St.Laurentii Kirche
Tag zwölf wird ein lazy Sunday. Wir fahren mit dem Fahrrad ein Stück von der Küste weg zur St. Laurentii-Kirche in Süderende mit den sogenannten sprechenden Grabsteinen. Die Kirche ist Zufluchtsort und beliebtes Ausflugsziel zugleich.
Wir nehmen uns auf dem Kirchhof Zeit und versuchen, die alten Schriften und die Geschichten auf den Grabsteinen zu entziffern und das Leben der Verstorbenen ein wenig nachzuvollziehen. Man könnte auch eine Führung mitmachen.
Ich setze mich eine Weile in die Kirche und genieße das Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes vor den Stürmen der Insel und des Lebens. Klingt theatralisch. So ist es aber nunmal manchmal, dass es sich so anfühlt.
Danach versuchen Tatti und ich, die Texte auf den sogenannten sprechenden Steinen zu entziffern. Die Steine berichten vom Leben der Verstorbenen, teilweise von besonderer Tragik oder auch Brisanz.
Ich überlege, was ich für mich gerne dort stehen gehabt hätte. Hm. Schwierig... Auf jeden Fall bitte bloß nicht so schnöde! Immer her mit Drama und Leidenschaft! Ist ja auch egal, was ich will. Das Leben macht eh mit einem, was es will.
Viel wichtiger ist, was ich abends in mein Tagebuch schreibe. Und da hätte ich bitte gerne von allen guten Dingen etwas ... Und ich bin sehr sehr froh, dass wir trotz Corona diese schönen Tage in Nordfriesland erleben dürfen.
Wir radeln im Bogen über Oldsum und Dunsum zurück zum Stellplatz.
Auf dem Stellplatz lege ich wieder Lesestunden im Strandkorb mit herrlich duftendem Kaffee und dem Blick auf die Geschehnisse auf dem Hauptweg des Wohnmobilstellplatzes ein.
Utersumer Sonnenuntergang
Abends ist keine einzige Wolke am Himmel und es zieht mich zum Strand, um der untergehenden Sonne zuzusehen. Tatti kann sich nicht losreißen von ihrer Polizeiruf-Folge und ich schnappe mir schnell das Rad, weil ich spät dran bin als ich den orangefarbenen Himmel über dem Deich entdecke.
Auf der Bank oben auf dem Deich setzt sich eine Mitcamperin vom Stellplatz zu mir und wir genießen gemeinsam alle Orangetöne, die die untergehende Sonne in den Himmel über die in der Ferne daliegende Südspitze Sylts malt.
Der Hörnumer Leuchtturm zeichnet sich klitzeklein und dunkelgrau vor dem orange leuchtenden Himmel ab.
Als die Sonne weg ist, bleiben wir noch lange sitzen und verraten uns unsere Lieblings-Stellplätze und geben uns gegenseitig Friesenkrimi-Tipps bis wir zu frösteln beginnen.
Zurück auf dem Stellplatz schenke ich ihr meinen Föhrkrimi mit der Leiche im Strandkorb. Später steckt sie mir bei der Klotür doch noch Geld dafür zu. Nette Frau. Kommt mit ihrem Mann auch regelmäßig hierher. Hoffentlich treffen wir uns mal wieder. Dann wird sie Teil zwei vom Föhrkrimi von mir bekommen.