Tag 7 Porto Ercole, Forte Stella und Orbetello

 

 Yachthafen von Porto Ercole 

 

Am zweiten Monte Argentario-Tag radeln wir auf einem gut ausgebauten Fahrradweg am Wasser entlang in die andere Richtung der Halbinsel.

 

Ich bin heute mit einem leichten Hexenschuss wach geworden und muss mein Fahrrad zum Aufsteigen jedes Mal flach hinlegen, das rechte Bein langsam und vorsichtig leicht anheben und auf die andere Seite setzen und das Fahrrad dann wieder in Zeitlupe hochnehmen. Normales Aufsteigen geht gerade nicht. Das sieht superuncool aus, funktioniert aber wenigstens. Immer schön positiv bleiben! Und ich habe Schmerztabletten eingenommen. Ich will einfach nicht auf diese schöne Tour verzichten!

 

In Porto Ercoles neuerem Hafen liegen kleine und mittelgroße Yachten aneinandergereiht an mehreren Stegen. Tatti beobachtet eine größere Yacht, die gerade rückwärts eingeparkt wird. Und ich beobachte Tatti. Interessant, wie vertieft und geduldig sie sich das anschaut! 

  

 

Ich kann mich vor lauter Fotomotiven gar nicht entscheiden und mache auf die Schnelle eine Reihe Fotos von Booten mit hohen Masten mit meinem Fahrrad und ohne mein Fahrrad, mit Rettungsring und ohne, von Steg eins, dann von Steg zwei undsoweiter...

 

Die Taue klackern gegen die Masten, die kleinen Wellen plätschern gegen die Bootswände und ich bin im Fotorausch und Meeresstimmung. Die Fotos sehen allerdings am Ende alle gleich aus. Macht aber nichts. 

 

 

Forte Stella 

 

Im Ort Porto Ercole fahren wir erstmal Richtung Burg, biegen in die Via Forte Stella, eine lange, aufsteigende und am Ende ganz schön steile Straße, ein.

 

 

Die Straße eröffnet uns wunderschöneAusblicke und bringt uns steil hoch zur Burg.

 

 

Vor uns ragt die machte und scheinbar unangreifbare graue Festung in die Höhe. Eine Fußgängerbrücke führt zum Eingang. 

 

 

Nach rechts haben wir einen bombastischen Blick auf die Küste mit einer schönen Bucht und ins Meer abfallenden Bergen. Links von der Festung können wir hinüber zur nächsten Festungsanlage Rocca Spagnola auf dem benachbarten Berg und auf die Häuser und den Hafen von Porto Ercole schauen.

 

Weiter hinten sehen wir sogar die Dämme zwischen Halbinsel und Festland und können bis hinüber zum Festland blicken. Was für ein Panorama!

 

 

Und hier oben ist es so unendlich still und einsam. Hunde dürfen nicht mit reinkommen. Ich zahle Eintritt bei zwei Frauen, die an einem Klapptisch hinter dem Eingang zur Burg sitzen und bin dann ganz alleine auf dem Burgdach. Ich genieße die Stille gerade so sehr. Es ist hier so wunderschön!

 

 

Vom Dach der Burg schaue ich lange in alle Richtungen. Heiraten kann man da oben übrigens auch. Was für ein toller Ort! Ganz lange halte ich mich auf dem Dach der Burg auf. Tatti wartet mit Hannes unten und hat von dort auch einen tollen Blick.

 

Und dann gehe ich nochmal runter vor die Burgmauer, sammle Steine und lege ein Herz aus Steinen als Gruß für meine Mädels daheim auf den Boden, um dann nochmal auf den Turm zu steigen und das Herz vom Dach aus zusammen mit dem Meer zu fotografieren.

 

 

Porto Ercole

 

Wir steigen wieder auf unsere Fahrräder und oben bei der Burg geht es so steil bergab, dass ich Angst habe, mein Rad könnte mit mir zusammen nach vorne kippen. Also erstmal im Schneckentempo rollen. Nach steilen vierhundertfünfzig Metern biegen wir zweimal links ab und befinden uns auf der Via Panoramica. Das ist eine mehr als atemberaubende Straße, die nah am Meer mit sanfter Neigung hinunter zum Ort führt.

 

Hierher verirrt sich zu dieser Jahreszeit kaum noch ein Auto, daher gehört die Straße uns. Wir könnten die Halbinsel auch mit dem Auto umrunden. Das wären vierzig Kilometer und dauert circa anderthalb Stunden, ist aber nicht zu empfehlen. Irgendwann weiter hinten kommt ein unbefestigtes Wegstück mit tiefe Furchen.

 

 

Jetzt aber genieße ich die Talfahrt auf jeden Fall per Rad. Rechts neben mir glitzert die ganze Zeit das Wasser. Das Blau des Meeres zusammen mit dem Blau des Himmels und dem Wind im Gesicht und auf Armen und Beinen machen superviel Spaß!

 

In diesem Moment hätte ich gerne eine Actioncam auf dem Helm, um die Fahrt filmen zu können.

 

Und ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen.

 

  

Gerade als ich denke, wir müssten den Bremsen mal eine Pause gönnen, sehe ich auch schon die ersten Häuser von Porto Ercole und wir trudeln ein im alten Hafen.

 

 

Hier gefällt es mir auch sehr gut, denn es wirkt nicht ganz so touristisch und irgendwie so lässig und unaufgeräumt. Und eine Wimpelgirlande weht im Wind. Sehr bezaubernd.

 

 

Orbetello 

 

Orbetello ist der nächste Ort, den wir ansteuern. Er liegt an der Route zurück zum Stellplatz auf dem mittleren der drei Landzungen, die die Halbinsel mit dem Festland verbinden. Er ist recht unspektakulär. Es gibt dort eine Fußgängerzone und einen Hauptplatz, Eisdielen, Pizzerien und ein paar Geschäfte.

 

Das besondere an Orbetello ist allerdings die Lage inmitten der Laguna di Orbetello, wo man mit etwas Glück auch Flamingos entdecken könnte. Die Lagune wird begrenzt von den anderen beiden Landzungen.

 

Wir wollen jetzt aber nicht die Lagune erkunden, sondern freuen uns über eine rosa geschmückte Mädchenstraße und schließen unseren Tagesausflug mit Gelato ab. Wir denken vorsichtshalber gar nicht über unsere Speckröllchen nach, sondern sind im absoluten Genießermodus. Urlaub eben. 

 

 

Am Ende des Tages freuen meine Mädels sich über das Steineherz- Foto mit ihren Namen. Und meine Freunde melden zurück, dass wir alles richtig machen, denn in Norddeutschland ist nichts als Dauerregen und Kälte. Da genießen wir Bella Italia doch gleich doppelt!

 

Als es dunkel wird, machen wir es uns im Wohnmobil gemütlich und ich gestalte wie jeden Abend die neue Reisetagebuchseite mit meinen Fotos des Tages, die ich mit einem Minidrucker ausdrucke. Der Drucker ist so klein wie eine Zigarettenschachtel, genial für meine Zwecke. Ich sitze ein knappes halbes Stündchen zwischen einem Stifte- und Papierschnipselchaos und erlebe und erinnere dadurch den Tag viel bewusster. 

 

Danach überlegen wir uns grob die weitere Route für morgen. Wie ich auch das liebe, das Stöbern in den Reiseführern, spannende neue Orte aufzuspüren und direkt am nächsten Tag dorthinzufahren, einen schönen Schlafplatz zu suchen, im Supermarkt herumzustümpern, regionale Köstlichkeiten zu ergattern und dann voller Leidenschaft und Hingabe die Gegend zu erkunden!