Heute werden wir an der schönen wilden Alentejoküste entlang weiter gen Süden fahren. Es gibt keine Küstenstraße, sondern immer wieder Stichstraßen zum Meer. Und das ist auch gut so. Nur so kann die Gegend ihre charmante wilde Natur behalten.
Aber bevor wir uns weiter auf den Weg machen, wollen wir bei Praia de Odeceixe ein Stück des Wanderweges Rota Vicentina wandern. Und danach wollen wir im Ort, den wir vom Stellplatz aus ja nicht erreichen, sondern nur sehen konnten, einkehren. Dafür fahren wir erstmal 3,5 Kilometer ins Landesinnere, um über den Fluss Ribeira de Seixe zu kommen und dann wieder zurück zum Meer.
Rota Vicentina
Wir parken am Ortsrand von Praia de Odeceixe, ziehen feste Schuhe an, stecken uns Wasserflaschen in die Rucksäcke und wandern los.
Der Rota Vicentina gehört zu den Leading Quality Trails - Best of Europe. Dieses Siegel hat der Wanderweg zurecht, finden ich schon nach wenigen Schritten.
Es ist ein leicht zu gehender Pfad oben auf den Klippen mit grandiosem Ausblick auf das Meer. Wir wandern durch weichen Strandsand vom Ort weg Richtung Süden und immer am Wasser entlang.
Der Weg ist leer und wir sehen viele Störche, die in den Felsen nisten, und kleine widerstandsfähige Pflanzen mit hübschen Blüten, die wir vorher noch nie gesehen haben.
Wir gehen eine knapp elf Kilometer lange Runde. Für den Rückweg entfernen wir uns von der Küste. Aber das ist öde und heiß und nimmt kein Ende.
Wir brauchen insgesamt zweieinhalb Stunden für unsere kleine Wanderung. Nächstes Mal würde ich keine Runde gehen, sondern einfach nur an der Küste hin und an der Küste wieder zurück. Es ist so ein Hochgenuss, direkt am Meer auf den Klippen unterwegs zu sein.
Als wir zurück sind, wechseln wir kurz die Schuhe beim Wohnmobil, nutzen unsere Toilette, machen uns frisch und gehen dann hinunter in den Ort. Wir setzten uns vor die Bar Ponte Branca und essen eine Kleinigkeit.
Meine Beine sind lahm, aber der Kopf fühlt sich schon viel leichter an als noch in Nordportugal. Das Wandern tat gut. Und die Treppen von Braga. Und Fatima. Und die ganzen schönen Orte dazwischen.
Der Rota Vicentina und unsere bisherigen Spots, das Unterwegssein an sich, das Ankommen, spannendes Neues und das Meer und der Strand haben den Stress vom letzten Jahr wieder ein bisschen weiter in den Hintergrund treten lassen.
Und er hat Raum geschaffen für die Schönheiten, die ich eine Zeitlang nicht mehr so gut wahrnehmen konnte und die mich auf dieser Reise wieder jeden Tag umgeben.
Toller Weg! Tolles Land! Tolle Küste! Tolles Leben!
Und die Sonne scheint übrigens auch wieder!
Praia da Monteclerigo
Nun fahren wir auf einer langen geraden abschüssigen Straße auf den Ort Praia de Monteclerico zu. Es sieht aus, als wenn die Häuser direkt in den Sand gesetzt wurden. Ich bin mir sicher, dass dieser kleine Ort ausreicht für ein ganzes Leben. Wirklich. Mehr braucht man nicht. Es ist so zauberhaft schön hier.
Wie ich es allein schon liebe, dass man den Berg runter kommt und dann unten bei den Häusern so nah am Strand entlang fährt, dass ständig Sandverwehungen auf der Straße sind.
Wir tauchen ein in diese Welt, in der die Fenster und Türen weit offen stehen und der Strand und das Meer bis in die Schlafzimmer reicht. Ich liebe diesen Ort noch immer, bin genauso wie damals gleich wieder entrückt. Praia da Monteclerigo.
Die Klippen von Carrapateira
Wir durchfahren den Ort und am südlichen Rand fahren wir wieder hoch auf die Klippen. Dort und auch südlich von Carrapateira stoßen wir immer wieder auf tolle Freistehplätze mit unbeschreiblich schönen Panoramen in der Einsamkeit der Natur. Aber hier bleiben wir unserem Prinzip, niemals alleine irgendwo zu übernachten, weiterhin treu.
Und dazu kommt, dass man hier einen steilen Hang hinunterklettern muss, wenn man ans Meer möchte, was an sich ok wäre, aber auch einfacher geht. Nämlich an der Lagune.
Ich mache ein Foto der schönsten Bucht, die ich entdecke. Diese Bucht wird es später als Leinwandbild an die Wand neben meinem Bett schaffen.
Als wir alles lange genug genossen haben, kehren wir zurück zur Lagune, an der wir gerade schon vorbei gekommen sind und einen kleinen Parkplatz, der als Übernachtungscamp genutzt wird, gesehen haben.
Schlafplatz an einer Lagune/Praia da Bodeira
Der Parkplatz liegt im Windschatten der Dünen an einer Lagune mit einem riesigen Strand. Ein Haufen unterschiedlichster Fahrzeuge von unterschiedlichsten Menschen jeden Alters und verschiedener Nation stehen in einem großen Kreis auf diesem Sandplatz.
Allesamt sind gut drauf. Hunde laufen rum. Manche schlafen in ihren PKWs. Das Leben findet draußen statt. Handtücher hängen über Autotüren und Surfanzüge an Fahrradträgern.
All unsere neuen Nachbarn sprechen fröhlich miteinander und dauernd wird irgendwo gelacht. Das kommt bestimmt vom Salz auf der Haut. Wir gehen nach dem Essen Richtung Meer.
Am Ufer der Lagune ziehen wir die Schuhe aus, waten hindurch und laufen danach eine Ewigkeit durch eine wüstenähnliche Hügellandschaft zum Meer.
Hannes tobt sich aus. Glücklicher kleiner Strandhund. Ich genieße den weichen Sand und das Meerwasser an den nackten Füßen und den Wind auf der Haut und in den Haaren. Das fühlt sich sehr schön lebendig an.
Ich kann mir gerade nichts Schöneres vorstellen als Tag für Tag für Tag am Meer einzuschlafen und aufzuwachen.
Ich bin so unendlich happy hier ins der Sonne Portugals. So soll es unbedingt immer bleiben!