Den Vormittag lassen wir ruhig angehen, weil die Sonne laut Wettervorhersage am Nachmittag durchkommen soll. Ich liege lesend auf dem Bett und schaue ab und zu durch die Heckfenster auf das Meer und hoch zum Himmel.
Am frühen Nachmittag gehen wir den Berg rauf zum kleinen Rezeptionsgebäude und lassen uns ein Taxi rufen. Im Bus dürfte Hannes höchstwahrscheinlich je nach Laune des Busfahrers nicht mitfahren und unsere Campingplatznachbarin hat auch erzählt, dass die Bushaltestelle in Dubrovnik sehr weit oberhalb der Altstadt liegt.
Also bringt ein Mann namens Ivan uns in seinem Auto für 25 Euro nach Dubrovnik.
Ivan ist sehr nett, fragt, was wir machen wollen und legt uns die Stadtmauer ans Herz. Unbedingt einmal darauf um die Altstadt gehen sollen wir, auch wenn es teuer ist.
Er erzählt auch, dass die Stadt nicht mehr so überfüllt ist, seitdem nur noch zwei bis drei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig anlegen dürfen.
Wir haben Glück und sehen 3 km vor der Altstadt, dass heute nur ein einziges Kreuzfahrtschiff angelegt hat.
Aufregende Ankunft vorm Pile-Tor
Als Ivan zur Altstadt hinunter abbiegt, wird der Verkehr dichter. Wir stehen im Stau hinunter zur Stadtmauer und um die Stadtmauer herum. Die Straßen und Bürgersteige sind voller Autos und Menschen und Motorroller schlängeln sich durch die stehenden Autos hindurch.
Ivan lässt uns in der Auffahrt zur Parkgarage des Hiltonhotels raus und verspricht, uns genau hier auch wieder abzuholen, wenn wir ihn bis spätestens 22 Uhr anrufen.
Wir befinden uns wenige Schritte vom großen westlichen Eingang, dem Pile-Tor, entfernt und müssen nur noch die belebte Straße hinuntergehen.
Vor dem Tor ist ein Gewusel aus Taxen, Bussen, und Menschen. Ich schaue zum Himmel, sehe keine einzige Regenwolke mehr und freue mich, dass unsere Wetter-Rechnung aufgeht.
Dann schreiten wir feierlich über einen Burggraben und durch zwei Tore und tauchen ein in die Altstadt Dubrovniks.
Hinauf auf die Stone Walls
Wir kaufen 1-Tag-City-Tickets und steigen gegenüber vom Ticketshop über eine schmale, steile und lange Steintreppe hoch hinauf auf die begehbaren Stadtmauern.
Einmal ganz herum um die Altstadt sollen wir ja gehen. Also los! 1.940 Meter lang soll der Weg sein. Da sind wir ja relativ schnell einmal rum, denke ich zu Beginn noch.
Alle sollen gegen den Uhrzeigersinn gehen, also müssen wir oben links herum gehen. Wir sind über den Dächern und können in die Fenster und Innenhöfe, in die Gassen der Altstadt und auf der anderen Seite weit in die Umgebung oder auch hinaus auf das Meer blicken. Das ist wunderschön und überwältigend!
Wir bleiben immer wieder stehen und machen Fotos. Überall gibt es etwas zu entdecken, mal eine schöne Bucht und gegenüber hoch oben auf den Felsen die Festung Lovrenjac, dann die weiß schäumenden Wellen, die sich in den schroffen Felsen brechen. Dann wieder der Blick über die Stadt mit dem Gebirge im Hintergrund.
Unter uns an der Felswand hat sich eine Bar einige Felsvorsprünge zunutze gemacht und darauf kleine Bistrotische und Stühle platziert. Fröhliche Musik der Bar vermischt sich mit dem Rauschen der Wellen.
Die Leute hier genießen ihre tolle Stadt. Einige der Menschen unter uns an den Tischen sehen aus wie einheimische Studenten. Irgendwie nicht real, dass man in dieser zauberhaften Stadt auch einfach so Alltag leben und studieren kann.
Ich nehme jede Sekunde und jeden Anblick unseres Dubrovnik-Tages so aufmerksam wie es nur geht in mir auf.
An der Ostseite befindet sich außerhalb der Stadtmauern ein ausgesprochen hübscher Hafen mit jahrhundertealten Kaimauern. Dort verweilen wir länger und schauen den Booten und den Menschen auf den Terrassen zu.
Dann gehen wir weiter und spüren deutlich in unseren Beinen, dass die Mauer am Hang gebaut wurde, denn wir müssen nun auch noch ordentlich bergauf gehen.
Am höchsten Punkt angekommen, steige ich auf einen der Wachtürme und habe einen traumhaften Blick auf die gesamte Szenerie dieser wundervollen alten Stadt mit all ihren Dächern und Türmen, umrahmt von der Stadtmauer und umgeben vom Blau der Adria.
Ich lasse mich gerne und sehr lange gefangen gehalten in diesem besonderen Moment. Die zwei warten ja dieses Mal nicht im Regen, also ist alles gut.
Peppino´s Artisanal Gelato
Nach zwei Stunden sind wir einmal rum und steigen gegen vier wieder runter. Nun brauchen wir erstmal eine Erfrischung! Dafür suchen wir die Straße Ud Puča auf, denn dort soll es bei Peppino das beste Eis Dubrovniks geben. Wir sind Spezialisten darin, die besten Eisdielen aufzuspüren, ganz egal, wo auf der Welt.
Bei Peppino sind schon allein die Kreationen, die zur Wahl stehen, nicht zu toppen. Ich kann mich kaum entscheiden.
Wir sitzen auf der Trittstufe im gegenüberliegenden Hauseingang, schlecken unser Eis und schmelzen vor Wonne über den extrem leckeren Geschmack dahin.
Susi lässt sich von Wolfgang Amadeus Mozart, einem Mandeleis, das mit dunkler Schokoladenpaste und nussigen Pistazienbröckchen durchwirbelt ist, sogar gleich noch ein zweites Mal verführen und wird noch Monate später davon schwärmen.
Durch die Stadt schlendern
Anschließend lassen wir uns ziellos durch die Straßen treiben und bestaunen die alten Gebäude und urigen Gassen.
Wir sind so voller Eindrücke, dass wir in keines der Gebäude mehr hineingehen. Vom Pile-Tor im Westen verläuft eine breite Fußgängerstraße, die Stradun, zum östlichen Ploče-Tor, durch das wir zum alten Hafen gelangen.
In der relativ kleinen Altstadt sind die Restauranttische, Plätze und Gassen eingerahmt von historischen Gebäuden wie dem Rektorenpalast mit einem offenen Säulengang oder der hübschen Kirche des heiligen Blasius.
Wir kommen auch an der filmreifen Jesuitentreppe, die hinauf zur ebenso eindrucksvollen Jesuitenkirche führt, vorbei.
Die Treppe ist mal wieder ein Game-of-Thrones-Drehort. Ich muss mir die Serie echt bald mal angucken. In Girona im letzten Herbst war auch schon so ein Treppendrehort.
An jeder Ecke stoßen wir auf eines von vielen gut erhaltenen besonderen Bauwerken hier in Dubrovnik.
Vegan essen im Nishta
Zum Abschluss unseres schönen Tages gehen wir eine schmale Treppe, die von der Stradun abgeht, hinauf in Gassen mit Bars und Restaurants.
Wir gehen zum Nishta, einem veganen Restaurant. Es wird gerade ein kleiner Tisch frei und wir genießen ein herrliches Abendessen.
Meine Neugier drängt mich, Kombucha zum Trinken zu bestellen, was sich als eklig gärig-süß-saure Flüssigkeit entpuppt. Ich nehme mir jetzt aber echt mal vor, nicht immer alles, was ich nicht kenne, ausprobieren zu wollen.
Das Essen ist dafür sehr lecker und so schön leichte Kost. Ausgeruht und gestärkt ist nun das letzte Highlight, die vor dem Pile-Tor liegende Festung Lovrenjak, an der Reihe.
Auf dem Weg zur Burg werfen wir noch einen schnellen Blick durch die Tür des Love Stories Museums, haben aber gerade keinen Platz mehr im Kopf für das große Thema Liebe und gehen lieber weiter.
Festung Lovrenjak
Ein paar Schritte vor dem Pile-Tor stehen wir in der Bucht, die zwischen der Festung und der Altstadt liegt. Hier stehen ein paar Tische und Stühle bei einer einfachen Bar. Auf das Wasser hinaus führt ein gerader steinerner Steg.
Dann schaue ich hoch zur Festung und will kapitulieren. Meine Beine sind müde und die anderen beiden haben auch keine Lust mehr, dort hoch zu gehen.
Susi nimmt mir aber meinen Rucksack ab und sagt "Komm schon. Du willst es doch".
Sie hat recht und ich beiße die Zähne zusammen und gebe nochmal Gas.
Hechelnd komme ich oben an und durchstreifte die Festung, die vor allem aus Außenebenen, von wo aus man einen bombastischen Blick auf die Stadtmauer und die Altstadt Dubrovnik hat, besteht.
Ich gehe auf jede Ebene und beuge mich in alle Richtungen über die Brüstungen. Von hier aus kann ich die Altstadt mit der Stadtmauer wirklich wunderbar sehen und in der Abendsonne Fotos machen.
Wie gut, dass ich doch noch hochgekommen bin!
Beschwingt und superzufrieden beobachte ich Tatti und Susi weit unter mir. Sie sitzen mit dem Rücken an der Wand auf dem Boden, schauen aufs Meer und beobachten eine junge Frau im Yoga-Sitz, die offensichtlich meditiert. Die zwei stecken die Köpfe zusammen wie zwei Teenager und kichern.
Eine uralte Stadt, eine Bucht, Abendsonne, blaues Meer und eine kichernde Tatti und eine kiechernde Susi - ganz genau so fühlt sich ein glücklicher Sommer an! Beim Herabsteigen muss ich ein paar Glückstränchen wegschlucken. Ich kenne auch andere Zeiten mit schwerer Krankheit. Und dass das hier geht, ist nicht selbstverständlich.
Mit einem Schnapsglas vom Hard Rock Café Dubrovnik im Rucksack steigen wir schließlich in Ivans Auto und fahren der untergehenden Sonne entgegen zurück zum Campingplatz und lassen im Auto die Eindrücke nochmal Revue passieren während wir hinaus auf das Wasser schauen.
Dubrovnik - was für eine Stadt! Und für uns schon die dritte Stadt in Folge, die ich richtig richtig richtig schön finde!