Morgenidylle im Breisgau
Morgens um sieben hole ich Schokocroissants, Brötchen und Brezeln. Laut unserer Gastgeberinnen soll es bei der kleinen Bäckerei um die Ecke die besten Schokocroissants zwischen Straßburg und Freiburg geben. Es ist noch dunkel im friedlich zwischen den Bergen daliegenden Dorf und im kleinen Verkaufsraum der Bäckerei suche ich verschiedene Gebäckstücke aus. Auf meinem Rückweg höre ich nichts außer dem Knistern meiner riesigen Brötchentüte und dem Plätschern der kleinen Brunnen im erwachenden Dorf hier im Breisgau.
Wir trinken noch einen Kaffee zusammen, verabschieden uns und sind in null-komma-nichts in Frankreich. Echt witzig, hier ist Frankreich so nah und Dänemark so fern. Völlig ungewohnt für uns Nordlichter. In Frankreich verlassen wir die Autobahn recht rasch und fahren auf Landstraßen (routes nationales) Richtung Provence.
Service-Stopp in Baume-les-Dames
Nach anderthalb Stunden verlassen wir die Route nationale und fahren in Baume-les-Dames ans andere Ufer des Flusses Doubs zum Wassertanken auf einem Stellplatz. Er liegt am Uferhang und sieht hübsch aus. Tatti tankt Wasser und ich gehe das Wasser bezahlen, muss dafür ein Zwei-Euro-Stück in einen Briefschlitz an einer Gebäudewand stecken, und höre das Geldstück dann irgendwo in den Raum hinter dem Briefschlitz kullern....hm...komisch.
Bei der Rückkehr auf unsere Route biegen wir falsch ab und merken, dass wir plötzlich bergauf fahren und nicht mehr wenden können. Huch, es geht jetzt aber ordentlich den Berg hoch. Erst halten wir noch Ausschau nach einer Wendemöglichkeit, aber es geht einfach nirgends. Oben angekommen, ist es viel zu schön zum Umkehren.
Wir fahren auf einer einspurigen Straße durch sanfte grüne Hügel und durchqueren ein paar verschlafene Minidörfer. Die grobe Richtung stimmt noch. Ein paar Tage hier oben auf den stillen grünen Wiesen wären sicherlich auch sehr schön.
Bei Laissey kehren wir zurück auf unsere Route Richtung Besançon. Das waren nur drei Klometer Umweg. Also alles gut.
Schlafplatz am Fluss in Louhans
Heute haben wir nach drei Stunden Fahrzeit schon gar keine Lust mehr auf Straße und belassen es deswegen bei dreihundertsechs Kilometern. Dafür, dass es tausendfünfhundert Kilometer bis in die Provence sind, haben wir nicht gerade viel geschafft heute. Wir sind scheinbar immernoch ganz schön kaputt vom Arbeiten und vom Alltagsstress der letzten Wochen.
Direkt an der Strecke kann ich keinen netten Ort mit passablem Wohnmobilstellplatz entdecken. Also machen wir einen kleinen Umweg und entfernen uns zwanzig Kilometer von unserer Route. Dort steuern wir den Ort Louhans im Burgund an.
In Louhans beziehen wir einen Stellplatz am Fluss Seille. Wir finden im Halbkreis angelegte Parkplätze auf einer Wiese vor. Der Platz ist am Fluss und lauschig im Grünen und die Innenstadt ist nur ein paar Schritte entfernt.
Zum Bezahlen am Automaten muss ich mich mit den Füßen auf den Entsorgungsschacht für die Chemietoilette stehen, was sehr eklig ist. Wer plant sowas denn?
Wir vertreten uns die Füße und gehen am Fluss entlang in die Innenstadt.
Louhans ist gerade ein bisschen ausgestorben, aber nett und süß und stimmt uns auf Frankreich ein. Hier gibt es mit hundertsiebenundfünfzig Arkaden die längste Arkadenstraße Frankreichs und montags gibt es den drittgrößten Markt Frankreichs, der insbesondere durch Bresse-Hühner bekannt wurde. Das Bresse-Huhn kommt aus der Gegend hier im Burgund und ist der Star unter den französischen Hühnern. Aber der Markt war gestern.
Die kleine Stadt Louhans gehört zum Label der hundert schönsten Umwege Frankreichs. Das ist ein Label für Gemeinden, die nicht an den Hauptrouten liegen und von großem touristischen und kulturellen Interesse sind. Von seinen ganzen Superlativen lässt Louhans sich an diesem Dienstag im Oktober auf jeden Fall fast gar nichts anmerken.
Ich gehe in die Kirche Saint-Pierre, die einen hübschen burgundischen Glockenturm hat, und zünde eine Kerze an.
Louhans ist bei Gourmets bekannt für seine Geflügelspezialitäten vom Bresse-Huhn, aber wir essen heute ganz entspannt und einfach unsere mitgebrachten Lebensmittel im Wohnmobil.