Das Wachwerden an der Lagune ist wie der Start in der Tag einer anderen Welt. Das ganze Gebiet hier ist so wunderschön wild und verlockend und bieten wahnsinnig viel Platz für ein im Mai recht wenige Camperinnen und Camper. .
Wir fahren oben auf den Klippen zum nächsten Ort. Eine Bucht ist schöner als die andere.
Und wo auch immer wir halten und ich aussteige, nimmt mir der Ausblick buchstäblich den Atem.
In der Ferne sehen wir weit oben auf dem Felsen ein klitzkleines Wohnmobil stehen. Das ist ein Schlafplatz der Extraklasse! Wunderschön und überwältigend ist die Küste hier!
Surferparadies Praia do Amado
Im Surferparadies Praia do Amado schauen wir den Wellenreitern zu, trinken Cappuccino und lassen die lockere fröhliche Atmosphäre auf uns wirken. Ich fühle mich wie ein Besucher im Film.
Wir stehen lange oben und schauen den Surfkursen bei ihren Trockenübungen erst am Strand und dann auch im Wasser zu.
Auf dem Parkplatz stehen Bullis mit Surfbrettern und die Leute, die hinunter zum Strand gehen, haben athletische und braungebrannte Körper.
Ich nehme mir ganz fest vor, Zuhause auch wieder konsequenter Sport zu machen. Hier werde ich wieder auf eindrückliche Weise darauf hingewiesen, wieviel Lebensfreude es mit sich bringt, fit zu sein.
Nun müssen wir uns aber wieder mit ein paar Pflichten beschäftigen, haben nämlich keine sauberen T-Shirts mehr und der Kühlschrank ist auch fast leer.
Na ja, und eine richtige Dusche, unter der man etwas länger stehen kann als bei uns im Wohnmobil, wäre auch ganz gut. Wir müssen jetzt also mal kurz in die Zivilisation zurückkehren.
Einkaufen und Wäsche waschen in Vila do Bispo
Beim Supermarkt in Vila do Bispo füllen wir unseren Kühlschrank mit neuen Natas und anderen portugiesischen Lebensmitteln. Auch hier gibt es extragroße Parkbuchten für Wohnmobile. Während ich auf der Trittstufe sitzend auf Tates Rückkehr aus dem Supermarkt warte und döse, kommt mit lautem Geknatter ein wohnmobilähnliches Gefährt auf den heißen Parkplatz.
Dann scheppert eine Tür zu und über den Parkplatz schlürft ein Alt-Hippie mit langen Haaren und bunten Pluderhosen. Sein klappriges buntes Wohnmobil ist ein Hippiebus, wie er im Buche steht. Dass der Bus überhaupt noch fährt, wundert mich.
Wir befinden uns am Übergang zur Algarve und wollen gleich zum äußersten südwestlichsten Zipfel Portugals fahren. Es gibt sie hier also wirklich. Hippies, die sämtlichen Klischees entsprechen. Herrlich! Ich kann gar nicht aufhören zu lächeln.
Als Tatti zurück ist, verstauen wir all die leckeren Dinge und fahren eine Tankstelle zum Wäschewaschen an. Es dauert ein bisschen bis wir das Bezahlprinzip verstehen und dann dreht und schäumt unsere Maschine auch schon.
Während wir warten, decken wir den Tisch und essen Nachmittagssnacks. An der Tankstelle Wäsche zu waschen, finden wir so lustig, dass wir immer wieder lachen müssen.
Cabo de São Vicente
Zum südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes, dem Cabo de São Vicente bei Sagres, sind es von unserem Waschplatz auf der Tankstelle nur noch fünfzehn Kilometer. Hinten im Wohnmobil hängt jetzt unsere Wäsche an kreuz- und quergespannten Leinen und hüpft während der Fahrt fröhlich hin und her.
Und über das längere Duschen können wir auch später nochmal nachdenken. Wir haben ja glücklicherweise selber eine Dusche an Bord.
Am Cobo de São Vicente weht der Wind ganz schön scharf. Die Zufahrtsstraße ist gesäumt mit Verkaufswagen und --ständen.
Ein Deutscher verkauft hier inzwischen weltbekannte Thüringer und Nürnberger Bratwürste als letzte Bratwurst vor Amerika und händigt seinen Kunden ein Zertifikat aus, dass man hier war.
Die Wurst soll sehr lecker sein. Aber wir haben ja gerade gegessen.
Der Leuchtturm soll das leistungsstärkste Licht Europas haben. Dreitausend Watt leuchten so stark, dass man das Licht aus bis zu sechzig Kilometern Entfernung sehen können soll.
Wir gehen durch ein Tor auf seinen Innenhof und er ist gut besucht. Er steht auf sechzig Meter hohen Steilklippen. Das ist wirklich imposant, wenn man an beiden Seiten an den Klippen entlang schaut.
Salema Felsalgarve
Wir fahren jetzt doch nochmal einen Park4night Freistehplatz im Ferienort Salema an. Er liegt etwas erhöht am Wasser bei Ferienhausanlagen, die noch leerstehen.
Die Küste ist hier dicht bebaut. Der Platz ist nur eine Parkbucht an der Straße. Er hat zwar einen schönen Blick auf das Meer, ist uns aber jetzt im Mai zu einsam und zu nah an den Häusern. Wir suchen weiter.
Figueira Caravan Park
Erst finden wir die Zufahrt zum Campingplatz Figuera Caravan Park nicht und fahren ständig an dessen Zaun entlang, kommen aber nicht rein.
Als ich unser Navi irgendwann ignoriere und es mit dem Finger auf der Karte und meinem Gehirn versuchen, stehen wir auch bald schon am Eingangstor.
Auf dem Campingplatz machen wir wieder klar Schiff, also fegen, leeren das WC, lassen Abwasser ab und tanken Frischwasser, räumen die Schränke auf und hängen die Wäsche draußen auf.
Dann duschen wir in lustig zusammen geschusterten Duschkabinen und ich nehme ausnahmsweise mal ein Buch auf den Schoß, nicke aber in der Sonne ein.
Auf jeden Fall sieht man uns jetzt nicht mehr das Alentejo-Lotterleben an und wir sind gerüstet für die zivilisiertere Algarve. Zwölf Tage sind wir jetzt unterwegs, die zweite Hälfte der Portugal-Rundreise bricht an. Das waren schonmal zwölf abwechslungsreiche und wunderschöne Tage!
Wir sind sehr gespannt auf alles, was noch kommt. Jetzt wollen wir Richtung spanischer Grenze an der Algarve entlangfahren. Und danach sehen wir weiter, wahrscheinlich an der Grenze entlang gen Norden und dann noch Teile des Landesinneren erkunden. Ideen habe ich auf jeden Fall sehr viele.
Wir schauen mal, wozu wir dann Lust haben, ob wir voller Energie sind oder Ruhe brauchen und wie das Wetter wird und so weiter.