Heute ist unser letzter Tag und wir wollen einmal um die Insel radeln. Als wir starten wollen, kommt Frau Sörensen und sagt uns, dass wir jetzt nach vorne ziehen können. Wir belassen jetzt aber alles so, wollen den letzten Tag ohne Stress genießen.
Von Utersum radeln wir zum Goting Kliff, schauen ein letztes Mal hinunter zum Strand und Meer und dann radeln wir durch die Salzwiesen. Ich genieße die gleichmäßigen Bewegungen und den Wind, das wehende Dünengras, das an meinem Vorderrad vorbeizieht, die Kühe, die nicht wissen, dass ihre Vorfahren gemalt im Museum hängen, und die Weite.
Dann fahren wir durch den Wald nach Wyk und dort beim Flughafen biegen wir rechts ab zum Hundestrand. Hier am Rand des Flughafens spielt eine Szene in meinem Krimi, weswegen es mich ein wenig gruselt.
Als wir auf dem Sandweg zum Strand an drei parkenden Autos vorbei fahren, höre ich ein Klopfen, sehe aber Niemanden. Das ist wirklich gruselig. Ich gehe davon aus, dass ich mir das einbilde. Tatti hat es aber auch gehört und als wir nachsehen, mache ich mir fast in die Hose. Es ist nur eine Krähe, die an einem Fenster herumhackt.
Wir lassen Hannes am Hundestrand toben und radeln dann weiter Richtung Ortskern.
Wyker Südstrand
Am Südstrand suchen wir uns eine Bank auf der Promenade aus und packen unser mitgebrachtes Picknick zwischen uns aus. Hier sind eine ganze Reihe Kurkliniken und dahinter Ferienhäuser.
Auf der Promenade und am Strand ist aber trotz der dichten Besiedelung noch nicht wieder viel los.
Die Strandbars bereiten sich auf die Saison vor und die Surfsegel hängen und Segelboote stehen bereit. In Wyk gibt es nur blaue, grüne und weiße Strandkörbe. Das sieht hübsch aus.
Dahinter sehen wir in der Ferne die nebeneinander liegenden Halligen wie kleine dunkle Maulwurfhaufen im Watt. Und auch die Fähre, die von Amrum kommt, können wir sehen. Oh-Gott-ja, stimmt ja, das war ja die peinliche Aktion mit dem Rückwärts-auf die-Fähre fahren.
Wyker Weststrand
Am Ende des Südstrandes fahren wir durch eine Art Park zum Weststrand. Auf den Rasenflächen stehen Strandkörben mit Tischen und Stühlen auf hübschen runden Terrassen.
Ich würde da auch gerne mal in einem dieser Strandkörbe Kaffee trinken und Kuchen essen und das Treiben auf der Strandpromenade und am Strand beobachten, hatte aber bisher nicht genügend Geduld, auf einen freien Platz zu warten. Sobald es warm genug ist, ist immer alles gut belegt. Und außerdem kann man bestimmt auch gar nicht richtig herumgucken.
Und am Ende der Straße mit Geschäften, Cafés und Strand ist ein dänischer Eisladen, an dem man einfach nicht vorbei kommt.
Heute lasse ich mein sahniges Softeis auch in Zimt anstatt in Schokolade baden. Als wir uns mit dem Eis an einen kleinen Tisch bei der Eisdiele setzen, fährt eine Frau vom Nachbartisch mich an, dass ich die Abstandsregeln nicht einhalte.
Ich sitze aber gar nicht so nah und mein Stuhl kann auch nur so stehen wie er steht. Hier ist es wühlig und voll und ich verstehe nicht, wieso die Frau sich überhaupt hier ins Gedränge setzt, wenn sie solche Angst vor Ansteckung hat. Ich glaube, sie möchte einfach nur stänkern.
Wir gehen um die Ecke und essen unser Zimteis beim Brunnen vorm Rathaus und bei Seerobben-Skulpturen. Einige Menschen werden durch die Corona-Situation immer gereizter. Zum Glück herrscht bei den meisten Föhr-Urlaubern, denen wir bisher begegnet sind, eine freundliche und positive Haltung.
Und es ist so schade für solche Leute wie die Frau, sich den Moment selber kaputtzumachen an einem so schönen Ort und bei diesem Traumwetter und auch noch mit dem leckersten Eis der Insel in der Hand.
Marschland an der Nordseite Föhr
Anschließend radeln wir um das Hafenbecken herum und vorm Restaurant Klein Helgoland entlang. Dort kann man herrlich auf der Außenterrasse essen und dabei auf das Wattenmeer schauen. Hier war ich mal mit meinen beiden Töchtern und möchte das unbedingt nochmal wiederholen in der großen Runde mit den beiden Schwiegersöhnen und meinen Enkeln, von denen das erste in Kürze geboren wird. Das werde ich auch ganz bestimmt machen! Ich muss es nur noch irgendwie schaffen, alle zu überreden, dass sie mit nach Föhr kommen.
Unsere Radroute geht außerhalb des Deiches weiter durch Wiesen mit Hunderten von Deichschafen, die den Deich und unseren Radweg belagern. Immer wieder müssen wir absteigen, um das Gatter zur nächsten Wiese zu öffnen und die Räder hindurchzuschieben.
Das haben wir jetzt schon so oft gemacht und es gehört zum Föhrurlaub dazu wie Stellys Hüüs, der Strand und das dänische Eis. Wir könnten es einfacher haben, wenn wir innen am Deich entlangradeln würden. Das ist aber nicht dasselbe. Da sieht man das Wattenmeer ja gar nicht.
Schade, denke ich, dass es schon wieder der letzte Tag ist, und bin wehmütig.
Abends gehen wir ein letztes Mal zum Sonnenuntergang am Deich.
Heute mischen sich Wolken ein und die untergehende Sonne malt lange Streifen über dem Hörnumer Mini-Leuchtturm.
Danach drehen wir eine Runde auf dem Stellplatz um uns bei allen, mit denen wir gemeinsame Zeit verbracht haben, zu verabschieden und uns gegenseitig alles Gute zu wünschen. Einige sind jedes Jahr zur Pfingstzeit hier. Es kann gut sein, dass wir den ein oder anderen nochmal wiedertreffen.