Tag 9 Fatima, São Martinho do Porto, Foz de Arelho

 

Am nächsten Morgen gehe ich mit meinen Duschsachen rüber zum Schwimmbad. Es hat zwar noch nicht geöffnet, aber die Stellplatz-Leute dürfen so früh schon duschen kommen.

 

Einige Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg durch die Wolken und tauchen alles in goldenes Licht. Die Wasseroberfläche ist spiegelglatt. Der Bademeister überprüft das Becken und hört dabei sehr laut eine Ballade mit tiefer sehnsuchtsvoller Männerstimme aus allen Lautsprechern auf dem Gelände. Mir gefällt das. Sogar unter der Dusche kann ich das Lied noch hören.

 

Nach dem Duschen spreche ich ihn an und frage, welches Lied das ist. Er geht ein Stückchen neben mir, lächelt und verrät mir dann, dass es Suzanne von Leonhard Cohen ist. Aha, denke ich, kennt man ja irgendwie, den Namen. Zurück im Wohnmobil ziehe ich mich an, bereite dann mit Tatti das Frühstück zu und höre dabei die ganze Zeit Suzanne in Dauerschleife.

 

 

Praia de Mira

 

Und dann geht die Reise weiter zur sogenannten Route des Lichtes, einem Küstenabschnitt bei Praia de Mira. Strand und Himmel sind trotz Wolken so hell, dass es blendet. Der Fischerort Mira ist inzwischen zwar auch bei Badegästen beliebt, aber noch weitestgehend vom Massentourismus verschont geblieben.

 

 

Der Strand ist breit und feinsandig und gesäumt von einem Dünengürtel. Die Brandung lockt viele Surfer an. Hinter den Dünen liegt eine Lagune, die zum Schwimmen, Kanufahren und Fischen, aber auch Surfen genutzt wird.

 

Ich mache ein paar Fotos für die liebe Mirah, die Freundin meiner Tochter, vom Strand, der ihren Namen trägt.

 

 

Fatima 

 

Nun kommt ein sehr besonderer Moment unserer Reise. Wir besuchen den Wallfahrtsort Fatima. Es ist die erste Wallfahrtsstätte meines Lebens und ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind. Es muss doch was dran sein, dass so viele Menschen hierher kommen und sich Heilung versprechen. Auch ich hoffe natürlich, dass der Ort uns Gutes tut.

 

Wir parken auf einem großen Besucherparkplatz am Ortsrand und sind in wenigen Minuten zu Fuß am Hauptplatz. Wir stehen oben bei einer modernen Kirche. Der Platz ist abschüssig und unten sehe ich in einiger Entfernung eine weiße verzierte Kirche mit hohem Turm und halbkreisförmigen Anbauten zu beiden Seiten. Ich schaue kurz in den modernen Kirchenbau, finde einen momentan ungenutzten schlichten sehr großen Raum mit Kirchenbänken vor und gehe dann mit Tatti über den Platz nach unten. 

 

 

Auf dem weißen Turm befindet sich eine goldene Krone mit einem Kreuz darauf. Zum Kircheneingang führt ein breite Treppe hoch.

 

 

Vor der Kirche steht eine Säule mit einer goldenen Jesusfigur, die die Hände zu ankommenden Pilgern hin zum Segnen angehoben hat. Millionen von Besuchern begrüßt die Jesusfigur jedes Jahr. 

 

 

Nun ertönen laut und deutlich Kirchenglocken und dann eine durchdringende Singstimme. Die Musik kommt aus Boxen von der Längsseite des Platzes. Dort findet unter einem Dach eine Messe statt. Gläubige stehen und sitzen vor einer

kleinen weißen Kapelle, der Kapelle der Erscheinungen.

 

Hier in Fatima soll es vor gut hundert Jahren Marienerscheinungen gegeben haben. Maria habe sich damals vor allem drei Hirtenkindern gegenüber gezeigt. Die Gräber von zwei der drei Hirtenkinder sind hier in Fatima. 

 

 

Wir stehen still und lauschen dem Kirchenlied, das hingebungsvoll von einer Frau gesungen wird. Der Gesang und der Ort sind so ergreifend schön und besonders, dass wir lange still stehen bleiben und zuhören und mit großen Augen um uns schauen.  

 

Ich bin sehr berührt und sehr ergriffen. Anders kann ich es nicht sagen.

 

Danach gehe ich in die weiße Basilika unserer lieben Frau des Rosenkranzes. Dort sitzen und stehen die Besucher und auch dort wirken die Menschen nachdenklich und bewegt. Beten, schauen traurig nach unten oder sehen sich in der Basilika die Gräber der Hirtenkinder und den Altar an. Auch ich setze mich auf eine Bank, nehme mir Zeit für diesen besonderen Moment und gehe in mich. Es macht mich auf jeden Fall nicht traurig, sondern gibt mir Hoffnung und macht Mut. 

 

 

Danach setze ich mich mit Hannes auf eine Bank auf einem kleinen gepflasterten Platz neben der Kirche in den Schatten eines Baumes und beobachte Leute, während Tatti sich die Kirche von innen ansieht.

 

Ich sehe Rollstühle, blasse, schwache Menschen, Personen, die beim Gehen gestützt werden und leidvolle Gesichter, und gleichzeitig herrscht auch fröhliche Erwachsene und Kinder. Die Hoffnung auf Heilung ist, glaube ich, spürbar. Oder bilde ich mir das ein? 

 

Auf jeden Fall hätte ich jetzt gerne Superkräfte. So wie immer, wenn Jemand schwer erkrankt. Auf jeden Fall hoffe ich ganz ganz doll, dass Maria 1917 wirklich hier war, in welcher Form auch immer, und den Leuten hier ihren Wunsch nach Heilung erfüllen kann.

 

Natürlich gibt es auch viele interessierte Touristen so wie wie wir, die nur mal gucken wollen. Aber wer sagt denn, dass sie sich nicht auch Hilfe erhoffen? Man sieht ja nicht jedem Menschen seine Not an.

 

 

Ich stöbere im Andenkenladen und staune über Ladenregale voller Marias in allen Größen, Farben und Preisklassen.

 

Ich kann nicht nichts kaufen und entscheide mich für eine Kette mit Maria für mich und Armbänder für meine Töchter. 

 

 

Sāo Martinho do Porto 

 

Ergriffen steigen wir wieder ins Wohnmobil und fahren vierundsechzig Kilometer zur Küste nach São Martinho do Porto. Es ist ein kleiner Badeort an einer Bucht, die zum Meer hin nur einen schmale offene Stelle hat.

 

 

Wie eine Lagune liegt das Wasser vor dem Ort mit einem breiten Strand. Durch die Abgeschiedenheit bleiben die hohen Wellen des Atlantiks außen vor und das Wasser ist fast das ganze Jahr über schwimm- und badetauglich.

 

Nur das Parken ist ein bisschen schwierig. Wir müssen weit außerhalb des Ortskernes parken und ein ganzes Ende zurückgehen zum Strand.

 

 

Wir gehen schauen uns am Strand ein wenig um und fahren danach weiter gen Süden. Ich bin noch immer erfüllt von Fatima und kann eigentlich gerade gar keinen anderen Ort aufmerksam wahrnehmen.

 

 

Freistehen an den Klippen

 

Nun steuern wir einen schönen Freistehplatz oben auf den Klippen nördlich von Foz de Arelho an. Laut Park4night-App soll der Platz leicht zu erreichen sein. Von wegen leicht! Ich verlasse die geteerte Straße und fahre auf Sandwegen im Schritttempo Richtung Meer. Unser Kastenwagen ist ja nicht gerade ein kleiner Jeep.

 

Ich muss im Schritttempo und schräg nach unten geneigt durch tiefe Schlaglöcher rumpeln. Das Geschirr in den Schränken klappert und der ganze Aufbau schwankt hin und her. Es geht gerade so. Und es ist auch nur ein ganz kurzes Stück. Zum Schluss geht es ein kleines Stück  noch steiler bergab und hinunter auf einen kleinen Sandplatz am Rand der Klippen.

 

Roadtrip Portugal

 

Der Ausblick auf den Atlantik ist überwältigend, irgendwie ein bisschen wie bei Rosamunde Pilcher. Die Wellen schlagen weit unter uns schaumig weiß gegen die Klippen.

 

Wir sind beeindruckt und happy über die tolle Aussicht. Wir steigen aus und besprechen, ob wir hier übernachten. Wenn ja, würden wir nämlich jetzt alles wohnlich herrichten. 

 

 

Wir überlegen und schauen das Panorama an. Es ist ein Traum. Hier wach zu werden erscheint uns phantastisch. Tatti geht um unseren Wagen herum und schaut sich den kleinen buckeligen Weg hoch zur Straße etwas genauer an.

 

Sie hat Sorge, dass es zu regnen beginnt und unsere Reifen dann nicht mehr genügend Grip haben würden. Der Himmel ist grau. Es kann also sehr gut sein, dass es regnet und der steile Lehmweg sehr rutschig wird. Wie kämen wir hier dann wieder weg? Ohne Abschlepper auf jeden Fall nicht. 

 

 

Und zum Übernachten ist es uns auch etwas zu einsam. Sicherheit geht uns immer vor, auch wenn es noch so romantisch ist. Und wenn es nachts zu regnen beginnt, würde ich eh kein Auge zu bekommen. Falls ich doch einschlafen könnte, hätte ich bestimmt schlechte Träume, dass wir mitsamt Auto und Bett den Hang hinunter ins Meer rutschen oder so.

 

Also verbringen wir hier nur einen Teil des Nachmittags, trinken Kaffee, erfreuen uns unseres Lebens und essen Kekse mit Bombenaussicht.

 

 

Foz de Arelho

 

Danach fahren wir hinunter in den Ort Foz de Arelho und wollen dort einen Campingplatz ansteuern. Aber erstmal parken wir am Strand und schauen uns um.

 

Wir stehen neben einer Lagune mit riesigem flach abfallenden Strand, auf dem man weit hinaus gehen kann. Ich bin geblendet von extrem hellem Licht und fühle mich richtig gut und entspannt in dieser hellblau-sandfarbenen Weite und abendlichen Leere. 

 

Roadtrip Portugal

 

Ein Stück weiter ist der Campingplatz, ganz nah an diesem schönen Strand. Wir sehen, dass vor der Einfahrt einige Wohnmobile auf einem nicht so schönen Sandplatz an der Straße geparkt haben und dort offensichtlich die Nacht verbringen werden. Der Campingplatz scheint also voll zu sein.

 

Hm. Und nun? Obwohl es schon gleich sieben ist, starten wir nochmal durch und fahren acht Kilometer weiter ins Landesinnere zu einem Stellplatz in der Natur.

 

 

Stellplatz Casa Azura

 

Am Ende einer Stichstraße liegt der Wohnmobilstellplatz Casa Azura. Als wir das gut versteckte Refugium mit Pool erreichen, stehen wir erst einmal vor einem rot-weißen Verkehrshütchen. Und da kommt auch schon der deutsche Stellplatzbetreiber aus seinem Häuschen oben am Hügel angetrabt.

 

Er steht aufrecht, redet korrekt und weist uns eine Parzelle zu und erklärt dann alles genau. Wir trotteln hinter ihm her und werfen uns augenverdrehende Blicke zu. Er ist zwar nett, aber redet zu viel und erklärt zu ausführlich. Die Duschen sind klasse. Und der Stellplatz ist schön angelegt und ordentlich. Die komischen Verkehrshütchen könnte er weglassen oder sich was Anderes dafür überlegen, finde ich. 

 

 

Wir duschen, lesen und sehen fern. So eine Ruhephase ist ganz gut gerade. Zum Sortieren der Eindrücke im Kopf. Nach einiger Zeit kommt der Betreiber und fragt, ob alles ok ist.

 

Wir kommen ins Plaudern und er erzählt, dass er in einer Bank gearbeitet hat und hier seinen Traum erfüllt hat. Ich überlege kurz, ob ich ihn auf seine Verkehrshütchen anspreche. Ich lasse es lieber bleiben. Was soll's? Wenn es ihm wichtig ist.

 

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