Route des Crêtes von Cassis nach La Ciotat
Der Tag startet mit einem Tusch, nämlich mit der wunderschönen Route des Crêtes, der D141 von Cassis nach La Ciotat.
Gleich hinter dem Ortsausgang von Ciotat geht es steil nach oben. Wir sind innerhalb weniger Meter auf den Klippen des Massif des Cap Kanaille, die wir vom Hafen aus gesehen haben. Wir sehen sofort, dass es stimmt, dass sie ein Muss ist. Es ist wunderschön hier.
Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlt, die Sicht ist klar, der Himmel blau und das Meer noch blauer.
Auf der Straße ist jetzt Ende Oktober nichts los und gleich schon zu Beginn sehen wir eine geräumige Haltebucht. Dort stoppen wir gleich wieder und schauen hinunter auf den Küstenstreifen vor Cassis und auf die Strände, Häuser und Grünflächen.
Auf der gesamten Strecke sieht man das Meer allerdings nur an einigen Stellen von der Fahrbahn aus. Man sollte ab und zu anhalten und ein Stück gehen oder auf einen Wall steigen, wenn man das Wasser gut sehen möchte.
Beim Aussichtspunkt Falaises Sobeyrane parken wir und gehen über einen Trampelpfad bis zum höchsten Punkt. Ein Schild warnt eindrücklich davor, wie gefährlich es ist, zu nah an die Kante heranzutreten.
Von hier oben reicht unser Blick weit über das Meer bis zum Horizont und rechts über die Bucht und die Häuser von Cassis hinweg bis zu den dahinter liegenden Bergen des Nationalparks Calanque. Das ist atemberaubend!
Wir bleiben lange, setzen uns auf die Klippen und lassen diesen tollen Ort knapp vierhundert Meter über dem Meeresspiegel auf uns wirken.
Nach fünfzehn Kilometern geht es wieder in Kurven bergab. Von der Straße aus schauen wir auf die Dächer von La Ciotat und rechts liegt das Meer. Das war eine tolle kurze Strecke, die sich auf jeden Fall gelohnt hat!
Nationalpark Sainte Baume
Wir fahren hinter La Ciotat auch schon gleich auf die zweite schöne Straße heute, eine kurvenreiche Strecke durch den Nationalpark Sainte Baume. Die Kurve schlängelt sich durch einen freundlichen recht lichten Wald. Es geht leicht bergauf.
Die Sonnenstrahlen scheinen immer wieder durch das helle Grün der Blätter auf unsere Windschutzscheibe und die Straße. Der Tag ist noch jung und all das frische Grün um uns herum wirkt jetzt gerade noch unschuldig, gleich aber nicht mehr.
Wir entschließen uns zum Frühstück auf einem Wanderparkplatz, kochen Eier und Kaffee und decken einen robusten Picknicktisch unter hohen Bäumen.
Als wir gerade sitzen, kommen zwei Autos auf den Wanderparkplatz gefahren. Im ersten Auto sitzt ein Mann und im zweiten eine Frau. Sie parken in nicht allzu großer Entfernung neben unserem Tisch und steigen aus.
Die Frau hat keine Wanderklamotten an und sieht mit Bluse und engem Rock eher nach einem Arbeitstag im Büro aus. Er trägt einen Anzug.
Ich denke gerade noch, die werden doch wohl nicht neben unserem Frühstückstisch... als er auch schon hinten in sein Auto einsteigt und sie zu ihm auf den Schoß klettert. Ohne Witz. Am helllichten Tag. Neben uns und unserer karierten Tischdecke.
Also sitzen Tatti und ich wie zwei arme Wichtel im Wald vor unseren Tellern, schauen verkrampft in die andere Richtung und kauen unsere Baguettes, während neben uns ... naja ... Total skurriles Frühstück!
Zum Glück geht es schnell und sie fahren in ihren Autos wieder weg. Wir unterhalten uns noch lange darüber, ob es sein kann, dass das in Frankreich einfach freizügiger gehandhabt wird oder so, aber kommen zu keinem Ergebnis.
Col de l´Espigoulier
Nun geht es weiter Richtung Norden. Vor uns liegt die steil in die Höhe ragende Bergkette Sainte-Baume, die Namensgebern des Nationalparks. Das imposante Bergmassiv zieht sich auf fünfzehn Kilometern quer vor uns durch den Nationalpark. Die höchste Erhebung ist 1.148 Meter hoch.
Wir nehmen ab Gémenos die Südauffahrt zum Col de l´Espigoulier, auf dem wir das Massif überqueren. Das macht superviel Spaß und es ist landschaftlich ausgesprochen schön hier.
Mir wird einmal mehr deutlich, wie vielseitig die Provence ist. Sie ist so viel mehr als Lavendel- und Sonnenblumenfelder. Der Col de l´Espigoulier ist an seinem höchsten Punkt tausend Meter hoch.
Oben stoppen wir an einem Aussichtspunkt (Col de Vue) und können von dort weit ins Umland schauen.
Sainte-Maxime
Unten wieder angekommen, geben wir auf der A8 Gas und sind nach einer Stunde in Sainte-Maxime, das an der Bucht von Saint Tropez liegt.
Wir lassen uns auf dem Wohnmobilstellplatz in der Rte du Plan de la Tour nieder, der oben auf einem Hügel bei einem Kreisel liegt und machen uns zu Fuß auf den Weg hinunter in den Ort.
Als ich Anfang der Neunziger hier war, war der Ort noch beschaulich. Wir parken und marschieren gleich los in den Ort.
Nach zwanzig Gehminuten sind wir am Hafen. Hier ist überall Autoverkehr und es flanieren viele Menschen am Hafen und in den Straßen. Irgendwie hatte ich gedacht, dass noch alles so ist wie damals, und bin ein bisschen enttäuscht. Meine Güte. Dreißig Jahre. Das hätte ich mir ja auch denken können.
Auf einem großen Kiesplatz spielen mehrere Gruppen älterer Franzosen Boule. Eigentlich dachte ich, dass inzwischen auch Frauen die Spielfelder erobert haben.
Ich habe allerdings bisher keine einzige Frau gesehen. Wir schauen uns ein paar teure Boote an und holen uns dann Eis bei Amorino.
Unser Eis in der Waffel sieht aus wir eine Blume. Kleine Kunstwerke aus Eiscreme und Maccarons.
Als wir bends wieder oben am Kreisel ankommen, ist es bereits dunkel und wir holen uns unser Abendessen bei MacDonald, das gegenüber vom Stellplatz ist. Sehr praktisch.