Bagno Vignoni
Am nächsten Morgen treibt es uns samt Wohnmobil Richtung Meer.
An unserer Strecke liegt der kleine Ort Bagno Vignoni mit einer Thermalquelle. Wir parken außerhalb auf einem Besucherparkplatz und machen uns zu Fuß auf den Weg. Rechts vom Fußweg, der hinunter zum kleinen Ort führt, schauen wir auf die Parkanlage, den Pool und eine noble Fassade eines pompösen Spa Ressorts oben auf einem Hügel mit frisch gemähten Rasenflächen. Auf weitläufig verteilten einzelnen Liegen sehen wir ab und zu einen Hotelgast im weißen Bademantel entspannen. Und ich denke eine Weile darüber nach, ob ich auch gerne mal so einen Urlaub des süßen Nichtstuns machen würde. Nein, würde ich momentan auf jeden Fall nicht. Wir spazieren weiter hinunter in den mittelalterlichen Ort und erreichen den Hauptplatz in der Dorfmitte.
Dort befindet sich die Thermalquelle unter einem rechteckigen Wasserbecken, das nahezu den gesamten Dorfplatz einnimmt. Am Rand des Beckens sind Restaurant-Terrassen, auf denen man vorzüglich speisen können soll.
Früher haben die Menschen in diesem Becken gebadet. Heutzutage wird etwas außerhalb des Ortes unter einem Wasserfall oder in einem Becken in den Felsen oder im Wellness Ressort gebadet.
Das Wasser soll auf jeden Fall Haut-, Knochen- und Gelenkbeschwerden lindern. Sehr praktisch! Merke ich mir auf jeden Fall.
Dann machen wir uns auf die Suche nach thermalen Felsbadestellen mit Wasserfällen außerhalb des Ortes in der Natur. Am südlichen Ortsrand werden wir fündig.
Wir stehen offensichtlich oberhalb der Wasserfälle, können aber nichts erkennen. Die Wasserfälle will ich natürlich unbedingt sehen.
Tatti guckt in die Tiefe, hebt die Hände abwehrend und sagt "Ich komme nicht mit runter." Dann mache ich das eben alleine.
Bei inzwischen großer Hitze klettere ich über schmale steile Kiespfade weit nach unten. Der schwere Fotoapparat schlägt mir dabei immer wieder gegen die Rippen, weil ich mich mit beiden Händen am Gestrüpp festhalten muss.
Wie, bitteschön, kommen denn die Menschen mit Gelenkproblemen hier runter?
Unten angekommen entdecke ich nur einen kleinen Rinnsal und eine etwas größere Pfütze und habe auch keine Ahnung, ob ich an der falschen Stelle stehe und auch keine Idee, wo ich noch suchen könnte.
Die Wasserfälle entpuppen sich als ein minipupskleines Ding und gar nicht fotogen. Und ich bin mehr als enttäuscht.
Vor mich hin meckernd quäle ich mich wieder hoch zu Tatti. Wir schlendern oben am Hang entlang und entdecken eine Bank mit Panoramablick, wie gemacht für unser mitgebrachtes Picknick.
Als wir dort oben kauend sitzen und in die Weite schauen, bin ich wieder zufrieden.
Und plötzlich dürfen wir uns über achtundzwanzig Grad, blauen Himmel und Sonnenschein freuen!
Wir kaufen im Supermarkt ein und fahren weiter gen Südwesten und gen Küste und kommen bei Castiglione de la Pescaya über die Kuppe und sehen das schöne blaue Meer vor uns liegen.
Wie so oft in diesem Urlaub hören wir Bello e impossibile, dessen Klänge bis in alle Ewigkeit sämtliche Italienbilder dieser Reise in uns wachrufen werden, und unser Wohnmobil gleitet in eleganten Schwüngen hinunter zum Wasser.
Wir sind wild entschlossen, mal wieder komfortabel zu duschen und peilen einen Campingplatz an.
Camping Santa Pomata
Auf dem Camping Santa Pomata melden wir uns an der Rezeption und irren daraufhin mit einem Parzellenplan zwischen Wohnwagen, Autos und Baumstämmen umher. Wir sollen uns einen Platz aussuchen.
Aber wir können uns beim besten Willen für keine einzige Parzelle entscheiden. Wir mögen einfach keine hohen Bäume über uns. Und keinen Schatten. Und keinen Trubel um uns herum.
Und überhaupt... Wir sind Zigeuner, Vagabunden, Hippies und unsere Freiheit, jederzeit weiterziehen zu können, ist uns irgendwie heilig.
Und vor allem brauchen wir dringend Himmel über uns und Sonne auf der Haut! Das denken wir gleichzeitig. "Wollen wir nicht doch lieber nochmal nach einem Wohnmobilstellplatz suchen?" frage ich. Tatti ist erleichtert. Wir steigen ein und hauen wieder ab. Und duschen können wir ja auch im Wohnmobil.
Durch ein kleines Wäldchen schlendern wir zum leeren Strand, wo der strandverrückte Hannes nach Herzenslust herumrennt, sich wälzt und buddelt und völlig außer sich ist.
Und wo wir drei einfach nur glücklich sind! Mit einem Stückchen Meer, der Abendsonne und dem Wellenrauschen...
Zurück auf dem Stellplatz fragen unsere Nachbarn, ob Hannes mal helfen und eine Maus im Wohnmobil erschnüffeln dürfe.
Igitt! Hannes findet es auf jeden Fall sehr spannend, als Spürhund eingesetzt zu werden. Er gerät beim Beifahrersitz in Ekstase, aber eine Maus ist nicht zu entdecken. Die zwei haben es dabei belassen. Oh Gott! Ich hätte den Sitz ausgebaut!