Wanderung nach Nebel
Der Wettergott will uns heute die echte Nordsee zeigen. Der Strand sieht aus wie eine Mondlandschaft und der Kniepsand greift jeden an, der sich über die letzte Dünenreihe und hinunter zum Strand wagt. Das ist ein beeindruckendes Spektakel.
Wir versuchen, unser Gesicht mit unseren Kapuzen und Jackenkragen zu schützen und drehen uns vom Wind weg. Aber macht einfach keinen Spaß am Strand zu sein.
Wir irren mit halb geschlossenen Augen zurück in den Windschutz der Dünen und gehen durch den Wald zum Leuchtturm und weiter bis nach Nebel an der Wattseite der Insel.
In Nebel schlendern wir an alten Friesenhäusern vorbei zum Friesencafé. Der Regen wir immer stärker. An der Eingansgtür des Cafés steht auf einem Schild Wir sind kurz weg. Wir stellen uns an der gegenüber liegenden Straßenseite in den Schutz eines Gebäudes und warten.
Mit der Zeit gesellen sich immer mehr Spaziergänger in Regenkleidung dazu. Nach zehn Minuten überlege ich, ob die Amrumer mit kurz mal weg dasselbe meinen wie der Rest der Welt.
Nach weiteren fünf Minuten lese ich auf der Internetseite des Friesencafés, dass das Café bis Freitag geschlossen ist.
Kein Datum. "Ist heute Freitag oder Samstag?", frage ich Tatti. "Mittwoch" antwortet sie. Hä? Die meinen mit kurz mal weg offensichtlich ein paar Tage der Abwesenheit. Wir teilen den anderen wartenden Leuten unsere neueste Erkenntnis mit und die Runde löst sich wieder auf.
An einem Regentag in Nebel gibt es kaum etwas zu tun. Daher gehen wir zur Bushaltestelle, um wieder zum Wohnmobil zu kommen.
Der nächste Bus kommt in fünfundzwanzig Minuten und wir sind nass geregnet und frösteln.
Schräg gegenüber vom Bushäuschen entdecke ich die Post. Und über der Tür zur Post hängt ein Schild, auf dem Wein und mehr steht. Sieht so aus, als wenn man sich da im Warmen aufhalten kann. "Ich geh´mal da drüben gucken", sage ich und überquere die Straße.
Ich öffne die Tür und befinde mich auch schon in einem gemütlichen kleinen Laden mit einem Tresen, an dem Wein und Kaffee verkauft wird. Ich werde freundlich von einer Frau und einem Mann begrüßt. Dieser Ort ist anheimelnd, warm und es duftet nach Kaffee. Und die zwei Menschen lächeln mich an.
In Verkaufsregalen liegt ein Sammelsurium an Souvenirs. Die freundliche Frau bereitet mir zwei Latte Macchiato zum Mitnehmen zu, während wir zu dritt plauschen. Ich kaufe auch gleich noch einen hölzernen Teelichthalter in Fischform, Anker-Servietten und eine Flasche Wein.
Ausgestattet für ein friesisches Candlelight-Dinner im Wohnmobil und mit zwei warmen Coffe-to-go-Bechern kehre ich zu Tatti zurück.
Zurück im Wohnmobil mache ich es mir auf dem Bett gemütlich und lese und schaue ab und zu hinaus in die Dünen.
Aber da regt sich momentan nur der Fasan und das Dünengras, sonst nichts und Niemand. Es sind alle in ihren Campingmobilen, Wohnwagen oder Zelten.
Schmuddelwetter auf dem Dünen-Camping
Abends gibt es Spagetthi mit Pesto im Fisch-Kerzenschein mit Wein von der Postfrau. Nach dem Essen machen wir schonmal alles startklar für die Weiterreise nach Föhr morgen früh. In einer Regenpause heben wir die Fahrräder wieder auf den Fahrradträger.
Ich resümiere für mich, dass Amrum einfach keine Insel zum Radfahren ist. Man kann nur durch den Wald oder an der Straße oder am Watt entlang fahren.
Zum Wandern sind die Amrumer Dünen hingegen traumhaft. Und der Strand ist ja auch riesig. Wir finden es schön, dass wir wenigstens den Südteil Amrums jetzt mal gesehen haben. Leider haben wir wegen des Wetters den Norden der Insel gar nicht mehr gesehen.
Mal schauen, ob wir überhaupt nochmal wiederkommen. Denn uns ist die Fähre mit über zweihundert Euro und der Campingplatz mit fünfzig bis sechzig Euro einfach zu teuer. Es gibt Orte und Plätze, die wir mindestens genauso schön finden und die günstiger und einfacher zu erreichen sind. Vielleicht würden wir das anders sehen, wenn das Wetter besser gewesen wäre. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier bei Sonnenschein unvergleichlich schön ist.