Unser Inselhopping goes on. Ich finde das so aufregend, so viele nordfriesische Inseln auf einen Schlag zu besuchen. Und ich muss mich echt loben, dass ich so clever geplant habe und wir teilweise auf dem Festland gepennt haben und nur mit den Fahrrädern rübergefahren sind.
Und dass wir Amrum und Föhr zusammen gekoppelt haben in unserem Reiseplan. Dadurch ist am Ende alles doch gar nicht so teuer.
Heute will ich das Wohnmobil auf die Fähre fahren und Tatti soll das filmen. Als ich in der Spur zur Beladung der Fähre stehe, kommt ein Fährmann an die geöffnete Scheibe und prüft das Ticket. "Sie wollen nach Föhr?". "Ja." " Dann müssen sie rückwärts auf die Fähre fahren."
Eigentlich kann ich ganz gut Autofahren. Und ich kann auch rückwärts fahren. Und ich kann auch das große Wohnmobil fahren. Und auch auf Fähren zu fahren, macht mir keine Angst. Aber alles zusammen versetzt mich gerade in übertriebene Aufregung.
Und darin bleibe ich leider auch und als ich an der Reihe bin, eiere ich in Schlangenlinien die Laderampe rückwärts runter. Oben an der Reling stehen jede Menge Zuschauer. Ich brauche extrem lange und der Fährmann, der mich einweist, gibt alles. Er sagt dauernd wie ich das Lenkrad einschlagen soll, zeigt und gestikulieret wild. Ich bin so aufgeregt, dass ich schwitze und zittere. Ich muss ein paar Mal wieder vorwärts fahren. Und dabei ist die Rampe echt breit! Und dann fauche ich Tatti an, dass sie aufhören soll zu filmen. Ich weiß nicht, weshalb mich das dieses Mal so sehr stresst und ich bin meiner Aufregung machtlos ausgeliefert.
Irgendwann stehe ich superschief über zwei Spuren und die Fährmänner geben auf und wir dürfen so stehenbleiben. Am Liebsten würde ich jetzt unter das Lenkrad rutschen. Anstatt dessen krabbele ich nach hinten und werde mich für kein Geld der Welt auf Deck sehen lassen.
Erst kurz vor Föhr setze ich mich so unauffällig wie möglich wieder ans Steuer. Ich fahre von der Fähre ohne nach rechts oder links zu sehen und möchte all diese Menschen nie wieder sehen.
Föhr kennen wir schon sehr gut und es fühlt sich an wie nach Hause kommen.
In Wyk beim Kreisel biegen wir ab zum Supermarkt. Die Lebensmittel wandern vom Einkaufswagen direkt in den Kühlschrank. Das finde ich immer wieder so lustig. Schon seit Jahren. Es wird mir auch nicht langweilig, das zu fotografieren.
Dann fahren wir durch das schöne Kopfsteinpflaster-Friesenhäuser-Nieblum nach Utersum am anderen Ende der Insel und stellen fest, dass wir kein Bargeld haben. Wir sind uns plötzlich nicht mehr sicher, ob wir für den Ticket-Automaten oder für Strom- oder Duschmarken auf dem Stellplatz Bargeld brauchen und halten deswegen beim EDEKA an, denn nur dort gibt es Geld. Sonst nirgends in Utersum.
Wir suchen Waren für zwanzig Euro zusammen und können uns auch gleich Bargeld auszahlen lassen.
Die liebe Frau Sörensen von unserem tollen Stellplatz in Utersum ist nett wie immer und hilft uns beim Automaten, an dem wir einchecken und die Stromkarte mit Bargeld auffüllen. Wir entscheiden uns wieder für einen Platz hinten am Rand der Kuhwiese so wie im letzten Jahr.
Als wir alles wohnlich haben, holen wir uns bei Stefans Tortenmanufaktur um die Ecke erstmal Käsekuchen und kommen in Ruhe an auf Föhr.
Dann spazieren wir zum Strand, wofür wir nur drei Minuten brauchen und schon stehen wir auf dem Deich. Wir setzen uns auf den Boden an der Deichschräge und sind erstmal nur happy wieder hier zu sein. Rechts in der Ferne liegt Sylts Südspitze und links vor uns Amrums Nordspitze. Auf beiden Inseln waren wir in den letzten Tagen. Fühlt sich gut an, ein bisschen so, als wenn Nordfriesland uns gehört.
Hier auf Föhr ist nun pure Erholung für uns angesagt. Auf Föhr kennen wir uns aus. Nichts müssen wir suchen oder entdecken. Wir wissen, was wir mögen und wollen. Und auch Regen können wir hier gut aushalten. Es gibt genug schöne Läden, das tolle Museum Kunst der Westküste und natürlich den Weitblick von unserem Stellplatz aus und meistens sehr nette Camper auf dem Stellplatz, die gut zu uns passen. Zum Quatschen und Zusammenkommen ohne merkwürdige Empfindlichkeiten.
Hier am Deich sitzend sehen wir rechts von uns im Marschland eine Handvoll Menschen und jede Menge Schafe. Ich gehe auf der Seebrücke bis zum Ende und fotografiere Utersum vom Wasser aus.
Zurück auf dem Stellplatz lasse ich mich halb liegend mit meinem Föhrkrimi im Strandkorb nieder. Meine erste Leiche wird in einem Strandkorb am Utersumer Strand gefunden wird. Oh Gott! Hier um die Ecke! Schön gruselig! Und darüber freue ich mich natürlich jetzt wie Bolle. Ich bin also quasi Teil des Plots. Und der Mörder läuft ja noch frei rum. Die Geschehnisse sind so nervenaufreibend, dass ich ab und zu hochgucken muss.
Von meinem Strandkorb aus kann ich den Hauptweg des Stellplatzes überblicken. Da kommt Tatti angelaufen mit einer Sackkarre, auf der sie eine volle Gasflasche zum Wohnmobil schiebt. Tatti kümmert sich verlässlich wie immer um unser Zuhause, damit wir es weiterhin schön warm haben. Wir müssen momentan hier in Nordfriesland im Mai nämlich nachts heizen.
Abends kommt die Sonne durch und wir gehen nochmal zum Strand, dieses Mal ein Stück weiter zum Hundestrand kurz vor der Klinik. Die Abendsonne taucht das Dünengras und unsere Gesichter in goldenes Licht.
Die blauen, gelben und roten Strandkörbe und die riesige rote Sonnenuntergangsbank machen unseren ersten Föhrtag bunt.
Ich denke immer wieder, dass es so schön ist, wieder hier zu sein. Und jetzt kommt auch noch die Sonne durch. Ich hätte bei meinem ersten Föhr-Besuch nicht gedacht, dass ich Föhr nochmal so sehr in mein Herz schließen würde.
Langweilig und zu grün fand ich Föhr anfangs. Es ist inzwischen auch alles so vertraut. Die Straßen. Die Gärten. Die Wege durch die Dünen. Der Strand.
Zurück gehen wir nicht am Strand entlang, sondern durch das Dorf und erfreuen uns an den schönen friesischen Häusern.