Ich sitze auf der vordersten Kante meines Bürostuhls. Noch drei Minuten. Noch schnell die Abwesenheitsnotiz in den PC, Rucksack und Jacke greifen, Treppe runter, rein zu den Kolleginnen
- Tschüss, Leute! Endlich Urlaub!
Zuhause stehen Tatti und unser fertig gepacktes Wohnmobil in der Auffahrt. Und da kommt auch schon Susi mit ihrem weißen Bulli angefahren. Schnell nochmal zur Toilette und los. Aber wo ist mein Haustürschlüssel? Ich krame hektisch in meinem Rucksack, renne wieder rein, gucke auf allen Tischen und an allen Haken.
- Egal, sagt Tatti. Komm jetzt. Ich schließ ab.
Es ist kühl und bewölkt und vor uns liegen drei Wochen Freiheit! Wir machen uns auf den Weg in die Provence!
Tatti fährt und ich grüble über meinen Haustürschlüssel nach. Auf der Autobahn fällt mir ein, dass ich ihn vom Bund abgemacht und ins Portemonnaie gesteckt habe. Nun kann ich entspannen und abwechselnd auf die wechselnden Farbflächen der Felder draußen und in meinen Schweizer Reiseführer schauen, denn wir werden in der Schweiz einen Zwischenstopp einlegen. Wir fahren auf der A7 gen Süden, passieren Hannover und Göttingen und in Hessen reicht es uns dann. Es ist schon nach sechs und wir steuern einen Schlafplatz an.
Im unterfränkischen Örtchen Elfershausen, nicht weit von der Autobahn, beziehen wir den Stellplatz Alte Schreinerei.
Vor einem türkis gestrichenen Häuschen befinden sich drei Parkplätze und eine kleine Grasfläche mit einem alten Eisenbett zum Sitzen mit Aussicht.
Das Haus steht leer, nur unter seinem Vordach steht ein kleines Schränkchen mit Büchern, Prospekten der Umgebung und regionalem Honig. Wir zahlen acht Euro pro Fahrzeug, stecken es in einen Umschlag und dann in den kleinen Briefkasten. Der erste Urlaubsabend kann beginnen!
Der Rasen ist frisch gemäht und saftig grün. Außer dem Bettgestell steht ein mit Kräutern bepflanzter Bottich hier. Die Lage des Stellplatzes ist nett mit Blick über das Saaletal. Und ruhig ist er auch. Auf der Straße kommt nur sehr selten mal ein Auto vorbei. Und ab und zu hören wir einen Hund bellen.
Ich stehe draußen, sehe mich um und atme die kühle Luft ein, als mir unsere Tiefkühlpizzen einfallen. Sie hätten längst aus dem Tiefkühlfach genommen werden müssen! Ich taue sie anstatt dessen auf dem Rand der Bratpfanne über der Gasflamme auf. Geht auch.
Draußen hockt Tatti hinter Susis Bulli und schraubt am Licht herum. Als die Pizzen weich genug sind, rolle ich sie auf und zerteile die Rolle in drei Stücke, die ich im Omnia-Ofen fertigbacken lasse.
Während draußen die Glühbirne ausgetauscht wird, zieht Pizzaduft auf den Platz vor der alten Schreinerei. Wir genießen die knusprigen Pizzabrötchen in unserer gemütlichen Höhle und sind voller Vorfreude auf alles, was in den nächsten drei Wochen kommen wird.
Morgen fahren wir erstmal bis in die Schweiz. Danach sind französische Alpenpässe dran und vielleicht werden wir auch noch in der Camargue am Strand stehen. Das sind auf jeden Fall meine Wünsche. Und Susi möchte die Verdonschlucht und Marseilles Streetart sehen. Tatti mag Bergdörfer, Ruhe und Natur.
Aber für heute kehrt erstmal Nachtruhe ein. Auch der Hund draußen sagt inzwischen keinen Mucks mehr. Zum Glück.
Und beim Einschlafen denke ich an die Schynigeplatte in der Schweiz, die ich unbedingt sehen möchte, und bin ein bisschen aufgeregt.