Wir radeln heute nach Husum. Der Radweg geht die meiste Zeit am Deich entlang und führt durch Wiesen. Nach knapp siebzehn Kilometern schließen wir unsere Räder beim alten Hafen in Husum an.
Der Himmel zieht sich zu und unser Spaziergang an der bunten Häuserreihe entlang ist zwar nett, aber wir haben auch schnell alles gesehen. Wir gucken immer wieder zum Himmel und er wird zusehends dunkler. Wir müssen also gleich ganz schön Gas geben.
Ein herrliches Krabbenbrötchen für mich und ein Backfischbrötchen für Tatti muss trotzdem sein. Beim Kauen lese ich, dass man die goldene Glocke läuten kann, wenn es einem geschmeckt hat. Das mache ich natürlich. Witzige Idee. Sie tönt ganz schön laut durch den Hafen. Alle gucken. Clevere Verkaufsstrategie.
In den Läden werden vor allem verschiedene Teesorten, allen voran natürlich Friesentee-Mischungen, sowie blau weiße Friesentassen angeboten. Aber wir brauchen nichts.
Wir holen uns eine Eiswaffel mit Minzeis- und Cookie-Kugeln und essen es im Regen auf einer Bank auf der Hafenpromenade. Merkwürdiges Jahr und merkwürdiger Urlaub! Minzeis im Regen - das passt dazu.
Zurück zum Stellplatz nehmen wir einen anderen Weg. Wir fahren von Husum aus bis zum Hundestrand am Dockkoog und dann die ganze Zeit am Wasser entlang um die Bucht. Wir werden klitschnass, weil wir Helden natürlich dachten, für das kurze Stück braucht man keine Regenhosen. Jetzt weiß ich, dass hundert Meter Regen reichen, um triefend nass zu werden.
Zurück im Wohnmobil schlüpfen wir in bequeme und vor allem trockene Jogginhosen und machen es uns gemütlich. Die nassen Sachen hängen wir in unserer kleinen Nasszelle im Wohnmobil auf und die Badheizung wirkt wir ein Wäschetrockner. Echt praktisch.
Ich backe an diesem Nachmittag mein erstes Baguette im Omina Backofen. Der Omina ist wie ein Kochtopf in der Form eines Donuts. Man backt darin, in dem man ihn auf die Flamme des Gasherdes stellt. Die Wärme kommt dann von unten und steigt zudem in der Öffnung nach oben und erwärmt die Speisen von oben (Oberwärme). Das mit dem Baguette funktioniert. Hätte ich nicht gedacht. Es macht Spaß, immer wieder neue Dinge auszuprobieren.
Abends mache ich, was ich seit vielen Jahren jeden Abend mache, wenn ich auf Reisen bin. Ich hole mein Reisetagebuch und jede Menge Stifte, Kleber, Schere und einen kleinen Fotodrucker, der so groß wie eine Zigarettenschachtel ist, raus. Und dann gebe ich mich mit Inbrunst der Gestaltung der jeweiligen Reisetagebuchseite hin und vergesse alles um mich herum.
Ich schreibe und male und lege das Foto des Tages fest und klebe es ein. Meistens werden es zwei Fotos, weil ich mich nicht entschieden kann. Ich genieße diese Minuten des Tages sehr, lasse den Tag Revue passieren und nehme so die Geschehnisse, das Erlebte und das Gesehene bewusster auf.
So gehen kostbare Reisemomente nicht wieder verloren. Und das Reistagebuch dient auch als Nachschlagewerk für uns oder für die Reiseberatung unserer Freunde. Steht alles drin. Zum Beispiel, wie nochmal der ein oder andere Ort oder Stellplatz heißt. Oder wie teuer eine Reise war, wieviele Kilometer wir gefahren sind und lauter solche Dinge.