Port Grimaud
Heute radeln wir an der Bucht entlang nach Saint-Tropez. Man kann auf befestigten Wegen, meist Radwegen an der Lagunenstadt Port Grimaud entlang bis ins mondäne Saint-Tropez radeln. Es sind achtundzwanzig Kilometer.
In Saint Maxime ist es noch ein bisschen voller, aber am Ortsausgang wird der Radweg an der Bucht entlang schon sehr viel leerer. Unser erstes Ziel ist die Port Grimaud.
Nach acht Kilometern erreichen wir den von hohen Mauern umgebenen Ferienort.
Zunächst finden wir nicht den richtigen Eingang, müssen an der Mauer entlang hin- und herfahren.
Als wir den Eingang entdecken, schließen wir die Räder an einer Laterne an und gehen über eine Brücke zum Tor. Dort sitzt ein Pförtner, der freundlich lächelnd grüßt.
Port-Grimaud ist autofrei und von Wasserwegen durchzogen.
An den Ufern der Kanäle stehen Häuser in Pastellfarben, die mediterran wirken. Hier kommen tagein tagaus sehr viele Tagesbesucher her.
Wir schlendern über einen Vorplatz und an den Wasserwegen entlang über kleine Brücken bis zu einer Kirche, die in der Mitte der Lagunensiedlung steht. Wir treffen ab und zu auf einige wenige morgendliche Spaziergänger.
Das Wasser ist spiegelglatt und die Häuser der gegenüberliegenden Ufer spiegeln sich mit scharfen Kanten im Wasser. Ich mache schnell ein paar Fotos, denn ich höre, dass irgendwo schon der erste Motor eines Bootes gestartet wird.
Da kommt es auch schon und durchschneidet die schöne glatte Wasserfläche und beendet die morgendliche Stille. Ein neuer lebendiger Tag in Port Grimaud beginnt.
Als wir zum Vorplatz zurückkommen, werden gerade die Rollläden der Souvenirläden hochgefahren. Ich husche hinein und suche mit Hingabe einen Port-Grimaud-Magneten für die Tafel im Wohnmobil aus. Ich sehe Tatti draußen auf einer Bank in der Sonne sitzen.
Sie mag Port Grimaud. Das sehe ich ihrem Gesicht an. Hätte ich nicht erwartet, obwohl es so touristisch ist.
Dann radeln wir weiter nach Saint Tropez.
Saint-Tropez
Schon vorm Ortseingang staut sich der Verkehr. Wir überholen auf dem Fahrradweg die im Stau wartenden Autos und steigen in der Innenstadt von den Rädern.
Als es Zeit wird zu frühstücken, entdecken wir einen kleinen Bäcker, der auf dem schmalen Gehweg ein paar Tische stehen hat.
Danach schieben wir unsere Räder bis zum Ende einer schattigen Gasse und treten zwischen zwei Gebäuden hindurch hinaus in die Sonne auf den Platz am Hafen von Saint-Tropez..
Vor uns liegt sie, die so oft gefilmte Kulisse. Feierlich schreite ich mit meinem Fahrrad hinaus in die helle Sonne und bleibe stehen. Sein Fahrrad auf die Hafenpromenade von Saint-Tropez zu schieben, kommt einer Rolle in einem Hollywoodfilm schon ziemlich nahe. Finde ich und freue mich.
Zuerst schauen wir das Treiben aus einiger Entfernung vom gegenüberliegenden Pier an. Dann schieben wir uns am Hafenbecken entlang durch Menschenmengen hindurch langsam vorwärts.
Danach steige ich vor der berühmten Häuserreihe auf einen Betonblock und versuche, halbwegs vernünftige Fotos mit nicht allzu vielen Menschen darauf aufzunehmen. Das ist aber unmöglich.
Es wimmelt einfach überall auf der Promenade von Menschen, offensichtlich hauptsächlich Touristen.
Im Wasser liegen superteure Boote und am Ufer liegt ein Holzboot, an dem ein Schild mit Saint-Tropez angebracht ist. Ich knipse es und danach steigen wir auf eine erhöhte Mole am nördlichen Rand des Hafens.
Von hier können wir alles gut überblicken und es ist auch gar nicht voll hier oben.
Wir gehen zur Rückseite, der Häuser, zu einem kleinen Strand, und dann tauschen wir ein in das Gewirr schmaler Gassen.
Tatti hält die ganze Zeit Ausschau nach dem Polizeipräsidium aus den Louis-de-Funès-Filmen. Wir finden es aber nicht.
Auf einem kleinen Berg hinter der Altstadt befindet sich die Citadelle de Saint-Tropez mit Marinemuseum. Wir fahren den Berg dorthin hoch und Tatti wartet draußen mit Hannes, während ich mir die Ausstellung ansehe.
Ich habe vom Turm einen Rundumblick auf die Bucht und das Hinterland.
Danach radeln wir wieder zum Hafen und am Ufer entlang zurück nach Saint Maxime und den Berg wieder hoch zu unserem Wohnmobil.
Fahrt von der Küste weg in die Hoch-Provence
Als wir zurück beim Stellplatz sind ist es früh am Nachmittag und wir entscheiden, dass wir noch ein Stück fahren und auf dem Weg zur Verdonschlucht übernachten. Also packen wir alles ein und machen uns auf den Weg.
Während wir gen Norden reisen, rollen wir schnurstracks heraus aus dem Sommer und hinein in die Arme des orange-rot-gelben Herbstes. Die Landschaft ist wunderschön und wir fahren durch hübsche Orte.
Oben in den Bergen zwischen Montferrat und Comps-sur-Artuby werden wir von einem Mann gestoppt. Wir sollen rechts ranfahren.
Erst verstehen wir nicht, weswegen, sehen dann aber schon einen Esel auf uns zukommen, gefolgt von einer riesigen Schafherde.
Mit lautem Glockengeläut und unter den Rufen mehrerer Helfer zotteln sie an unserem geparkten Wohnmobil vorbei. Einige Begleithunde umkreisen unseren Wagen.
Das ist eine total süße kleine Unterbrechung und leider viel zu schnell vorbei.
Die Schlafplatzsuche gestaltet sich als etwas schwierig. Unsere Stecke führt durch einsame Gegenden.
Die beiden Stellplätze Bargemon und Comps-sur-Artuby steuern wir nacheinander an, verlassen sie aber wieder. Der erste Wohnmobillstellplatz ist uns zu dunkel und einsam und der nächste zu unordentlich.
Trigance
Unser dritter Versuch ist ein Stellplatz am Dorfrand von Trigance.
Bei Ankunft stellen wir fest, dass es sich um ein Plateau mit Weitblick handelt.
Das mittelalterliche Dorf mit seiner erhabenen Lage über dem Tal des Flusses Jabron gefällt uns ausgezeichnet. An den Stellplatz grenzt ein Wohnhaus, so dass wir uns sicher fühlen. Und hierher verirrt sich eh kein einziger Gauner. Also beschließen wir zu bleiben.
Wir spazieren leicht bergan und durch das Dorf, das am Hang liegt und lassen die alten Häuser und den Weitblick auf uns wirken. Aus einem kleinen Restaurant unter uns zieht Bratenduft zu uns hoch.
In der Dorfmitte hören wir fröhliche Stimmen aus einem der Gebäude unter uns zu uns hochdringen.
Und über uns thront eine Burg auf dem Berg. Da kann ja heute Nacht nichts mehr schiefgehen.
Abends kühlt es draußen schnell ab und wird früh dunkel. Wir machen es uns im Wohnmobil gemütlich. Ich lese nach, wie wir morgen fahren sollten und freue mich wie Bolle auf die Verdonschlucht.
Ich bin schon vor dreißig Jahren auf dem Weg zur Côte d´Azur an der Verdonschlucht entlang gekommen und habe damals schon das erste Mal gedacht, dass es dort spektakulär sein muss und ich unbedingt mal dorthin möchte. Nun ist es soweit. Jetzt nur noch hoffen, dass die Sicht gut und nicht nebelverhangen ist.
Ich liege im Bett und frage mich, ob ich heute Morgen wirklich noch mit dem Fahrrad in Saint Tropez war und denke an die Schafherde und den Esel und an all die schönen Landschaften, die wir heute durchfahren haben und schlafe irgendwann mit dem Gedanken, dass mein Leben gerade so schön aufregend ist, beschwingt ein.