Tag 8 Porto und Viano do Castelo

 

Monte de Santa Luzia in Viana do Castelo

 

Frühmorgens fahren wir wieder einen Berg hoch zur Santuário de Santa Luzia, einer imposanten weißen Kirche mit Weitblick über die Stadt Viana do Castelo und über das Flussdelta des Lima und über einen großen Teil der Meeresküste.

 

Ich will unbedingt und mit viel Gnatz durchsetzen, dass wir da oben frühstücken. Es führt allerdings zu nichts. Tatti will einfach nicht.

 

 

Wir schauen hier, schauen da, und gehen nacheinander in die Kirche.

 

 

Ich setze mich dort unter eine hellblaue Himmelskuppel mit niedlichen Engeln in Pastellfarben und lasse sie auf mich herunterschauen.

 

 

Draußen setzen wir uns auf die Mauer vor der Kirche, sitzen dort weit über der Stadt und dem Meer und ich lasse die Beine baumeln.

 

 

Danach fahren wir ein kleines Stück weiter hoch zum 4-Sterne-Hotel Posada Viano do Castelo, weil man von dessen Terrasse aus erstklassig die Kirche und das Panorama dahinter zusammen auf ein Foto bekommt. Ich bin schon ganz aufgeregt.

 

Leider ist die Auffahrt zum Hotel aber dermaßen nobel und unser Outfit derart unnobel, dass Tatti vor dem Gelände abbremst, weil ihr das peinlich ist und sie es nicht möchte. Ich bekomme sie nicht überredet. Ich sage, dass die uns dann schon wegschicken würden, wenn es nicht passt, und dass wir fragen könnten, ob wir ganz kurz gucken dürfen. Nichts zu machen.

 

Als Tatti das Wohnmobil den Berg wieder hinunter lenkt, ärgere ich mich über mich selber, dass ich nicht einfach alleine die Auffahrt hochmarschiert bin. Das  Panorama wurde vom National Geographic Magazine als das drittschönste der Welt bezeichnet. Und ist 2500 Kilometer von unserem Zuhause entfernt. Und ich stand dort gerade vor der Auffahrt. Mist, verflixter, ich hätte reingehen sollen. 

 

 

Hospitalschiff Eames und Viano do Castelo

 

Jetzt fahren wir hinunter in den Ort Viano do Castelo und können prima am Hafen parken. Als wir aussteigen, tönt Marschmusik über den Platz zu uns herüber.

 

Oh, ein Fest, denke ich. Oh, Shit, scheint Hannes zu denken und springt mit eingezogenem Schwanz durch die noch offene Schiebetür ins Auto zurück, versteckt sich im Fußraum unter dem Lenkrad und rührt sich nicht mehr. Vielleicht denkt er ja, dass die Trompeten Elefanten sind.

 

 

Vor unserer Nase liegt das Krankenhaus-Schiff Navio Gil Eames, das noch bis 1970 auf der ganzen Welt im Einsatz war.

 

Ich gehe die Gangway hoch und stelle fest, dass man es besichtigen kann. Hannes darf nicht mit rein und im Auto ist es zu heiß für ihn. Also bleibt Tatti mit ihm am Hafen und ich schaue ich es mir für ein geringes Eintrittsgeld alleine an.

 

 

Ein Rundgang führt mich über mehrere Decks, schmale Gänge und Treppen immer weiter hinunter in den Bauch des Schiffes. Ich bekomme neben Krankenzimmern mit Altar, altertümlichen Behandlungsräumen, Lagerräumen und der Küche noch viele weitere spannende Bereiche zu sehen.

 

Auch alte Fotos schaue ich mir an, lese Informationen und vergesse die Zeit. Ich nehme natürlich auch das Steuerruder in die Hand und gehöre für einen Moment zur Crew von damals.

 

Das Schiff ist gerade ein riesiger Abenteuerspielsplatz für mich. Und ich bin die einzige Besucherin. So ein Schiff hätten meine Freundin Heike und ich damals mit neun oder zehn Jahren gut zum Spielen gebrauchen können. Schade, dass ich schon über zehn bin und dass Heike nicht hier ist.

 

 

Richtig gruselig finde ich dann noch den schäbigen Operationsraum, in dem mit lebensgroßen Figuren eine Operation nachgestellt wird. Schließlich bin ich ja auch gerade ganz alleine auf diesem riesigen Schiff.

 

Ich möchte nicht wissen, wieviel schlimme Sachen die Patienten hier damals erlebt haben. Irgendwie hatte ich nur mit ein paar Kochtöpfen, Matrosenbetten und einem Behandlungsraum gerechnet. Und jetzt das! Würde mich nicht wundern, wenn ich gleich auch noch Schreie höre. Ich gucke vorsichtshalber in den Ecken nach, ob da Lautsprecher installiert sind, sind aber zum Glück nicht.  

 

 

Dann hole ich Tatti und Hannes vom Hafenkai ab und wir lassen uns durch die Straßen der Stadt treiben. Beim Stadtbummel thront über der Stadt die ganze Zeit die hübsche Basilica Santa Lucia, als wache sie über alles.

 

Eine Kirche so nah am Himmel auf einen Berg zu bauen, ist und bleibt etwas Besonderes, finde ich. Ach ja, und rechts dahinter ist dann ja das Hotel mit dem Panoramablick zu sehen. Hm. Themawechsel!

 

Roadtrip Portugal

 

Wir schlendern durch die Stadt und lassen eine nette Stimmung in den Straßen auf uns wirken. Überall hängen bunte Wimpelgirlanden oder farbenfrohe Regenschirme.

 

 

Ich schaue in ein paar Geschäfte und wir sehen geschichtsträchtige Gebäude und alte Plätze, einen schönen Brunnen und Wände mit Azulejos. 

 

 

Viana do Castelo ist eine wunderschöne Stadt mit toller Lage und hat auch einen schönen Strand, ist aber bei Urlaubern nicht so bekannt.

 

Die meisten Menschen steuern Porto an, wenn sie nach Nordportugal kommen. 

 

 

Easytoll Stelle

 

Jetzt wollen wir an der Küste entlang gen Süden weiterreisen. Ich habe herausgefunden, dass sich kurz hinter Viana do Castelo an der Autobahn auf einem Rastplatz eine der wenigen Easytoll-Stellen zur Registrierung für die Maut befinden soll. Also fahren wir nochmal auf die Autobahn und hoffen, dass wir nicht wieder scheitern.

 

Wir finden dann aber Gott-sei-Dank den richtigen Rastplatz und lassen unser Nummernschild per Foto registrieren. Es ist ganz einfach. Wir müssen nur am Haltebalken stehen bleiben und die Kreditkarte in den Schlitz stecken. Manchmal wollen wir nämlich Autobahn fahren, zum Beispiel um den Wolken davon zu fahren. Und dafür sind die portugiesischen Autobahnen perfekt. Schön leer, breit und meistens gut ausgebaut. Ich bin froh, dass wir unseren Status als illegale Autobahnnutzer nun endlich los sind und wir geben Gas.

 

 

Porto 

 

Wir kommen in Porto, der zweitgrößten Stadt Portugals, an und fahren erstmal über eine Brücke in der Nähe der Mündung des Douro, die Ponte da Arrábida. Wir sehen rechts von der Brücke das Meer und links die Stadt Porto liegen. Am gegenüberliegenden Hang der Stadt soll es leichter sein, eine Parkmöglichkeit für das Wohnmobil zu finden. Wir müssen aber trotzdem lange suchen und parken schließlich in einer Nebenstraße vor einem Geschäft.

 

Bevor wir bergab losmarschieren, stärken wir uns erstmal mit Pastel de Nata, einem portugiesischen Blätterteigtörtchen mit Pudding, das wir gerade in Viano do Castelo gekauft haben. Und dann esse ich noch eines. Lecker lecker! Als wir Geld in den Parkautomaten stecken wollen, ruft uns ein Portugiese zu, dass das am Sonntag nicht nötig sei. Nett gemeint, aber leider hat er sich geirrt, wird sich später herausstellen.

 

 

Aussichtspunkt bei der Igrea da Serra do Pilar

 

Wir gehen den Hügel hinunter und am Ufer des Flusses Douro nochmals ein Stück hoch auf den Vorplatz der Kirche Igrea de Serra do Pilar.
Von hier haben wir einen tollen Blick auf Porto, auf die bunten Häuser und die Brücke und das pulsierende Leben an beiden Ufern. Porto gehört zu den hundert meistbesuchten Städten der Welt.

 

Auf unserem Platz vor der Kirche hat sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft versammelt. In der Mitte kniet der Bräutigam vor der Braut. Sie ist gekleidet in ein weißes Kleid und trägt darüber einen schwarzem Umhang. Es werden portugiesische Lieder gesungen und dann lässt sie den schwarzen Umhang fallen.

 

Der Umhang symbolisiert die Treue der Braut zum Bräutigum. Und dann lässt sie ihn einfach so fallen? Hm, wie auch immer, es ist auf jeden Fall sehr schön, dass wir diesen besonderen Moment mitverfolgen dürfen. Nein falsch. Ich finde es schön und kann mich nicht losreißen.

 

Und Tatti trampelt von einem Fuß auf den anderen und findet es unnötig, hier so lange zu stehen und zuzugucken. Erst als nur noch Fotos mit der Großmutter gemacht werden, kann ich mich losreißen.

 

Bahnhofsgebäude Porto São Bento
Die Brücke hat zwei übereinander liegende Ebenen, die untere für Autos und die obere für die Metro und für Fußgänger. Wir spazieren auf der oberen Brückenebene hinüber ins Centrum der Stadt.

 Dort gehen weiter geradeaus bis zum Bahnhofsgebäude Porto São Bento. In der Bahnhofshalle schmücken jede Menge blaue Azulejos die Wände.

 

 

Die quadratischen bunt bemalten und glasierten Keramikfliesen haben ihren europäischen Ursprung in Spanien und Portugal. Sie werden noch immer hergestellt und sind weiterhin sehr beliebt.

 

Hier im Bahnhofsgebäude werden auf den Wandbildern verschiedene geschichtliche Szenen dargestellt und ich vertiefe mich eine Weile.

 

Uferpromenade in Ribeiria

 

Danach gehen wir zurück zum Flussufer und drehen dort eine kleine Runde. In diesem Stadtteil, der Ribeira genannt wird, befinden sich zahlreiche kleine Bars und Restaurants, in denen klassische portugiesische Gerichte wie beispielsweise gegrillte Sardinen oder ein portugiesische Sandwich namens Francesinha mit Schinken, Wurst, Steak, geschmolzenem Käse und einer speziellen Soße serviert werden. Es heißt, ein Franceshina-Sandwich verändere das Leben.

 

Überall sitzen Leute im Gedränge vor den Bars und essen und trinken und lachen. Um uns herum ist viel Bewegung.

 

Wir befinden uns inmitten einer Flut von Wortfetzen, Gerüchen und Farben. Ich gucke und gucke und gucke. Ich sehe Tatti zwar gerade nur von hinten, weiß aber, dass sie so schnell wie möglich weg will.

 

 

Mich hingegen fasziniert das pulsierende Leben. Und irgendwie denke ich, dass wir hier auf einer der Mini-Terrasse etwas essen oder wenigstens etwas trinken könnten, wenn es doch nur nicht überall so furchtbar voll wäre.

 

 

Wir gehen anstattdessen hinunter zum Wasser. Unten ist es ruhiger und wesentlich angenehmer.

 

 

Am Ufer sind Marktstände mit bunter Ware aufgebaut und wir schlendern daran entlang zurück Richtung Brücke.

 

 

Wir gehen auf der unteren Ebene der Brücke ans andere Ufer zurück, dann den Berg hoch, und noch weiter hoch, und noch weiter.

 

Puh, ganz schön weit! Und ganz schön schwierig, das Wohnmobil wiederzufinden! Und das, obwohl ich beim Aussteigen eine Markierung in Google Maps gesetzt hatte. Aber mein Handy aktualisiert unseren Standpunkt ständig zeitverzögert. 

 

 

Zurück beim Wohnmobil entdecken wir einen Zettel an der Windschutzscheibe. Oh nein, nun haben wir doch einen Strafzettel bekommen. Da hat sich der Passant vorhin wohl geirrt.

 

Nächstes Mal nehme ich übrigens die Seilbahn. Dann muss ich gar nicht erst hinunter zur Brücke.

 

 

Praia da Vagueira

 

Wir ziehen weiter gen Süden und fahren ab Aveiro durch die Ferienorte an der Küste, die ausgesprochen hübsch anzusehen sind. Es herrscht ausgelassene Sommerferienstimmung. Auf der einen Seite der Straße ist der Atlantik, auf der anderen die Lagune mit bunten Booten, und entlang der Straße stehen für diese Gegend typische gestreifte Häuser in allerlei sommerlich hellen Farben.

 

Weil es ein bisschen diesig ist, leuchten sie heute zwar nicht gerade, sind aber trotzdem nett anzusehen. Das hier schient so ein richtig klassischer und freundlicher Familienferienort, wie er im Buche steht, zu sein. Familienfreundlich.

 

 

Wohnmobilstellplatz beim Vaga Splash

 

Unser Wohnmobilstellplatz liegt am südlichen Ortsrand und direkt am Strand hinter den Dünen und ist ebenfalls gesäumt von Streifen-Hüttchen. Hier befindet sich ein Freibad, eine Surfschule und eine kleine Strandbar.

 

 

Nach dem Essen stiefele ich los über die Düne. Der Strand ist riesig und leer und beim Zugang zum Strand steht die Luna-Bar. Es ist eine kleine Strandhütte, in der es gerammelt voll ist. Die Stimmung kenne ich von Après-Ski-Parties.

 

Ich will Tatti mit einem Eis überraschen, gehe hinein und schiebe mich zu einer zusammengezimmerten Bar durch das Gedränge und werde dabei von der Seite angegrinst. Ich grinse zurück. 

 

 

Ich bestelle auf Englisch zwei Magnum Eis und werde knallrot. Ich wünschte, ich könnte jetzt genauso locker sein wie der Rest der Leute hier in der kleinen Hütte am Strand.

 

Dann würde ich hierbleiben, lustige Witze auf Englisch machen, weiß-rote Getränke trinken und den Kopf beim Lachen in den Nacken werfen. Anstatt dessen stehle ich mich raus und schlecke mit Tatti das Eis beim Wohnmobil.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.