Von Niebüll nach Dagebüll
Am nächsten Morgen fahren wir früh zum nahe gelegenen Fährhafen in Dagebüll. Jetzt sind erst Amrum und danach Föhr dran.
Auf dem Hügel beim roten Schalter checken wir ein, warten kurz auf der Wartespur und können auch schon auf die Fähre fahren.
Die Fähre legt auf Föhr einen Zwischenstopp ein. Wir stehen an der Reling und schauen vom oberen Deck aus beim Be- und Entladen zu und sagen unserer Lieblingsinsel schonmal hallo.
Dann geht es weiter nach Amrum. Ich bin so gespannt auf die Dünen! Ich war noch nie auf Amrum.
Es ist kalt, nass und windig auf Deck und wir wollen uns auch nicht zu den anderen Fährgästen unter Deck setzen, verkriechen uns also wieder ins Wohnmobil.
Wegen Corona ist auch in diesem Jahr wieder der Verbleib in den Autos erlaubt. Es ist eine stürmische Überfahrt.
Ich lege mich aufs Bett und lese. Vom sanften Auf und Ab der Fähre und somit auch des Wohnmobils einschließlich Bett und mir fallen mir irgendwann die Augen zu. Da hat die Nordsee mich samt Wohnmobil in den Schlaf geschaukelt. Putzig!
Dünencamping Amrum
Zum Campingplatz auf Amrum sind es nur zweieinhalb gemütliche Inselkilometer. Nach sieben Minuten stehen wir zusammen mit vielen weiteren Wohnmobilen vor der Schranke.
Der Andrang ist groß. Das ist auf Inseln immer so, wenn die Fähre angelegt hat.
Der Campingplatz liegt traumhaft in den Dünen. An der Rezeption sitzt eine junge Frau mit einem Tuch vor der Brust, in dem ihr Baby steckt, erklärt mir alles und schenkt uns zur Begrüßung Leckerlis für Hannes. Sie hat zusammen mit ihrem Mann und einem Freund den Platz jüngst übernommen und in Schwung gebracht.
Draußen steht ein Mitarbeiter, der die Wohnmobile verteilt. Er schaut auf unsere grobstolligen Reifen, winkt uns heran und weist uns einen lauschigen Platz in den Dünen zu. Das freut mich natürlich sehr. Wer Pech hat, muss mit dem Parkplatz vor dem Gelände Vorlieb nehmen.
Wir fahren auf Keile, damit das Wohnmobil gerade steht und ich im Schlaf nicht aus dem Bett kullere und der Kaffee nicht aus der Tasse läuft. Und dann tigern wir auch schon los, den Platz erkunden.
Bei der Rezeption ist ein kleiner Laden, in dem man Snacks und Kuchen und ein paar achtsam ausgewählte Lebensmittel bekommt.
Auf dem Platz arbeitet auch eine junge Frau von Föhr. Sie fährt mit dem Trecker herum und zieht Wohnwagen und Wohnmobile durch den Sand.
Weiter hinten in den Dünen Richtung Meer stehen nur noch Zelte. Jeder hat seine eigene kleine Mulde, echt schön.
Es herrscht tolle Strandstimmung überall. Man sieht, dass die jungen Betreiber viel Arbeit in den Platz gesteckt haben. Es ist aber auch noch einiges zu tun.
Nicht alle Holzbohlenwege sind in Ordnung und die Situation auf dem Parkplatz wirkt irgendwie auch noch ganz schön chaotisch.
Der Amrumer Kniepsand-Strand
Der Weg zum Strand führt durch eine urwüchsige Dünenlandschaft mit bis zu dreißig Meter hohen Dünen und über lange Holzbohlenwege.
Auf die letzte Düne vorm Strand müssen wir über eine Strickleiter klettern. Der Hang ist so steil, dass wir ohne den Halt der Strickleiter immer wieder abrutschen würden.
Hinter der Düne eröffnet sich uns ein endloser Weitblick auf einen riesigen Strand, dem bis zu zweieinhalb Kilometer breiten sogenannten Kniepsand.
Er war mal eine Sandbank und ist an Amrums Westküste herangewachsen. Kniepen heißt Kneifen. Wenn es weht, kneift der Sand nämlich auf der Haut. Daher der Name, glaube ich.
Wir gehen hinunter über den Strand bis zum Wassersaum. Hier steht die Natur im Mittelpunkt. Und wir zwei Menschlein sind heute besonders klein. Sehr beeindruckend.
Ich gehe barfuß durchs Wasser und das ist so herrlich entspannend und macht Spaß!
Auf dem Rückweg sammeln wir ein paar Sepiaschalen für die Vögel meiner Tochter ein. Wie das so ist, einer sagt so, der andere so. Ende vom Lied ist, dass wir die stinkenden Dinger mit nach Hause nehmen werden und meine Tochter sie verschmähen wird, weil sie dann doch nicht gut für die Vögel sein sollen.
Hinger den Dünen kreuzt ein Wanderweg, der sich über die Länge der Insel von Nord nach Süd zieht, unseren Weg. Und lustigerweise treffen wir genau auf der Kreuzung auf meine Freundin Frauke aus Lüneburg, die zufälligerweise zeitgleich auf Amrum ist. Wir wussten das und wollten uns auch noch verabreden. Aber so ist es noch besser! Auf einer Insel trifft man sich einfach ganz von selbst. Ohne WhatsApp.
Wir gehen zu dritt zurück zum Campingplatz und machen es uns vorm Wohnmobil zum Plausch mit Kaffee und Blaubeerkuchen gemütlich. Das ist so ein schöner Nachmittag unter der Markise im Regen und ich werde noch oft daran zurückdenken, wenn wir zwei wieder Tür an Tür zurück bei der Arbeit sind.
Abends wollen wir Pizza essen und dafür kann man sich die Beläge alle einzeln aussuchen, aber leider sind wir zu spät und alles ist ausverkauft. Auf dem Tresen stehen riesige Stapel mit heißen Pizzen für den Außer-Haus-Verkauf. Es sei den Betreibern gegönnt, dass es so gut läuft. Nette Leute! Toller Platz!
Bei uns gibt es zum Tatort anstatt Pizza Linsen aus der Dose mit Würstchen. Ein Notessen.