleich vorne an der Einfahrt zum Ort bei einer Austernbar ein recht leerer Besucherparklplatz. 

 

 

Der Ort ist bekannt für seine Austern- und Muschelzucht und eine 5,5 Kilometer lange Festungsmauer, die ihn mit dem nächsten Ort Ston verbindet.

 

Wir schauen erstmal in die Austernkörbe, die im Wasser ankern und schauen anderen Touristen zu, die beim kleinen Kiosk am Parkplatz Austern kosten. Von uns will heute keine Austern probieren. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Der Hafen ist sehr klein und beschaulich. Es liegen ein paar Boote um den kleinen Wehrturm des Hafens herum. Man kann von hier aus mit einem alten Holzboot zu den Austernbänken fahren und Austern direkt aus dem Meer verkosten. Auch die Restaurants am Hafen sind beliebt bei Muschel- oder Austernliebhabern. 

 

 

Wir gehen durch die schmalen Gassen hinauf zum Eingang der Stadtmauer. Es ist ganz schön heiß. 

 

Man könnte von hier aus auf der Stadtmauer über einen Berghang hinüber zum Ort Ston gehen. Dort mündet die Festungsmauer spektakulär in einer Anlage aus mehreren Türmen und Bastionen. Als wir aber keuchend und schwitzend oben beim Eingang ankommen, überlegen wir es uns anders. Wir werden demnächst sowieso noch durch Ston fahren, werden dann die Festungsmauer und Türme dort näher betrachten. 

 

 

Zurück beim Parkplatz zischen wir erstmal etwas Kaltes zu trinken aus unserem Kühlschrank weg und stehen dabei ganz lässig in und vor der Schiebetür als ein Reisebus mit Japanerinnen und Japern ankommt.

 

Und dann verteilt sich die schnatternde Meute auch schon auf dem Parkplatz und umkreist uns und unsere Busse und macht doch glatt Fotos von uns und den Fahrzeugen und vor allem von unseren Ebikes. Also entweder sie finden Wohnmobile irgendwie exotisch oder arbeiten bei Yamaha und sind entrückt davon, dass sie an meinem Ebike unter dem Staub einen klitzekleinen Yamaha Schriftzug entdecken. Ich finde den kleinen Zauber hier auf jeden Fall total witzig und fühle mich wie eine supercoole Megainfluenzerin! Hihi.

 

Mit einem breiten Grinsen machen wir uns auf nach Dubrovnik. 

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Weiter nach Dubrovnik

 

Das Gebiet südlich vom Korridor von Neum, in dem wir uns seit der Landesgrenze befinden, war bisher eine sogenannte kroatische Eklave, also abgetrennt vom Rest Kroatiens.

 

Im Juli 2022 wurde eine Brücke von Pelješac hinüber zum kroatischen Festland für den Verkehr freigegeben und nun kann man auf durchgehend auf kroatischem Gebiet bleiben. Das werden wir auch tun, wenn wir zurückkommen.

 

Die neue Brücke wollen wir natürlich unbedingt sehen. Aber jetzt geht es erstmal noch weiter hinunter in den Süden. 

 

 

Die Straße nach Dubrovnik steigt immer mehr an und wir können weit auf das Meer hinaus zu den vorgelagerten Inseln und an der Küste entlang schauen. Ich drehe die ganz Zeit meinen Kopf, schau nach hinten, dann nach vorne, dann wieder links hoch in die Berge oder rechts hinunter zu den Stränden, Häfen und Häusern. Das macht so Spaß! Zu meinem Glück mag Tatti nicht gerne den Weg suchen oder Campingplätze anrufen oder solche Sachen und übernimmt deswegen meistens das Fahren.

 

 

Vorsichtshalber rufe ich während der Fahrt den Campingplat Tod Maslinom nördlich von Zagreb an. Der Mann sichert mir zu, dass wir noch Platz bekommen, auch zwei Parzellen nebeneinander. 

 

Eigentlich reservieren wir jetzt im Mai nicht, aber um Dubrovnik herum rechnen wir mit einem größeren Ansturm und wollen lieber auf Nummer sicher gehen. 

 

 

Dreißig Kilometer vor Dubrovnik macht die Straße einen großen Bogen um die zwei Kilometer lange Bucht von Slano.

 

Die Orte liegen malerisch zwischen dichten Oliven- und Pinienwäldern und das blaue Wasser lädt zum Baden ein.

 

Roadtrip Kroatien und Mostar

 

Und auch die kleineren Buchten bieten uns einen zauberhaften Anblick. 

 

Die Straße ist gut befahrbar und kurvenreich und ein Ausblick hier in der Dubrovnik Riviera ist schöner als der andere.

 

 

Camp Pod Maslinom in Orašac

 

Der Campingplatz Tod Maslinom Orašac liegt 15 Kilometer vor Dubrovnik in einem Wald. Er ist terrassenförmig angelegt und man kann von vielen Plätzen aus auf das Meer schauen.

 

Er ist sehr voll und wir bekommen den hinteren Bereich eines schmalen Terrassenplatzes, der vom Meer weg führt und unter Bäumen endet, zugewiesen.

 

 

Susi muss mit ihrem kleineren Fahrzeug zuerst reinfahren, dann wir. Unser Platz ist ein bisschen duster und wir hätten lieber weiter vorne am Wasser gestanden, aber Susi ist es egal, dass sie quasi hinter uns im Gehölz kauern muss mit ihrem Bulli.

 

Der Typ vom Campingplatz nutzt natürlich Doppelplatzwünsche, um hinten liegende Reststückchen gleich mit zu vermieten. Irgendwie fies.

 

 

Ich habe leider nicht geschaltet, als er mir den Platz hier gezeigt hat. Beim Einparken ärgert mich das, aber ich sage lieber nichts, denn meine zwei Mitreisenden finden mein Bestreben nach Plätzen mit einer tollen Sicht manchmal unnötig und anstrengend. 

 

Und ich mutmaße, dass heute ein Unnötig-Tag ist, da wir ja nur wegen Dubrovnik hier pennen. Und deswegen verzichte ich darauf, nochmal zur Rezeption hochzulatschen und nach besseren Plätzen zu fragen.

 

 

Wir drei sind inzwischen ein eingespieltes Team und sitzen recht rasch am Tisch, vertilgen Leberkäseburger und lassen den Tag nochmal Revue passieren, erst das tolle Kloster, dann die aufregenden Überflutungen, in Mali Ston die fotografierenden Japaner und als Sahnehäubchen ein paradiesisches Stück Jadranska Magistrala.  

 

Und morgen wollen wir Dubrovnik erobern. Ich liebe mein Leben gerade sehr, auch wenn die Wolken gerne wieder verschwinden dürfen. 

 

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