Tag 5 Grand Tour des Alpes Teil 2

 

Das Kuhglockengeläut mischt sich morgens in meine Träume.

 

Ich lasse mich aufgeregt aus dem Bett rutschen, stelle mit der einen Hand den Kessel mit Wasser auf die Flamme und krame mit der anderen nach meiner Jogginghose und genieße es dann, den Morgen mit frisch gebrühtem Kaffee draußen zu erleben. 

 

Weil die Kühe ganz schön laut bimmeln, können auch Susi und Tatti nicht ausschlafen und unsere Reise geht weiter. 

 

 

 Jetzt im September sind die Straßen so schön leer und mit dem Wetter haben wir auch Glück. 

 

 

Es geht bergab zum Ort La Giettaz.

 

Zuerst sehen wir nur ein Tal, dann die Kirchturmspitze und die Dächer der Häuser, dann tauchen wir von oben ein in den Ort und halten Ausschau nach einer Boulangerie (Bäckerei).

 

Wir brauchen Baguette oder Croissants. Wir wollen nämlich auf dem nächsten Pass, unserem Pass Nummer drei - dem Col de Saisies - frühstücken. 

 

 

Wir finden die Boulangerie Épicerie Le Fournil des Aravis.

 

Ich husche hinein für ein Baguette. Es ist ein süßes kleines Lädchen mit verlockendem Obst, Gemüse, Souvenirs, Brot, Kuchen, Wein, Käse und Wurst.

 

Und weil die französischen Schildchen so schön klingen, finde ich gleich alles doppelt. 

 

Und - schwups - hat unser Baguette sich in eine prall gefüllte Kiste verselbständigt. 

 

Wir sollten vorsichtshalber vor dem nächsten Pass tanken. 

 

10 Minuten später machen wir im Ort Flumet einen kleinen Abstecher zu einer Tankstelle im Nachbarort Saint-Nicolas-la-Chapelle.

 

 

Was für eine schöne Tankstelle das ist!

 

Wenn es Schönheitswettbewerbe für Tankstellen gäbe, wäre diese unter den Top 10. 

 

So ein schönes Holzdach! Und dann erst die Berge dahinter!

 

Wir tanken also heute hübsch und die Reise geht mit vollen Tanks weiter und wieder hoch in die Berge. 

 

 

Wir fahren durch den Ort Flumet zum nächsten Pass. Flumet ist ein Ort mit vielen Appartement-Komplexen.

 

Momentan steht allerdings alles leer. Aber in der Skisaison steppt hier bestimmt der Bär. 

 

 

Am Ortsausgang fahren wir über eine schöne alte Brücke über den Fluss Arly.

 

Hier beginnt die Nordauffahrt unseres dritten Passes. Es ist der Col des Saisies und er soll unser Frühstücks-Pass werden. 

 

 

 Unmittelbar hinter der Brückegeht es in  6 kurz hintereinander liegenden scharfen Kurven steil hoch. 

 

Susi und Tatti kommen vom vielen Kurbeln ordentlich ins Schwitzen. Die Motoren quälen sich laut brummend den Berg hoch. Susi ist kurz hinter uns und ich kann ihr auf das Dach gucken. 

 

Verrückt ist das! Ich mache ein Foto vom weißen Bulli und freue mich wie Bolle über den hübschen Kirche-Brücke-Berg-Hintergrund. 

 

Später wird Susi über Muskelkater in Armen und Beinen vom Schalten und Kupplung treten klagen. Und sie wird sagen, dass ihr nächster Van auch Automatik haben soll.  

 

 

Dann cruisen wir entspannt in leichten Kurven durch ein bewaldetes Gebiet und halten nach einem geeigneten Picknickplatz zum Frühstücken Ausschau. 

 

Der Ort Notre-Dame-de-Bellecombe wist belebter. Es gibt es mehrere Pensionen und Geschäfte.

 

Mitten im Ort liegt in einer Kurve ein Wohnmobilstellplatz.

 

Der Ort ist hell und freundlich und der Stellplatz liegt schön zentral zu den Restaurants, aber es ist erst 10:20 Uhr, also noch lange nicht Schlafenszeit. Also merken wir ihn uns für irgendwann einmal vor und fahren weiter. 

 

Leere Sessellifte surren über unsere Köpfe hinweg und auf den grünen Hügeln um uns herum verteilen sich Häuser im savoyardischen Stil. 

 

Ich stelle mir vor, dort im Schnee den Winter zu verbringen. Das muss total romantisch sein, aber auch knackig kalt, denn die Savoyen sind die höchstgelegene Landschaft Europas.

 

Ach, wie gerne würde ich auch mal wieder Skifahren, aber leider wäre das weder für meine Knie noch für der Rest meines Körpers die passende Sportart. Und Tatti hätte auch was dagegen. Sie hasst es im Winter unterwegs zu sei. Ach, was soll´s, ich habe ohnehin nicht genügend freie Tage für alles, was ich will! 

 

Ich hänge meinen Gedanken nach. Gibt es nicht vielleicht doch noch eine Möglichkeit noch einmal Skizufahren, noch einmal in großen Schwüngen den Schneehang hinunterzugleiten? Hmm...

 

Immer wieder ragt hinter einer Kurve oder Kuppe eine Bergkette in die Höhe.

 

Um uns herum befinden sich mit der Aravis-Kette, dem Beaufortain-Massiv und dem Montblanc-Massiv spektakuläre Hochgebirgslandschaften. 

 

Nach knapp 15 Kilometern und gut 20 Minuten sind wir auf der 1.650 Meter hohen Passhöhe.

 

Wir kommen auf einen großen leeren Parkplatz. Er gehört zur Liftstation des schneesicheren Skigebietes Les Saisies. Am Parkplatz sind Lifte, Bergrestaurants, grasbewachsene Skipisten und ein schöner Blick auf Wiesen, Wälder und Berge. 

 

Das ist er ideale Platz zum Frühstücken, finden wir. Wir stellen die Vans hintereinander an der Kante ab und genießen erstmal den Blick. 

 

 

Dann holen wir Tisch, Stühle und Tischdecke raus.

 

Ich koche Eier und Kaffee. 

 

Und so sitzen wir dann Croissant kauend in der Bergsonne im Grünen, wo sonst eine dicke Lage Schnee liegt und sonst die Schritte der schweren Skistiefel knirschen und klackern. 

 

 

Nach dem Frühstück probiere ich meine Berggipfel-App nochmal aus. Ich will wissen, wie welcher Berg heißt

 

Jetzt kommen sie mir aber mit der Proversion, die ich freischalten soll. Schade. So wichtig ist es nun auch wieder nicht. 

 

 

Anschließend spülen wir Geschirr mit Panoramablick, verstauen alles und es geht weiter.

 

Hektik und Stress sind längst Fremdwörter. 

 

Wir durchfahren durch die Skiorte Hauteluce und Villard sur Doron und landen im Ort Beaufort.

 

Dort beginnt unser nächster Pass, der Comet de Roselend. Wunderschön soll er sein. Ich bin gespannt. 

 

 

Die Passstraße ist völlig unbelebt. Außer einem Rennradfahrer und einem weiteren Fahrrad, das am Sessellift hängend über uns hinweg schwebt, begegnet uns nichts und Niemand.

 

 

 

Am Lac de Roselend trauen wir uns erst nicht zum See runterzufahren. Ein Schild verunsichert uns.

 

Wir parken oben und gucken uns eine kleine Fotoausstellung an, können von hier den See aber kaum sehen. Das ist doof. 

 

Als wir andere Wohnmobile hinunterfahren sehen, trauen uns auch.

 

Am Ende der kleinen Straße, die zum Seeufer und zur Talsperre führt, offenbart sich uns ein traumhafter Übernachtungsplatz direkt am See.

 

Was für eine Idylle und Stille und Schönheit!

 

Das ist der Wahnsinn!!

 

So märchenhaft!

 

Es ist malerisch schön!

 

 

Wir parken am Seeufer und besprechen, ob wir hier übernachten wollen. Weil es so unsagbar schön hier ist. 

 

Aber es ist noch so früh und wir sind so neugierig auf die weiteren Pässe, dass wir uns zur Weiterfahrt entschließen. 

 

 

Aber vorher spazieren wir zum Staudamm Barrage de Roselend.

 

Der Staudamm soll besonders ästhetisch sein.

 

Ich gucke und finde ihn hässlich.

 

Ich kann an dem Betonmonster wirklich beim besten Willen nichts Schönes finden. 

 

 

Dafür ist die Kapelle der heiligen Magdalena, die ich bei der Weiterfahrt oberhalb des Sees entdecke, umso schöner!

 

Sie ist aus rustikalen gelblichen Steine, hat ein Türmchen und zwei Glöckchen. Und dann das Türkis des Roselend-Stausees und die malerischen Berghänge!

 

Ist das Licht heute so besonders oder ist es hier immer so schön? 

 

 

Die süße kleine Kapelle stand mal unten im Tal.

 

Bis der Staudamm gebaut werden sollte.

 

Sie hatte Glück, dass sie originalgetreu hier oben wieder aufgebaut wurde.

 

Am Grund des Stausees befinden sich noch fünfzig Almen, die inzwischen vermutlich nur noch aus Mauerresten bestehen.

 

Es wurde früher so vielen Menschen ihr Zuhause genommen durch Staudämme und Überflutungen, nicht nur hier. Wie schrecklich das gewesen sein muss, seine Kindheit, sein Zuhause, seine ganze Lebensgeschichte, alles unter den Fluten zurücklassen zu müssen!

 

 

Bis zur Passhöhe sind es nur noch wenige Kilometer durch wilde schöne Landschaft!

 

Wow!

 

 

Eine Viertelstunde später sind wir auf der Passhöhe des Cormet de Roselend und merken es nicht. 

 

Es ist ein großzügiger Wanderparkplatz und ich habe nur Augen für die Berge in der Ferne.

 

Und ich mache zufällig ein Foto.

 

 

Ich mag die schöne karge Landschaft hier in fast 2.000 Metern Höhe sehr! 

 

 

Hin und wieder passieren wir kleine geschlängelte Wege, alte Steinbrücken, von oben kommende Bäche und fröhliche kleine Wasserfälle.

 

 

Dann fahren wir durch einen halboffen Tunnel und unter einem Gebirgsbach - dem Nant Cruet - hindurch.

 

Er stürzt hier ins Tal und mündet in die Isère.

 

 

Schließlich erreichen wir den nächsten Stausee - den Lac du Chevril - bei Tigne. 

 

 

Im Innenbogen der Staumauer sind Reste eines großen Freskos. Es soll Herakles sein, der mit seinen Schultern die Staumauer hält. Das Fresko nennt sich Géant de Tignes und ist aus 1989.

 

Herakles´ Haarschopf wäre von der Straße aus eigentlich noch ein wenig zu erkennen. Aber ich weiß nichts von einem Fresko und sehe es deswegen nicht, fotografiere aber den Staudamm im Vorbeifahren.

 

Später lese ich das und entdecke dann erst den Haarschopf auf meinen Fotos. Kann man mal sehen, wie blind ich durch die Gegend fahre.

 

 

In weiter Ferne sehen wir eine Kirchturmspitze und Appartementkomplexe oben auf dem Berg, 

 

Das sind Ortsteile, die zusammen den Ort Tignes bilden.

 

Das alte, das ursprüngliche Tignes wurde 1952 von der aufgestauten Isère ertränkt. Schon wieder sowas!! Menno!

 

 

Wir fahren durch eine lange Reihe in den Fels gebauter Gallerien am Ufer des Stausees.

 

Der Stausee - der Lac de Chevril - ist dramatisch dunkel. 

 

 

Wir fahren weiter durch das Val-d´Isère - das Tal der Isère - Richtung Col de L´Iseran, unserem fünften Pass. 

 

 

 Der Ort Val-d´Isère ist im Winter schneesicher, hat eine steile Weltcup-Skipiste und Gletscher zum Sommerskifahren.

 

Und der Col de L´Iseran lockt Radfahrer her.

 

Jetzt im September ist es eine Geisterstadt, aber ein kleiner Spar-Laden hat geöffnet.

 

Wir haben nämlich schon wieder Hunger und nur noch wenig zu essen an Bord.    

 

 Wir kaufen einen Salatkopf, Tomaten und Gurke und ein paar abgepackte Würste, die wir für Grillgut halten. 

 

Als Susi und Tatti noch rauchen, verrate ich, dass in 5 Kilometern auf dem nächsten Pass ein toller Schlafplatz ist. 

 

 

Der Col de L´Iseran ist normalerweise von Juni bis Oktober geöffnet. Aber ich sagte ja bereits, man weiß ja nie.

 

Und der hier ist höher und wir haben immer noch keine Ahnung, wie das Wetter sich hier in den französischen Alpen normalerweise verhält. Aber zum Glück ist er offen.

 

 

Der Col de L´Iseran ist mit einer Höhe von 2.764 m der höchste befahrbare Gebirgspass der Alpen und wird unser letzter Pass sein.

 

Aber das werden wir erst morgen beschließen. 

 

Der Pass ist insgesamt 47 Kilometer lang.

 

Im ersten Viertel befindet sich ein kleiner Wanderparkplatz, auf dem wir wahrscheinlich übernachten können. 

 

Ich bin mir ziemlich sicher, das wir ihn lieben werden. Denn ich habe ihn schon bei Google Streetview angesehen.  

 

Wir fahren durch das obere Isèretal.

 

Die Isère fließt als schmaler Fluss neben uns durch die Almwiesen. Das Wasser kommt aus kleinen Gletscherseen, die sich in den Bergen vor uns befinden. 

 

Wir sind jetzt im Nationalpark La Grande Sassière sehr nah an der italienische Grenze.

 

 

Da vorne ist es, sage ich aufgeregt. 

 

Tatti biegt vor einer kleinen steinernen Brücke - der Pont Saint-Charles - links ab auf einen Sandparkplatz.

 

Und Susi folgt uns.

 

Und dann wird uns klar, dass wir einen Abend und eine Nacht und einen Morgen in einer atemberaubenden Bergwelt verbringen dürfen.

 

 

Ich schiebe die Schiebetür auf und das Rauschen des Flusses, der nah am Platz entlang fließt, ist so laut, dass wir lautetr reden müssen. 

 

Und jetzt stehen wir da bei den Autos. Tatti und Susi schnacken bei einer Zigarette darüber, wie wir am Besten stehen sollten.

 

Ich stehle mich davon und setze mich auf die Mauer der Brücke, lasse die Beine baumeln und muss buchstäblich heulen vor Glück. 

 

Susi und Tatti parken um. Sie stellen die Fahrzeuge längs an die Isere mit den Schiebetüren zum Wasser. Perfekt! 

 

Neben mir ist ein Grashang, von dem das Pfeifen der Murmeltiere zu hören ist, und unter mir plätschert das Gebirgswasser.

 

Jetzt sehe ich Tatti und Susi im Kofferraum kramen. Dann fährt Tatti auf Auffahrkeile, steigt aus, und begutachtet ihr Werk.

 

What a wonderful world it could be!!!

 

 

Ich muss dem Piepsen einfach auf die Spur gehen und steige langsam und vorsichtig den Grashang auf der Suche nach Murmeltieren hoch. 

 

Und dann entdecke ich plötzlich eines nicht weit von mir. Es kommt aus seinem Bau, sieht mich, erstarrt, schaut schnell weg, piept und rennt wieder zurück in den Bau.

 

Ich warte. Und mag kaum atmen. 

 

Dann kommt es wieder raus, richtet sich auf, dreht sich hektisch hin und her und versteinert schließlich aufrecht im hohen Gras mit einem festen Blick in meine Augen.

 

Und so stehen wir zwei da auf dem Hang, das Murmeltier und ich.

 

Und warten.

 

Auge in Auge. Und das ist so ein süßer spezieller Bergwelt-Moment! Das Murmeltier ist so nah! Vielleicht ist es eine Mutter und die Jungen sind im Bau.

 

Dann wendet es sich wieder ab, bleibt aber vorm Bau hocken. Ich mache ein Foto und ziehe mich vorsichtig und langsam zurück und lasse den Hang und meine neue kleine Freundin lieber in Ruhe. 

 

Auf der Straße fahren bis 5 Uhr  noch ein paar Autos und Motorräder vorbei, aber dann ist es still. 

 

Jetzt ist nur noch das Rauschen des Wassers zu hören und ab und zu gelegentlich begleitet von den das Piepen der Murmeltiere.

 

Außer uns stehen auf dem großen Wanderparkplatz nur noch fünf andere Wohnmobile.  

 

 

Den ersten Hunger stillen wir mit Kaffee und frischen französischen Eclairs, Appenzeller Bärli-Biber und Linzer Törtli-Keks.

 

Das haben wir auf dem Weg hierher eingesammelt. Europa-Reste-Essen also. 

 

Dann dusche ich in unserer kleinen Nasszelle mitten in der Weite dieser überwältigenden Natur.

 

Das warme Wasser rieselt auf meine Haut, während um mich herum diese riesigen Berge sind und Murmeltiere piepsen und Gletscherwasser plätschert. Und sogar Steinböcke soll es hier geben!

 

Während ich mich einseife, weiß ich, dass die Berge gleich unsere Abendessen-Kulisse sind. Beim Abtrocknen hier oben in der Einsamkeit und der Natur auf dem Col de l´Iseran bin ich Lichtjahre entfernt von meinem anderen Leben. Von meinem Job, meinen Sorgen, von allem. 

 

Es gibt nur noch uns drei mit Hund und Freiheit und Abenteuer.  

 

Nach dem Duschen gehe ich in meinen Crocs den Wanderweg, der in die Berge führt, ein Stück hoch und sehe mich um. 

 

Der Parc national de la Vanoise wurde zum Schutz des Steinbocks gegründet. Um den Lokalmatador zu Gesicht zu bekommen, müsste ich aber weiter wandern.

 

Eine Wanderstunde entfernt gibt es eine Schutzhütte. Von dort aus führen Wanderweg zur italienischen Grenze. Eine dieser Rundwanderungen ist nur 10 Kilometer lang. Klingt zu schaffen.

 

Sie beinhaltet allerdings 1000 (!!) Höhenmeter Sie führt zu einem Dreitausender. Das können wir knicken.  

 

 

Und noch was: Hunde sind hier im Wandergebiet ohnehin verboten, auch angeleinte Hunde. Kein Witz! 

 

 

 

Ich setze mich auf einen Felsen und schichte ein umgefallenes Steinmännchen neu. Nebenbei beobachte ich das Treiben unten auf dem Platz.

 

Ein Mann in meinem Alter kommt nur mit Handtuch um seine Hüfte und in Badelatschen aus seinem Wohnmobil.

 

Er geht zum Fluss und lässt sein Handtuch fallen, um nackt in ein kleines gestautes Becken der Isère zu steigen. Oh mein Gott, der macht das wirklich und wäscht sich im Gletscherwasser! Brrr. Es schüttelt mich. Wie abgehärtet muss man sein?

 

Boah, zum Glück haben wir eine Dusche und einen Warmwasserboiler. 

 

Auf dem Weg zurück, gehe ich zu seinem Wasserbecken. Er ist natürlich längst weg. Was denkst du denn?

 

Ich hocke mich hin und halte meine Hand ins Wasser. Es ist eisig. Oh mein Gott!! Niemals würde ich da freiwillig nackt reinsteigen! 

 

 

Dann gehe ich meinen üblichen abendlichen Routinen nach. Ich zeichne das neue Routenstück auf die Landkarte in der Schiebetür, schreibe etwas in mein Reisetagebuch und suche das Foto des Tages aus, drucke es aus und klebe es dazu. Das bereitet mir immer wieder viel Freude. 

 

Dann stelle ich auch noch schnell ein paar Fotos von den schönen Passstraßen und Gebirgslandschaften in meinen WhatsApp-Status. 

 

Als ich fertig bin, brät Susi gerade die Würste aus dem kleinen Laden in Val d´Isère. Diots de Savoie-Fumé au bois de hêtre non Galibier steht drauf. Tisch und Stühle haben Tatti und Susi auch schon aufgebaut.

 

Ich werde später feststellen, dass hier auf dem Wanderparkplatz zwar das Übernachten, nicht aber das sogenannte Campingverhalten (Rausstellen von Tisch und Stühlen) erlaubt ist. Aber ahnungslos wie wir jetzt noch sind, breiten wir uns rund um unsere Autos aus. 

 

Aber es ist ja auch nichts los und wir nehmen Niemandem den Parkplatz weg und der Natur schadet unser Abendessen meiner Meinung nach auch nicht. 

 

Und es kommt auch Niemand und meckert. Aber trotzdem nicht nachmachen, Leute! 

 

 

Unsere Diots - so recherchiere ich - sind typisch für Savoyen. Sie sind aus Schwein und Gemüse und diese hier sind über Buchenholz geräuchert. Ah ja. In Susis Bratecke riecht es auf jeden Fall superlecker, findet auch Hannes.

 

Ich koche Kartoffeln und Tatti schneidet Tomaten, zerbröselt Feta und zupft Salatblätter klein.

 

Das Abendessen ist perfekt mit den kross gebratenen Würsten, Grillkäse, heißen Kartoffeln, Salat, Wein, Baguette und einem zartrosa Abendhimmel.

 

Wir genießen unser Essen und unser Leben gerade sehr, stoßen an, reden, erzählen uns kauend

 

... was wir bisher am Schönsten fanden, ...

 

... reden über die Spots, die noch kommen sollen ...

 

... und erzählen uns nach dem Essen, was uns traurig macht ...

 

... und was uns glücklich macht ....

 

... und was wir vermissen ...

 

... und was wir nicht vermissen ...

 

... und was in den Tagen vor der Abfahrt in unserem anderen Leben dahinten hinter den Bergen noch so los war.

 

Es ist erst Tag 5, der hier gerade zuende geht, aber es fühlt sich so an, als würden wir schon immer in diesem Leben hier leben.

 

Unser Alltag ist Lichtjahre entfernt. 

 

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